Sky: »And Just Like That...« Staffel 3

»And Just Like That...« (Staffel 3, 2025). © HBO

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Mehr Bodenhaftung

Einer der vielen Vorwürfe, die der Serie »And Just Like That...« über eine Freundinnenclique rund um die Autorin Carrie (Sarah Jessica Parker) gern gemacht werden, hat mit fehlendem Realismus zu tun: So lebt doch keine(r). Oder wohnen Printjournalistinnen Ü50 etwa in 19.-Jahrhundert-Häusern in Manhattans Edelviertel Gramercy Park? Horten High Heels, das Paar ab 700 Euro aufwärts? Haben jeden Tag Zeit für Freundinnen-Lunch? Und lernen en passant gut aussehende Heteromänner im gleichen Alter kennen?! Eben.

Darüber hinaus würde die Serie, krittelt es weiter, verkrampft versuchen, eine aufgepfropfte Diversity-Agenda zu erfüllen. Doch spätestens mit der kürzlich gestarteten dritten Staffel müssten die Skeptiker:innen einsehen, dass es dem Formatentwickler Michael Patrick King primär um zwei sehr schöne Dinge geht. Erstens: Seine Heldinnen sollen ihre jeweiligen Prüfungen unbedingt »in style« meistern. Und zweitens: Es mag die traurige Wahrheit sein, dass Partyhopping und One-Night-Stands im Leben der meisten Frauen, die auf die 60 zugehen, seltener vorkommen. Aber erzählen darf man es trotzdem.

Zudem haben die Abenteuer von Carrie, Miranda (Cynthia Nixon), Charlotte (Kristin Davis), Lisa (Nicole Ari Parker), Seema (Sarita Choudhury) sowie diversen Ehemännern und »gay best friends« an Bodenhaftung gewonnen – und zerlegen die glänzende Kulisse teilweise selbst: Durch den malerischen Garten von Carries Häuschen führt eine »Rattenautobahn«; angesichts der ekligen Viecher, die plötzlich um ihre Designerschuhe wuseln, wirkt der Sehnsuchtsort New York doch nicht mehr ganz so attraktiv. Die clevere Geschäftsfrau Seema pokert sich aus ihrer eigenen Firma heraus; Filmemacherin Lisa kämpft mit den Vorgaben einer starfixierten Redaktion und dem Weggang ihrer Editorin – alles drei durchaus branchenübliche Sujets. Und Charlottes pragmatischer Ehemann Harry (Evan Handler) hat Prostatakrebs.

»And Just Like That...« suchte von Anfang an einen anderen Weg als das eher sitcomartig konzipierte Vorgängerformat »Sex and the City« – eine horizontale Erzählstruktur, mehr Drama, weniger Männergeschichten. Und auch wenn vor allem Kristin Davis alias Charlotte der neuen, realistischeren Anmutung noch immer mit quietschendem Overacting begegnet und man den klassistischen Unterschied zwischen »deren Welt« und dem dagegen geradezu hemdsärmelig wirkenden eigenen Milieu natürlich stets wahrnimmt, lässt sich doch an erstaunlich viele Szenen anknüpfen. Zum Beispiel wenn Carrie die nach ihrer Scheidung zunächst wohnungslose Miranda bei sich einziehen lässt und entdeckt, dass das mit dem engen Zusammensein früher besser auszuhalten war. Oder wenn die Familie beim »Glampen«, der glamourösen Camping-Variante, New Yorks unwirklich schöner Kulisse keinen Blick schenkt und stattdessen im Zelt am Miniscreen klebt: Das kennt man, egal ob in New York oder Castrop-Rauxel.

OV-Trailer

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