»Blockbuster-Kinosommer« – Dinos, Drachen, Autos und ein neuer Superman: typischer Hollywoodsommer – oder? Vinzenz Hediger über Hollywood heute: Mythos & Marketing +++
»Der Flexible« – Typecasting war nie ein Problem für Louis Hofmann. Jetzt spielt er einen Malocher in »Frisch« +++
»Mir ist mies« – Adam Elliots neuer Film »Memoiren einer Schnecke« beweist: Animation kann sehr drastisch sein +++
Im Kino: Memoiren einer Schnecke | The Life of Chuck | 28 Years Later | The Ballad of Wallis Island | Vermiglio | Der Salzpfad | Frisch +++
Streaming: The Narrow Road to the Deep North | Poker Face | Die perfekte Schwester | Deep Cover | Twin Peaks +++
In diesem Heft
Tipp
Auch in der neuen Staffel von »Poker Face« zieht Natasha Lyonne als menschlicher Lügendetektor durch die Weiten der US-amerikanischen Provinz und löst Mordfälle. Dieses Mal sogar den gewaltsamen Tod einer Wüstenmaus!
Vom Krieg und der Liebe: Die australische Miniserie »The Narrow Road to the Deep North« von Justin Kurzel spielt auf drei Zeitebenen.
Scott Frank versetzt in »Dept. Q« den Jussi-Adler-Olsen-Stoff nach Schottland, mit Matthew Goode als aus England stammendem, stets missmutig seine Umgebung betrachtenden Ermittler Carl Morck.
In »Die perfekte Schwester« müssen sich zwei Schwestern zusammenraufen, um einen Mordfall zu lösen. Dank Jessica Biel und Elizabeth Banks ist das einigermaßen unterhaltsam.
Wer auf der Bühne improvisieren kann, macht doch sicher auch als Agent keine schlechte Figur? In »Deep Cover« rekrutiert die Polizei eine Gruppe von Schauspielern, die dann tatsächlich sehr spontan handeln muss.
In »Matlock« spielt Kathy Bates eine Anwältin, die mit Ü70 den erneuten Berufseinstieg wagt und nebenbei eine ganz eigene Agenda verfolgt.
In der dritten Staffel des »Sex and the City«-Nachfolgers »And Just Like That...« zeigt sich, worauf es ankommt: den Problemen des Lebens als Frau über 50 »in style« zu begegnen.
Kein Rauch ohne Feuer: Die Serie »Smoke« erzählt von einem Brandermittler, der irgendwann Feuer gefangen hat.
Der liebevoll gestaltete Claymationfilm über die Lebensgeschichte von zwei Zwillingen in Australien ist skurril, witzig, ein bisschen versaut und voller kreativer Einfälle. Eine universelle, menschliche Parabel über das Scheitern und Berappeln für ein erwachsenes Publikum und Schneckenliebhaber.
Staffel 3 der Gründerzeitserie »The Gilded Age« beschäftigt sich unter anderem mit der wichtigen Frage, ob geschiedene Frauen weiter Teil der Gesellschaft sein können.
Am 8.7. spricht Angelina Maccarone im Kino des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums mit epd-film Autor Ulrich Sonnenschein über »Klandestin«.
Thema
Er ist der Typ aus »Dark«, der mit der gelben Regenjacke... Die Karriere von Louis Hofmann ist mit dem Serienboom der zehner Jahre verknüpft. Aber er trägt auch ganz unterschiedliche Kinorollen: vom Fürsorgezögling in »Freistatt« über den tolldreisten Passfälscher bis zum zupackenden Malocher, jetzt in »Frisch«.
Meldung
Filmkritik
Der siebte Film des Franchise zeigt neue Figuren auf altbewährter Forschungsmission. Das bietet zwar eine schöne Rolle für Scarlett Johansson als Actionheldin, ist aber vor allem mehr vom Gleichen.
Kunstvoller Doku-Thriller über einen Caravaggio, der erst 2021 in Madrid als solcher identifiziert wurde. Spannend, lehrreich und visuell absolut überzeugend.
In authentischen Bildern von rauen Landschaften erzählt »Der Salzpfad«, basierend auf dem internationalen Bestseller, die Geschichte der notwendigen Wanderung eines Ehepaars in prekären Umständen (beachtlich: Jason Isaacs und Gillian Anderson). Selten war der Weg so sehr das Ziel wie hier.
Ein Mutter-Tochter-Urlaub an der spanischen Küste bei Almeria entwickelt sich zum komplizierten Kräftemessen zwischen drei Frauen, die mit ihrem Schicksal hadern., und zwischen drei sehr unterschiedlichen Schauspielerinnen.
Ein fürs deutsche Kino ungewöhnliches und hartes Thriller-Drama, das sich vom Stil klassischer Fernsehkrimis abhebt und mit Atmosphäre, Milieuzeichnung und einer emotionalen Geschichte um zwei ungleiche Brüder überzeugt.
Ein behutsamer Dokumentarfilm, der das Topos des bhutanischen Bruttonationalglücks zum Anlass für einen bewusst unspektakulären und intimen Road Movie durch die Hochtäler des Himalaya nimmt.
Das Biopic über die erste Lebenshälfte der surrealistischen Malerin und Künstlerin Leonora Carrington findet treffende optisch-akustische Entsprechungen für ihre Psyche, während die Bildwelten der Künstlerin fast unsichtbar und die Dialoge allzu plakativ wirken. Solides Period Piece vor Fernweh erzeugender Kulisse.
Charmante irische Komödie über einen erwachsenen Sohn, der sich plötzlich um vier pflegebedürftige Damen kümmern muss – und seine Bedürfnisse darüber zu vergessen droht. Herzerwärmend, komisch, aber ohne Überraschungen.
Ein italienisches Bergdorf 1944 ist Schauplatz einer komplexen Familiengeschichte. Genreszenen erscheinen im Stil kunstvoll komponierter Tableaus. Innere und äußere Konflikte entwickeln sich mit der Wucht klassischer Dramen.
Den adoleszenten Drifter Simon verschlägt es an einen Fluss, an dem eine Clique abhängt und er Marie kennenlernt. Willy Hans' sinnlich-experimentelles Langfilmdebüt fängt in haptischen 16-Milimeter-Bildern voller Assoziationsräume den sommerlichen Müßiggang junger Menschen und eine Annäherung inmitten der Natur ein.
Nicht immer ganz schlüssig, aber in Momenten ausgesprochen magisch, klinkt sich Mike Flanagan in seiner dritten Stephen King-Adaption ins Leben von Chuck Krantz ein, um zu beweisen, dass jedes auch noch so banale Leben magische Momente hat, die es zu feiern gilt!
Eine alte Frau lebt mit einem Streunerhund auf einer Industriebrache am Rande Moskaus. Spenden sie einander Trost in der Unbehaustheit oder projizieren die Frau und der Hund (lediglich) ihre Träume aufeinander? Die Perspektive der Erzählung richtet sich vom Vier- auf den Zweibeiner, dreht das Machtverhältnis im Hund-Mensch-Gebilde um und stößt das Denken an.
Ein exzentrisch schluffiger Lotto-Millionär will ein lang getrenntes Singer Songwriter Folk-Duo zumindest für ein Inselkonzert wieder zusammenbringen und löst damit unerwartet emotionale Turbulenzen und Heilungsprozesse aus. Das Sequel zu einem Kurzfilm von 2007 lebt von der in Jahren gewachsenen Chemie zwischen den beiden Drehbuchautoren und Darstellern.
Regisseur Niclas Bendrixen schickt ein dänisches Ehepaar auf eine sentimentale Reise nach Rom. Das Geschenk ihrer Tochter zum 40. Hochzeitstag erweist sich als zweideutige Gabe, denn die routinierte Zweisamkeit wird auf harte Proben gestellt. Ein Parcours hartnäckiger Klischees, den das Publikum dank der einnehmenden Hauptdarsteller glimpflich überstehen kann.
In dieser dekonstruierten Chronik des Schicksals von FEMEN-Aktivistin Oxana Schatschko vermengen sich die Ereignisse ihres letzten Lebenstages in Paris mit den Stationen ihres politischen Werdegangs in der Ukraine: ein hautnah inszeniertes und auch dank einer überzeugenden Darstellerin berührendes Requiem für eine Frau, für die Kunst gleichbedeutend mit Revolte war.
Die romantische Heimatkomödie mit Sigi Zimmerschied und Luise Kinseher als zwei gescheiterte Existenzen kommt nicht so recht in Schwung.
In seinem instruktiven wie unterhaltsamen Dokumentarfilm würdigt Johann Betz den Architekten Sep Ruf, der – nicht nur als Planer des Bonner »Kanzlerbungalows« oder des Münchner Justizzentrums Neue Maxburg – einen prägenden Einfluss auf die Architektur und die Stadtplanung der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte hatte.
Der liebevoll gestaltete Claymationfilm über die Lebensgeschichte von zwei Zwillingen in Australien ist skurril, witzig, ein bisschen versaut und voller kreativer Einfälle. Eine universelle, menschliche Parabel über das Scheitern und Berappeln für ein erwachsenes Publikum und Schneckenliebhaber.
Die Neuauflage von Oliver Rihs' fast gleichnamigen Episodenfilm ist nicht ganz so kultig wie das Original, entwirft aber erneut skurrile wie unterhaltsame Berlin-Charaktere mit ihren unterschiedlichen Nöten.
Doku über 16 Jazz-Musiker, die sich bei einem Improvisationsfestival, der zweiten Monheim Triennale im Sommer 2024, erstmals begegnen und zusammen musizieren. Ohne Plan, aber mit viel Elan. Hier kann man erfahren, wie Musik entsteht.
Im dritten Teil der Zombiereihe erweitern Danny Boyle und Alex Garland das Genre um Familiendrama und Folkhorror, Gesellschaftsdystopie und existenzphilosophische Reflexionen. Effektvoll, aber thematisch und stilistisch mehr Stückelei als sich zum organischen Ganzen fügend.
Atemloser, extrem spannender Actionfilm über den Rennzirkus der Formel 1, mit sehr vielen schönen Menschen, absehbarem Plot und ein paar Ungereimtheiten – und doch grandios anzusehen.
Der elfjährige Einzelgänger Elio, der davon träumt, von Aliens entführt zu werden, sieht eines Nachts seinen Wunsch erfüllt – sich aber auch vor neue Herausforderungen gestellt. Der neue Pixar-Film ist ein weiteres Plädoyer für Außenseiter, in der Beschwörung der Utopie eines friedlichen Zusammenlebens höchst aktuell.
Len Wisemans »John Wick«-Spin-off etabliert mit Ana de Armas' Eve nicht nur eine neue Heldin im Kosmos der Filmreihe. Dieser überaus gradlinige Action-Film markiert auch eine Rückkehr zu den Anfängen der Serie. Allerdings hat seine Rachehandlung einen deutlich stärkeren emotionalen Resonanzboden als »John Wick« vor mehr als zehn Jahren.
Live-Action-Remake des erfolgreichen Animationsfilms, in dem das turbulente Märchen vom Wikingerbuben Hicks erzählt wird, der sich mit dem Drachen Ohnezahn anfreundet. Obwohl Wikinger das natürlich eigentlich überhaupt nicht dürfen. Den resultierenden Problemen aller Art wird sodann frech die Stirn geboten. Auf Krach und Krawall folgen Friede, Freude, Eierkuchen.