Paramount+: »Dexter: Wiedererwachen«
Totzukriegen ist er offenbar nicht. Beinahe 20 Jahre ist es her, dass Dexter Morgan, seines Zeichens Polizeiforensiker und Serienkiller gleichermaßen, erstmals auf dem Bildschirm sein Unwesen trieb, und bereits zwei Mal schien seither sein Ende besiegelt. Die Originalserie ging 2013 nach acht Staffeln zu Ende; ohne große Hoffnung auf Wiederkehr fuhr Dexter (Michael C. Hall) damals per Boot in einen Sturm. 2021 dann die späte Fortsetzung, auch um das wenig geliebte Finale ungeschehen zu machen. Dexters neues Leben unter falscher Existenz findet ein jähes Ende, als ihn sein womöglich ebenfalls von Mordlust getriebener Sohn Harrison (Jack Alcott) ausfindig macht, den er nach zehn Folgen dazu bringt, ihn in einem Akt der Erlösung zu erschießen.
Doch siehe da: Dank der eiskalten Temperaturen war jener Gewehrschuss nicht tödlich, und so geht Dexters Saga in »Dexter: Wiedererwachen« abermals unerwartet weiter. Zu seiner eigenen Überraschung wacht der Titelheld in einem Krankenhaus aus einem Koma auf und muss erst einmal zurück ins Leben finden. In Bedrängnis gerät er allerdings schnell wieder, nicht aufgrund der Ereignisse in »Dexter: New Blood«, sondern weil tatsächlich Angel Batista (David Zayas), einstiger Kollege aus Miami, inzwischen herausgefunden hat, dass Dexter noch am Leben ist – und den Verdacht nicht loswird, dass er damals doch der Bay-Harbor-Butcher war. Derweil schlägt sich Harrison in New York City durch, ahnt nicht, dass er seinen Vater gar nicht getötet hat, und wird bald in einen Mordfall verwickelt, durch den er selbst ins Visier der Polizei gerät.
Mit dieser neuerlichen Fortsetzung, die parallel zum im vergangenen Jahr gestarteten Prequel »Dexter: Original Sin« existiert, mutet sich Showrunner Clyde Phillips einen gewagten Spagat zu. Mehr als die durchaus gelungene Prequel-Serie schlagen die neuen Folgen gleichsam als Fan-Service Brücken zu den Anfängen, versuchen aber dennoch, Neues aufzufahren. Als völliger Anfänger in der Welt des Dexter Morgan dürfte man allerdings auf verlorenem Posten stehen.
Für die Gewissens-Zwiegespräche ist nun wieder Vater Harry (James Remar) zuständig, und auch der schwarze Humor von früher ist sehr viel präsenter als zuletzt, wo vor allem ein bitteres Ringen mit der eigenen Vergangenheit im Zentrum stand. Dass sich vom Trinity-Killer bis hin zu Labortechniker Vince Masuka eine ganze Heerschar alter Wegbegleiter die Ehre gibt, ist fast zu viel des Guten. Aber New York als neues Setting funktioniert ziemlich gut.
In Teilen lässt die Originalität der Drehbücher zu wünschen übrig (etwa bei Kadia Saraf als Ermittlerin auf dem Spektrum), doch mindestens Dexter hat als Figur kaum an Reiz eingebüßt. Erst nach den vier der Presse vorab gezeigten Folgen dürfte sich allerdings zeigen, ob der Handlungsstrang rund um Peter Dinklage als schwerreichen Serienmörder-Fan für Hochspannung sorgt oder so abstrus endet, wie er mit Uma Thurman als seiner Handlangerin beginnt.
OV-Trailer
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