Amazon: »Deep Cover«

englisch © Prime Video

Gefährliches Schauspiel

Sich ganz auf eine neue Rolle einlassen, spontan auf ungewöhnliche Situationen reagieren und selbst in stressigen Momenten die Ruhe bewahren. All das sind Qualitäten, die man nicht nur als Undercover-Agent*in mitbringen muss, sondern die auch beim Improvisationstheater mehr als nützlich sind. Und so ist es gar nicht so abwegig, dass in »Deep Cover« ausgerechnet in einem Londoner Impro-Workshop ein Polizist aufschlägt und ein kleines Team zu rekrutieren versucht.

Für Kat (Bryce Dallas Howard), die es als amerikanische Schauspielerin in der britischen Hauptstadt nicht weit gebracht hat, ist der Undercover-Job die einzige Chance, endlich mal was anderes zu erleben. Auch Marlon (Orlando Bloom) wittert eine einmalige Gelegenheit, zumal er nichts so sehr liebt, wie sich jeder noch so unbedeutenden Figur mit Haut und Haar, also im besten Method-Acting-Stil, zu verschreiben, und trotzdem selten für mehr gebucht wird als zweitklassige Werbespots. Derweil gerät Hugh (Nick Mohammed) eher zufällig in die Sache hinein, schließlich wollte der schüchterne IT-Nerd, der im Büro immer wieder schikaniert wird, eigentlich nur mittels Impro-Nachhilfe sein Selbstbewusstsein aufmöbeln.

Für ein paar Hundert Pfund soll das ungleiche Trio für Detective Billings (Sean Bean) das Netzwerk des Drogendealers Fly (Paddy Considine) infiltrieren. Wie groß die Gefahr ist, auf die sich dabei einlassen, spielt der Cop allerdings gehörig herunter. Als Kat, Marlon und Hugh – nach der Bekanntschaft mit Flys rechter Hand Shosh (Sonoya Mizuno) und einem alles andere als harmlos endenden ersten Einsatz – realisieren, wie ernst die Lage wirklich ist, ist es natürlich längst zu spät, um unbeschadet aus der Sache herauszukommen. Und so müssen sie, wie sollte es anders sein, gehörig improvisieren.

Zu den kreativen Köpfen hinter diesem Hundertminüter mag zwar der US-Amerikaner Colin Trevorrow gehören, der mit der ersten »Jurassic World«-Trilogie jeglichen Indie-Kredit verspielte. Doch die Sorge, »Deep Cover« könnte eine lieblos-austauschbare Actionkomödie sein, wie Hollywood sie von den Russos und anderen zuletzt regelmäßig bei den Streamern an den Start brachte, erweist sich als unbegründet. Auch weil der Film durch Regisseur Tom Kingsley, durch die Co-Autoren und durch die Nebendarsteller Ben Ashenden und Alexander Owen (bekannt als Comedy-Duo »The Pin«) letztlich eine spürbar britische Handschrift trägt.

Ohne bahnbrechend Neues zu wagen, funktioniert »Deep Cover« als kurzweilige Unterhaltung mit origineller Prämisse, schwarzem Humor und einigen überzeugenden Actionsequenzen. Howard ist deutlich stimmiger besetzt als zuletzt in Argylle, Bloom geht mit ansprechender Selbstironie ans Werk, und Considine setzt seine aktuelle »MobLand«-Rolle fort. Das beste Timing allerdings bringt Nick Mohammed mit, der nach Jahren verlässlicher Comedy-Arbeit am Rande und dem Erfolg von »Ted Lasso« hier mit leisem Witz auftrumpft.

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