08/2025
»Peak Pascal« – Der Schauspieler Pedro Pascal ist gerade überall. Jetzt mit Dakota Johnson in Celine Songs »Was ist Liebe wert – Materialists« +++
»40 Grad plus« – Hitze als Katalysator für Handlung und Vorwand für nackte Haut: Über (zu) heiße Sommer in Hollywood +++
»Die Dröhnung« – Wie das Sound Design erfunden wurde und was es für einen Film wie »Sirât« leistet +++
Im Kino: Cannes-Preisträger Sirât | Der Kuss des Grashüpfers | Bring Her Back | Rave On +++
Streaming: April | We Are Lady Parts | Dexter: Wiedererwachen + Interview mit Michael C. Hall | Untamed | The Bear Staffel 4 +++
In diesem Heft
Tipp
Lena Dunham kehrt mit »Too Much« sowohl zum Serienformat als auch zur autobiografischen Inspiration zurück. Megan Stalter (»Hacks«) spielt ihr Alter Ego, das nach einem Beziehungsaus von New York nach London zieht.
Mascha Schilinskis »In die Sonne schauen« hat es als erster deutscher Film nach neun Jahren in den Wettbewerb von Cannes geschafft und sogar einen Preis gewonnen. Kein Wunder: Der Film ist eines der ambitioniertesten Projekte des aktuellen deutschen Kinos – eigenwillig, poetisch und hoch komplex.
Die Actionkomödie »Heads of State« schert sich herzlich wenig um realistische Bezüge, sondern nutzt aktuelle Vor- und Feindbilder ganz frivol nur für den Filmspaß.
Der Totgesagte lebt tatsächlich länger: In »Dexter: Wiedererwachen« geht die Saga um den Serienmörder mit den guten Gründen weiter – mit prominenter Besetzung und vielen vertrauten Gesichtern.
In der vierten Staffel von »The Bear« dürfen sich die Figuren trotz Stress und Druck weiterentwickeln, in kleinen Etappen und ohne dass die Konflikte gleich in Wohlgefallen aufgelöst werden.
Im zweiten Spin-off zur Krimiserie »Bosch«, inspiriert von Michael Connellys Romanreihen, leitet die Martial-Arts-Spezialistin Maggie Q als Renée Ballard eine Abteilung für »cold cases«.
Am 7.8. spricht Tim Ellrich im Kino des Deutschen Filminstituts & Filmmuseums mit epd-film Autorin Maxi Braun über »Im Haus meiner Eltern«.
Krimi mit Westernelementen: »Untamed« versucht, den Reiz des »Yellowstone«-Universums auf Netflix zu rekreieren.
Thema
Ob als Herzensbrecher oder gebrochener Held – an Pedro Pascal führt derzeit kein Weg vorbei. Mit Charme, Nahbarkeit und Haltung hat er sich in Hollywoods erste Liga gespielt. Thomas Abeltshauser über den Mann der Stunde
Meldung
Michael C. Hall. Der 1971 in Raleigh, North Carolina geborene Schauspieler feierte seine ersten großen Erfolge auf der Theaterbühne. Als ihn Sam Mendes 1999 in seiner Broadway-Produktion von »Cabaret« als Emcee besetzte, wurde die Film- und Fernsehbranche auf ihn aufmerksam. Zwei Rollen erwiesen sich als prägend für Halls Karrier: zuerst die von David in Alan Balls »Six Feet Under«, für die er Nominierungen und Preise erhielt, und dann die Titelfigur von »Dexter«, des Serienkillers, der andere Killer zur Rechenschaft zieht.
Zwischen Realismus und Absurdität: Das Filmfest München präsentierte starke deutsche Filme, die eine große stilistische Bandbreite abdeckten.
1986 startet Il Cinema Ritrovato als Fachevent, 2025 ist es ein Publikumsmagnet mit zahlreichen Fans alter Filme, die ihre Festivalpässe ausgiebig nutzten.
Filmkritik
Weil sein Sohn mit einem Gendefekt zur Welt kommt, der ihn das erste Lebensjahr kaum überleben lassen wird, füttert ein Informatiker seine in einem streng überwachten Hightechprojekt entwickelte KI mit den Daten des Jungen. Regisseur Simon Jaquemet verbindet Familiendrama mit Science-Fiction zu einem sehr aktuellen Film, der seinen komplexen Fragen nicht ganz gerecht wird, am Ende aber nachhallt.
Bildmächtig und fantasievoll geht die Norwegerin Tallulah H. Schwab der Frage nach: Was ist Realität? Die assoziationsgeladenen Momentaufnahmen spiegeln eine oberflächenreizübervolle Beliebigkeit.
Der Dokumentarfilm über die mittlerweile 82-jährige Künstlerin Meredith Monk erzählt von einem beeindruckend erfüllten Leben, und macht – trotz einiger Klischees über die gebeutelte »Künstlerseele« – die Verve und das Talent der interdisziplinären Performerin, Choreografin, Komponistin und Vogelstimmenfreundin deutlich.
Vor drei Jahren legte das Regieduo Philippou mit seinem Debüt die Latte im Horrorgenre hoch, jetzt nehmen sie dieselbe mit ihrem Zweitling souverän. Zwei kürzlich verwaiste Halbgeschwister kommen bei einer Pflegemutter unter. Rituelle Operationen an der Grenze zum Jenseits beschwören neuerlich Katastrophisches. Bitte anschnallen!
Elmar Imanovs bizarres Drama erzählt von einem Schriftsteller, der Abschied von seinem entfremdeten Vater nehmen muss. Doch das ist nur eine Ebene des Films, der mit surrealen Motiven, absurden Details und schrägem Humor einen faszinierenden Trip in Innenwelten unternimmt.
In ihrem Regiedebüt fühlt Pia Hierzegger der eigenen Generation den Puls und schickt drei Freundinnen auf einen tragikomischen Selbstfindungstrip vom verregneten Campingplatz in der Steiermark an den sonnigen Lido in Venedig.
Schlauer Dokumentarfilm über eine den »Reichsbürgern« nahestehende Szene, in der turbokapitalistische Selfmade-Wertschöpfung, faschistoide Geisteshaltung und alchemistische Praxis einen gefährlichen Urschlamm ergeben.
Rare, eindrückliche und trotz der restriktiven Umstände ihrer Herstellung höchst aufschlussreiche Einblicke in das Agieren führender Taliban nach deren Sieg in Afghanistan 2021.
Maren-Kea Freeses neuer Film ist eine unaufgeregte Kulturclash-Komödie und zugleich die Selbstermächtigungsgeschichte einer Lausitzerin, die ausbricht und in Wien ihre Freiheit findet – mit einer großartigen Fritzi Haberlandt.
Oliver Laxes endzeitlicher Wüsten-Raver-Roadtrip ist nicht immer leicht zugänglich, besticht aber durch eine mysteriös faszinierende Atmosphäre, wummernden Sound und vielfältige Interpretationsmöglichkeiten.
In Cédric Klapischs neuem Film wird ein Familienerbe durch Kunst und Abstammung weitergereicht. Schaulustig changiert er zwischen der Gegenwart und der Belle Époque, die sich beide ihrer Modernität rühmen. Er stellt konservative Fragen – und findet spielerisch dynamische Antworten.
Juliane Sauter hat ihren Dokumentarfilm der Sopranistin Renata Scotto gewidmet, die nach den Dreharbeiten im Alter von 89 Jahren starb. Die Verehrung für die rüstige Dame überschattet freilich nie die Ausstrahlung ihrer jüngeren Kolleginnen Angel Blue und Valerie Eickhoff, die ihren Beruf im je eigenen Spannungsfeld zwischen Hingabe und Zweifel ausüben. Ein überraschend leiser Opernfilm.
Szenisch darstellen, was man nicht aussprechen kann: Im Dokumentarfilm von Andrea Deaglio stellt die Psychoanalytikerin Eva Pattis Zoja diesen Ansatz für Kinder in extremen sozialen Notsituationen vor. Thematisch unentschlossen, rückt der Film parallel die von der Analytikerin selbst erlebten familiären Traumata in den Vordergrund.
Ein Drama voller charmanter Leichtigkeit und stiller Melancholie, das Familie neu definiert. Mit bezauberndem Cast, insbesondere Valeria Bruni Tedeschi und César Botti.
Ein Sommer, drei Generationen von Bäuerinnen zwischen Melkmaschine, Heuernte, Lama-Kastration und Badesee: Das im besten Sinne widerspenstige Debüt thematisiert die Probleme der Landwirtschaft, ungewollte Schwangerschaften und einen pragmatischen Umgang mit der Nähe zur Natur in sinnlichen Bildern und mit authentischer Mundart und Besetzung.
Das Mädchen Carola muss sich nach der Verletzung ihres Vaters in einer illegalen Mine in der Atacama-Wüste durchsetzen. Beeindruckende Mischung aus Thriller und Neo-Western, hervorragend gespielt und atemberaubend fotografiert. Ein Juwel in der heutigen Filmlandschaft.
Ein langjähriges Paar (Dave Franco und Alison Brie) plant einen Neuanfang auf dem Lande, wo sich die Spannungen zwischen beiden allerdings noch steigern. Origineller Horrorfilm, der geschickt Body Horror mit der Anatomie einer Paarbeziehung verbindet.
Ein engagiertes, aber etwas einstimmiges dokumentarisches Plädoyer für eine Umwälzung von Sorgearbeit besonders für/von Menschen mit Handicap.
Überraschender Horrorfilm für Kinder, der die Themen Verlust und Trauerbewältigung mit viel Glitzer und bunter Farbe tüncht und durch einen tollen Cast rund um eine starke Heldin, emotionale Tiefe, eine originelle Geschichte, visuelle Fantasie und gutes Timing in Witz und Suspense überzeugt.
In dieser halbdokumentarischen Sozialkomödie werden alkoholsüchtige Frauen in einer Entzugsklinik porträtiert, ohne Larmoyanz und Moralisieren und mittels einer Stippvisite in die Wüste: ein weiterer französischer Erfolgsfilm über ein abtörnendes Thema.
Während einer Clubnacht versucht ein ehemals gefeierter Producer seinem Idol seine neue Platte zu überreichen. Nikias Chryssos’ und Viktor Jakovleskis filmischer Ketamintrip verwandelt das Kino mit formalem Wagemut in einen Club und verhandelt das Gefühl einer Szene zwischen Exzess, Eskapismus und Abgründen, zwischen gestern und heute, Vinyl und TikTok-Artists.
Trotz viel Humor und seinen drei höchst attraktiven Stars ist Celine Songs zweiter Film weniger eine romantische Komödie im klassischen Sinn als eine kluge, facettenreiche und bittersüße Abhandlung darüber, welchen komplexen Überlegungen sich beziehungssuchende Großstadtsingles heutzutage stellen müssen.
In ihrem blutigen »Legacy Sequel« zum Slasher-Klassiker aus dem Jahr 1997 von Jim Gillespie setzt Regisseurin Jennifer Kaytin Robinson auf die körperliche Präsenz ihrer beiden Hauptdarstellerinnen Madelyn Cline und Chase Sui Wonders.
»Superman« war im Kern immer eine positive Einwanderungsgeschichte, und Regisseur James Gunn, der auch das Drehbuch geschrieben hat und die Neuausrichtung des DC-Universums verantwortet, spart nicht an Hinweisen auf aktuelle Konflikte. Das macht »Superman« zu einem modernen, politisch deutlichen Blockbuster mit einem schlagfertigen und selbstironischen Helden.
Animationsfilm um ein rennbegeistertes Mädchen, das es schafft, beim Grand Prix einen verletzten Fahrer zu vertreten. Ein weitgehend unoriginelles Drehbuch und stereotype Hauptfiguren kennzeichnen den Film, mit dem die Betreiber des Freizeitparks in Rust ihr fünfzigjähriges Jubiläum feiern.
Der mittlerweile fünfte Animationsfilm um die blauen Wesen mit ihren weißen Zipfelmützen, 1958 von dem belgischen Zeichner Peyrou erdacht, zeigt sie erneut auf einer Mission in die Außenwelt, wo sie verhindern müssen, dass ihr Erzfeind, der böse Magier Gargamel (verstärkt von seinem Bruder Razamel) die Weltherrschaft an sich reißt. Mit dem No Name Schlumpf als interessantem Protagonisten balanciert der Film zwischen Figurencharakterisierung und Actionszenen, weiß aber nicht so recht, ob sein Humor eher für Kinder oder für Erwachsene geeignet ist.