Amazon: »Heads of State«

© Amazon Studios

Staatchefs im Nahkampf

Ein Hollywood-Actionstar wird Präsident der USA und erfreut sich nach einem halben Jahr im Amt noch großer Beliebtheit. In Großbritannien regiert ein Schwarzer Ex-Agent der Spezialeinheit SAS als Prime Minister. Persönlich können sie sich nicht ausstehen. Letzteres ist von all den Dingen, die in »Heads of State« passieren, das Einzige, das man »realistisch« nennen könnte. Aber Realismus war in dem Genre, das Amazon Prime mit dieser Produktion in der Regie von Ilja Naischuller bedienen will, noch nie ein sinnvoll anzubringender Maßstab.

Einerseits sind die Ziele dieser Actionkomödie sehr bescheiden: Man will jene Art Kinospaß für die Streaming-Ära wiederbeleben, die Filme der »Olympus Has Fallen«-Reihe oder vor noch längerer Zeit »Air Force One« bereiteten. Andererseits wird mit prominenten Namen geradezu geklotzt: John Cena spielt den US-Präsidenten und Idris Elba sein britisches Gegenüber. Priyanka Chopra Jonas, einer der wenigen Stars, denen das Übersetzen von Bolly- nach Hollywood gelang, verkörpert eine Spezialagentin, die den beiden Staatsoberhäuptern wertvolle Schusshilfe leistet. In weiteren Nebenrollen treten mit Jack Quaid, Paddy Considine, Stephen Root, Carla Cugino und Sarah Niles lauter Darsteller an, die fast zu schade sind für die Kurzauftritte, die ihnen zwischen all den Actionsequenzen mit den Haupthelden Cena und Elba noch bleiben.

Die Handlung ist dementsprechend unübersichtlich und doch auf augenzwinkernd-altmodische Weise vorhersehbar: Eine antiterroristische Aktion des britischen Geheimdienstes geht schief, in bester James-Bond-Film-Manier inmitten des Tomaten-Zerquetsch-Festivals »La Tomatina« im spanischen Buñol angesiedelt. Wenig später wird das Flugzeug, in dem der US-Präsident und der britische Premier gemeinsam zu einem NATO-Gipfel fliegen, zum Ziel eines Anschlags. Aber weil sie eben keine Tattergreise sind, können die beiden gerade noch rechtzeitig mit Fallschirmen über Belarus abspringen. Und weil ohne ihre Anwesenheit beim Gipfel der Zerfall des NATO-Bündnisses droht, müssen sie sich von da an quer durch Europa allein durchschlagen, verfolgt von Attentätern, die der hinter allem steckende russische Waffenhändleroligarch losschickt.

Am besten ist »Heads of State«, wenn Präsident und Prime Minister sich wie Schuljungs anfeinden und gegenseitig zu übertreffen versuchen. Das Drehbuch verzichtet weise auf allzu nationalistische Stereotype – die sind den »Volksdarstellern« auf belarussischer und polnischer Seite vorbehalten. Als die beiden schließlich in der »Buddy«-Phase der Komödie ankommen, ist die Luft auch schon raus. Da nutzt es nichts, dass Priyanka Chopra als Love Interest für Idris Elbas Premier bestens geeignet scheint. Wie überhaupt die Nebendarstellerriege viel zu wenig zum Zug kommt. Im Sequel, das zwar noch nicht bestätigt ist, aber im Abspann angelegt scheint, wird das vielleicht anders. 

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