07/2020

In diesem Heft

Tipp

Online, 16. bis 23. Juli – Das Festivalteam von NaturVisionhat sich für eine Online-Ausgabe entschieden; dafür wurde der Festivalzeitraum verdoppelt. Beim eigentlich in Ludwigsburg angesiedelten Event stehen dieses Jahr 60 Natur- und Umweltfilme auf dem Programm, die in diversen Kategorien Preise gewinnen können. Mit einem Festivalpass erhalten Zuschauer Zugriff auf alle Filme und können diese, so oft sie wollen, ansehen; auch ein kostenfreier Bereich ist vorhanden. Das Programm ist ausschließlich aus Deutschland abrufbar.
Spike Lee verarbeitet in »Da 5 Bloods« den Vietnamkrieg und andere Traumata, die die Afroamerikaner in den USA stets mehr trafen als andere Bevölkerungsanteile
Einer, der das ganze Leben nichts zustande gebracht hat, schreibt einen Roman und wird unsterblich: »Die Geburt des Leoparden«
In Serienform ist im dystopischen »Snowpiercer« so einiges anders als in Bong Joon-hos Film von 2013
Lisa Bryant dokumentiert in »Filthy Rich« den Fall Jeffrey Epstein als nachholendes Stück Aufklärung
Die französische Serie »Vampires« dreht den »Twilight«-Stoff von innen nach außen
Der Serie »Stateless« gelingt es, den ganz realistischen Schrecken der australischen Asylpolitik in eine schlüssige dramatische Form umzusetzen, ohne ins allzu Belehrende zu verfallen
Tony McNamara, Drehbuchautor von Yorgos Lanthimos' Hit »The Favourite«, widmet sich mit ähnlichen Mitteln der russischen Zarin
Mit der dritten Staffel bringt die Serie »Dark« ihre verwickelte Geschichte um Zeitreisen, Schicksal und Atomkraftwerk zu einem krönenden Abschluss

Thema

Der Tod von George Floyd hat eine weltweite Protestwelle ausgelöst. Amerikanische Filme setzen sich schon seit Jahren mit Rassismus und Polizeibrutalität auseinander. Ein Überblick
Gerade hat er zwei Lolas bekommen – Eine für die Rolle des fürsorg­lichen Sozialarbeiters in »Systemsprenger«; die zweite gab es für einen unberechenbaren, psychopathischen Geschäftemacher in »Berlin Alexanderplatz«. Für Albrecht Schuch sind solche Seitenwechsel kein Problem. Er ist aktuell der wandelbarste deutsche Schauspieler
Früher repräsentierte er den Glamour Hollywoods. Manchmal steht er für schiere Lebensfreude. Doch irgendwann sind seine Wasser trübe geworden. Über den Swimmingpool im Film
Schon im Mai haben die ersten Kinos wiedereröffnet. Und Umfragen zeigen: Das Publikum sehnt sich nach der großen Leinwand. Die Pandemie aber hat auf die Filmbranche heftige Auswirkungen. Und unter strengen Hygienebedingungen scheint der Neustart für viele unwirtschaftlich
Christian Petzold ist Stammgast der Berlinale, mit Filmen wie »Barbara« und »Transit«. Für »Undine«, seine poetische Wiederbelebung einer sagenhaften Wasserfrau, bekam Paula Beer im Februar den Silbernen Bären. Thomas Abeltshauser hat den Regisseur in Berlin getroffen
Unsere "steile These" des Monats Juli

Meldung

Keine Festivalbesucher in den Straßen: Auch die traditionellen Oberhausener Kurzfilmtage fanden ausschließlich im Netz statt
Ausgerechnet im Jubiläumsjahr, dem 20., musste das Japan-Filmfestival Nippon Connection online stattfinden. Im Fokus standen das Frauenbild und die zuweilen rätselhaften Geschlechtsverhältnisse
Kida Khodr Ramadan, 43, ist seit fast zwanzig Jahren in deutschen Film- und TV-Produktionen zu sehen; für die Hauptrolle in »4 Blocks« wurde er mehrfach ausgezeichnet. Sein neuer Film »Man from Beirut« startete im Autokino und läuft inzwischen auch regulär

Filmkritik

Aufwendig und actionreich als Realfilm inszeniert, geht bei der Geschichte der Heldin Mulan die vordergründige Botschaft, dass auch Mädchen die Welt retten können, in den üblichen Disney-Rollenklischees unter
Ein Todkranker checkt in einem auf professionelle Sterbehilfe spezialisierten Hotel ein: unentschlossener, jedoch optisch reizvoller Genremix zwischen elegischem Drama und Gruselthriller
Ein einsamer Mann in eisiger Weite sieht sich konfrontiert mit der Frage nach dem Sinn. Er bricht auf zu einer Reise, die von Beginn an auch eine metaphorische ist. Abel Ferraras Film »Siberia« reizt mit der Freiheit der Form und dem Mut seiner Gedanken
Ein halbes Jahrhundert nach »Ein Mann und eine Frau« begegnen sich Jean Louis Trintignant und Anouk Aimée wieder. Damals war er ihrer Liebe nicht gewachsen, nun ist sie die einzige Erinnerung, die ihm geblieben ist. Unter der Regie von Claude Lelouch entdecken sich die wunderbaren Darsteller wieder neu: mit rüstiger Nostalgie und wachsamem Elan
Reichlich dröges Biopic von Marjane Satrapi: Das Hauptaugenmerk liegt pathetisch auf der Liebes- und Arbeitsbeziehung von Pierre und Marie Curie
Ein deutscher Breakdance-Film? Aber ja, das funktioniert ganz fantastisch, man muss lediglich die richtigen Tänzer haben und eine Geschichte, die emotional zu Herzen geht
Döblins Geschichte von einem, der gut sein will und doch das Böse tut, verlegt ins Berlin von heute. Ein Film mit einer Wucht, wie man sie selten gesehen hat im deutschen Kino
Das Märchen über die beiden verstoßenen Geschwister wird hier aus einer Perspektive erzählt, die einen geänderten Zugriff auf dessen Subtext ermöglicht. »Gretel & Hänsel« ist ein erfreulich komplexer Genrebeitrag
In Episoden erzählt Christian Klandt aus dem Mikrokosmos einer Kneipe. Sympathischer Film voller kautziger Typen, dem man seine gelegentliche Fahrigkeit gerne verzeiht: »Leif in Concert Vol. 2«
Swobodniks Dokumentarfilm bietet unaufgeregte Einblicke in ein Szenario, wo revolutionäre Gesinnung auf post-chavistische venezolanische Realität trifft
Ein Film zwischen allen Genres, weder dokumentarisch, noch reiner Spielfilm: Ein Film, der niemanden belehren oder warnen will und von den eigenen Fehlern erzählt
Würdiger Abschluss von Guzmáns großer Trilogie politisch-philosophischer Heimatfilme, die von der Wüste über das Wasser ins Gebirge geht und in beeindruckender Dichte Persönliches mit Universellem verdichtet
Ein Frau, die in Deutschland sozialisiert ist, besucht ihre Schwester in ihrer Jurte in der mongolischen Steppe. Uisenma Borchus Film erzählt von unterschiedlichen Lebensentwürfen, er zelebriert den Austausch und die Kraft der Frauen
Eine wahre und berührende Geschichte von familiärer Gewalt, Verletzung und versuchter Heilung, erzählt mit viel audiovisuellem Getöse, doch leider ohne nachvollziehbares Erkennnisinteresse der Filmemacher
Der neue Film von Christian Petzold ist ein modernes Spiel mit dem Märchenmythos der Wasserfrau, eine Meditation über die Liebe, eine Hommage an die Wasserstadt Berlin und der bisher romantischste Film des Regisseurs
Michael Figgis' unspektakuläre Dokumentation »Somebody Up There Likes Me « zeigt, dass es für Ron Wood auch ein Leben neben den Rolling Stones gibt
Dramaturgisch nicht ganz überzeugend gewichteter Dokumentarfilm zum Thema Brot, der besonders interessante Einblicke in Marketing, Entwicklung und Produktion industrieller Lebensmittelproduktion bietet
Ein junger Mann kommt nach dem Studium zurück in sein Heimatdorf, wo er auf Konflikte, Stagnation und Gleichgültigkeit stößt. Nuri Bilge Ceylan schafft ein faszinierendes, vieldeutiges Werk, das man als Parabel auf die aktuelle Situation in der Türkei lesen kann, aber nicht muss: »The Wild Pear Tree«
Firmagers formal konventioneller, aus vielen Interviews und Originalausschnitten schwungvoll zusammengeflochtener Film ist – absichtlich oder nicht – so kritisch, wie ein Fanstück je sein kann: Wie tief man in die Psyche der Protagonistin einsteigen möchte, und wie man mit den Erkenntnissen umgeht, überlässt er komplett dem Publikum
In der Mischung aus Romanze, Musikfilm und Komödie über zwei gegensätzliche Frauen, die beruflich neue Wege einzuschlagen versuchen, funktioniert der Film als angenehm kurzweilige Unterhaltung
Irgendwo in Südamerika, tief in den Bergen, trainiert eine Gruppe von minderjährigen Guerilla-Kämpfern für den Umsturz – eine perfekt inszenierte Meditation über verlorene Unschuld, ein asymmetrischer Kriegsfilm, ein düsteres Märchen und vieles mehr: »Monos«
Vordergründig ein Beziehungsdrama vor malerischer Inselkulisse, auf den zweiten Blick eine interessante Studie über eigene und fremde Peinlichkeiten, die einerseits absichtsvoll inszeniert werden, den Protagonisten anderseits unterlaufen: »La Palma«
Ein Familiendrama, in dem ein Vater das Vatersein lernt, souverän inszeniert mit den visuellen Mitteln des Film noir; und im Zentrum Mark Waschke, der sich mitfühlend der Fehlbarkeit seiner Figur annimmt: »Der Geburtstag«
Ein nerdiger Computerspiel-Programmierer wird gegen seinen Willen zum Star eines mörderischen Fight Clubs, dem Millionen Zuschauer über das Internet folgen. Jason Lei Howdens Actionfilm »Guns Akimbo« erinnert an exzessive Genrespektakel wie »Crank«, jedoch fehlt es ihm die stilistischer Brillanz
Sozialdrama von Hüseyin Tabak, das ganz um seine Hauptfigur, die rumänische Romni Ali herum gebaut ist und den Boxsport zur deutlichen Lebensmetapher macht. Die Roma-Aktivistin Alina Șerban ist ein Ereignis in der Hauptrolle. Ihr sprechender Blick ist es, der den Zuschauern eine ganz eigene Sicht auf prekäre Arbeitsverhältnisse und das Hamburger Milieu vermittelt
Ein betont ruhiger Urlaubsfilm der etwas anderen Art: Gekonnt mischt Carolina Hellsgård (die mit »Endzeit« einen der besten deutschen Genrefilme der letzten Jahre drehte) Familienszenen, Momente eines Reifeprozesses und die Flüchtlingsfrage in einen Film, der keine Lösungen bereithält, aber die großen Fragen ganz lakonisch stellt
Eine Psychoanalytikerin und angehende Romanautorin begleitet ihre Klientin, eine Schauspielerin, zu deren Filmdreh und entpuppt sich inmitten der Spannungen am Set selbst als Frau am Rande eines Nervenzusammenbruchs: »Sibyl« ist eine originelle Tragikomödie über die Wiederkehr des Verdrängten mit Hilfe der Fiktion
Stimmungsvoll inszenierte weibliche Selbstfindungsodyssee – sehr glaubhaft in der Hauptrolle: Cécile de France – in die Welt nomadischer Mongolen, bei der allerdings das Schlüsselthema der schamanischen Trance im Dienste einer Liebesgeschichte zu knapp abgehandelt wird
Das Biopic erzählt von Harriet Tubman, der bekanntesten afroamerikanischen Fluchthelferin der Underground Railroad. Hauptdarstellerin Cynthia Erivo (mit einer Oscarnominierung geehrt) ist der Anker dieses Films mit allzu vielen Soap-Opera-Anleihen
Die Geschichte vom Bombenanschlag bei den Olympischen Spielen in Atlanta, bei dem der unbedarfte Richard Jewell innerhalb weniger Tage vom Helden zum Hauptverdächtigen wurde, erzählt Clint Eastwood schnörkellos und mit sehenswerter Besetzung
Der afroamerikanische Teenager Tyler wird von seinem strengen Vater zu sportlichen Höchstleistungen gepusht. Nach einer Verletzung steuert Tyler auf einen dramatischen Zusammenbruch zu. Trey Shults' Highschool-Melodram überzeugt mit seiner rohen Emotionalität und mit einzigartigen Bildern
Yann L'Hénoret begleitet die Entstehung von Jean Paul Gaultiers Revue »Freak Show« in einer konventionellen Dokumentation. Dabei verlässt er sich allein auf die Kreativität und das nahe Umfeld des Modeschöpfers, ohne eine eigene Bildsprache zu entwickeln. Hübsch anzusehen, aber wenig innovativ
Mit erstaunlicher Leichtigkeit und auf Augenhöhe mit ihren Protagonisten erzählt Sarah Winkenstette von zwei sehr unterschiedlichen Jungen, die ihre Heimat verloren haben. »Zu weit weg« ist ein einfühlsamer, niemals sentimentaler Film über Vertreibung und Integration

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