Kritik zu Die Schlümpfe – Der große Kinofilm
Der mittlerweile fünfte Animationsfilm um die blauen Wesen mit ihren weißen Zipfelmützen, 1958 vom belgischen Zeichner Peyo kreiert, wendet sich nicht ausschließlich an ein kindliches Publikum
Jetzt ist es amtlich: Das Böse wohnt in Bayern. Dort, nicht weit von München, erhebt sich mit einem hohen Turm das Anwesen des finsteren Magiers Razamel. Das ist nun der ganzen Welt bekannt, denn anders, als man vielleicht vermuten könnte, ist diese Ortsangabe keine Eigenheit der deutschen Synchronfassung dieses Films, sondern – wie eine Nachfrage beim Verleih ergab – weltweit so. Ob die früheren Dreamworks-Mitarbeiter Chris Miller (Regie – »Shrek der Dritte«, »Der gestiefelte Kater«) oder Pam Brady (Buch – »Ruby taucht ab«) bei einer Promotour mal schlechte Erfahrungen in München gemacht haben oder was sonst dahinter stecken könnte, bleibt offen.
Die Schlümpfe, kleine blaue Wesen mit weißen Zipfelmützen, Ende der fünfziger Jahre von dem belgischen Zeichner Peyo kreiert, brachten es im Gefolge einer langlebigen amerikanischen Zeichentrickfernsehserie (272 Episoden, 1981–1989) auch in Deutschland zu beträchtlicher Popularität, es gab sogar ein Schlumpf-Eis, das die Zunge blau färbte. Nach einem belgischen Zeichentrickfilm 1975 kamen drei computeranimierte weitere Filme aus den USA.
Das neue Werk folgt dem bewährten Erzählmuster, dass ein folgenschweres Ereignis die selbstgenügsamen Schlümpfe (die ähnlich harmoniesüchtig sind wie die »Trolls«) zwingt, ihr heimeliges Dorf zugunsten der großen weiten Welt zu verlassen. Diesmal ist es nichts weniger als die Entführung ihres Oberhauptes Papa Schlumpf durch einen bösen Zauberer, der ihm ein Geheimnis entlocken will, mit dessen Hilfe er die Welt zu unterjochen plant. War sonst Zauberer Gargamel der Erzfeind, taucht dieser nun zusammen mit seinem noch hinterhältigeren Bruder Razamel auf, dem er selbst bald nicht mehr gewachsen ist. Dass beide auch etwas mit der Herkunft von Schlumpfine zu tun haben, macht die Angelegenheit noch geheimnisvoller.
Wenn zu Beginn des Films ein eher traditionelles Lied, das man mit den Schlümpfen assoziiert, in einen Rap-Song übergeht, ahnt der Zuschauer, dass den Schlümpfen diesmal ein Upgrade verpasst wurde – Schlümpfe 2.0 gewissermaßen. Hauptprotagonist ist No-Name-Schlumpf, der als neues Mitglied der Schlumpf-Gemeinde erst seine Rolle finden und die eigenen Selbstzweifel im Hinblick auf seine speziellen Fähigkeiten überwinden muss. Das Finale führt die blaue Gang dann – im Anschluss an Paris, das australische Outback und Bayern – in andere Dimensionen, denn Razamel will ein Buch mit Zauberformeln an sich bringen.
Hier hat der Film seine schönste Sequenz, wenn die Hetzjagd durch die Dimensionen zu einem Trip durch verschiedenste Animationsformen wird, von der Computeranimation über Knetfiguren bis zu Bleistiftzeichnungen. Fans, die sich in der Behaglichkeit der schlumpfigen Weltabgewandtheit eingerichtet haben, dürften diesen Film vermutlich als neumodisch ablehnen, als Mainstream-Animationsfilm bietet er durchaus die erwartete Kurzweil, auch wenn er oft nicht recht zu wissen scheint, ob er sich an ein kindliches oder an ein erwachsenes Publikum wenden will.
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