Kritik zu Superman

© Warner Bros. Pictures

James Gunn macht aus der erneuten Verfilmung des DC-Stoffs einen modernen, politisch deutlichen Blockbuster mit einem schlagfertigen und selbstironischen Helden im Zentrum

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Seit Jahrzehnten fliegt er am Himmel, samt rotem Umhang mit gelbem »S«, Superkräften – und vier Pfoten: Superdog Krypto ist des Supermenschen bester Freund. Im neuen »Superman«-Film kann Superman im Nachhinein froh sein, sich zum »Dog Sitting« bereiterklärt zu haben. Denn das Hündchen apportiert sein durch einen Kampf gegen den »Hammer von Boravia« geschwächtes Herrchen zur Rekonvaleszenz in die »Festung der Einsamkeit«. Sobald Superman (David Corenswet) durch Sonnentherapie wieder auf dem Posten ist, nervt der fröhliche Köter mit seinem Geschnüffel allerdings ziemlich: Ihm geht es nur um die Wurst, Superman dagegen um die Welt.

Die ist auch in James Gunns Remake des erfahrensten DC-Superhelden in Gefahr: Erzfeind Lex Luthor (Nicholas Hoult) initiiert eine öffentliche Schmutzkampagne gegen Superman, während er heimlich in der Politik mitmischt – die von Luthor gesteuerte Invasion des Landes Boravia in dessen Nachbarland Jarhanpur ist eine Methode, um Zwietracht zu säen. Dass Luthor zudem bewiesen haben will, wie Superman einst von seinen kryptonischen Eltern zur Übernahme der Weltherrschaft instruiert wurde, schwächt dessen Ruf weiterhin. Doch ein echter Held gibt nicht auf.

Ein ehemaliger »Superman«-Seriendarsteller hat kürzlich behauptet, das neueste DC-Werk sei »zu woke«, weil Regisseur Gunn in einem Interview die Relevanz der Einwanderungsgeschichte des Jungen vom Planeten Krypton (der einst von jüdischen Jungen mit Einwanderungshintergrund erdacht wurde) betont hatte. Aber »zu woke« gibt es nicht, und Gunn hat nichts übertrieben. »Superman« war im Kern immer eine positive Einwanderungsgeschichte – und taugt hervorragend als Erinnerung daran, wofür das Land einst stand: eine Heimat für Menschen zu sein, die Zuflucht suchen – egal ob ihr Land durch Kriege erschüttert wird oder ihr Planet explodiert. Gunn, der auch das Drehbuch geschrieben hat, spart nicht an Hinweisen auf aktuelle Konflikte: Das invadierende Land wird von einem »Vasil« mit osteuropäischem Akzent (Zlatko Buric) angeführt, Luthors Megalomanie erinnert an »starke Männer« in aktuellen Regierungen. Doch Rettung naht: Das böse »Metawesen Metamorpho«, dem Superman nach seiner Gefangennahme durch Luthor in einem »Taschenuniversum« begegnet, in dem Affentrolle kreischend das Internet kontrollieren (sic), findet durch die Liebe zu seinem niedlichen Meta-Babysohn zur guten Seite zurück. Und die Presse – in Form vom »Daily Planet« – kann schließlich maßgeblich zur Aufdeckung der dunklen Machenschaften beitragen.

Die »Justice League« scheint eher zum Sprücheklopfen herbeizitiert worden zu sein – dabei hätte man sie nicht gebraucht, der neue »Superman« zeigt viel Selbstironie und (verbale) Schlagfertigkeit. Sogar die alberne Brillen-Verkleidungstheorie wird endlich aufgeklärt: Nicht das schnöde Brillengestell macht aus Superman Clark Kent. Sondern die Brille verändert etwas im Gehirn des Betrachters – er sieht einen anderen Menschen. Kryptos Hundenase täuscht sie allerdings nicht.

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