Kritik zu Together – Unzertrennlich

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Ersehnte Intimität oder Co-Abhängigkeit? Der australische Regisseur Michael Shanks setzt in seinem Langfilmdebüt Body-Horror-Elemente zur ­Schilderung der Entwicklung einer Paarbeziehung ein

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Sie lassen die Großstadt hinter sich für ein neues Leben in ländlicher Abgeschiedenheit. Während Millie (Alison Brie) dort eine Anstellung als Lehrerin erwartet, will sich Tim (Dave Franco) auf eine bevorstehende Tour mit seiner Band vorbereiten. So ganz einvernehmlich scheint diese Ortsveränderung allerdings nicht zu sein, wie schon die Abschiedsparty andeutete, wo Millie Tim einen Heiratsantrag machte, der ihn vollkommen überraschte – die langjährige Beziehung des Paares hat offenbar bessere Zeiten gesehen. Was im neuen Heim unterstrichen wird, wenn Millie abends im Bett auf Tim wartet, um körperliche Nähe zu finden, der sich allerdings lieber in sein Arbeitszimmer verzieht, um an einem Song zu werkeln. Und wenn es mal zu einem Dialog kommt, dann drückt Tim seine Unzufriedenheit mit seiner Abhängigkeit von ihr aus, was hier ein handfestes praktisches Problem ist: Da sie das Auto jeden Tag benötigt, um zur Schule zu fahren, ist er auf sie angewiesen, will er den Ort für seine Bandtätigkeit verlassen.

Das ändert sich, als sie bei einer Wanderung von einem Unwetter überrascht werden und in einer Höhle übernachten müssen. Am nächsten Morgen sind die Körperteile, die sich in der Nacht berührt haben, mit klebrigen Fäden überzogen. »Die Invasion der Körperfresser« lässt grüßen, der Angriff auf die Individualität der beiden hat begonnen. Von da an fühlt sich Tim auf extreme Weise zu Millie hingezogen, taucht sogar an ihrem Arbeitsplatz für einen ­Quickie auf. Aber ist es das, wonach sie sich gesehnt hat?

Im Kino funktioniert es noch immer als eines der Idealbilder: das heterosexuelle Paar, das nach 90 Minuten zusammengefunden hat. »Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende« war keine Erfindung dieses Mediums, aber auf der großen Leinwand funktionierte es noch einmal besser. Was in seiner Extremform heute mit dem Begriff der gegenseitigen Abhängigkeit als durchaus krank machendes Verhalten charakterisiert wird, setzt dieser Film als Horrorerzählung mit satirischen Untertönen in Szene, etwa wenn das Gefühl, zueinander hingezogen zu werden, ganz wörtlich genommen wird. Dabei fügt »Together« dem gezeigten Body Horror (normalerweise mit Ekel besetzt, geschuldet den grotesken und blutigen Verformungen menschlicher Körper) eine spielerische Dimension hinzu. Was im schlechtesten Fall eine Demonstration dessen ist, wozu die Spezialeffektkünstler fähig sind, steht im besten Fall, wie in den Filmen von David Cronenberg oder auch jüngst in »Substance«, für körperliche Manifestationen psychischer Vorgänge. So setzt der Film bei allen schockhaften Momenten doch immer wieder auf die Darstellung der Entwicklung einer Paarbeziehung. 

Dem australischen Filmemacher Michael Shanks gelingt mit dieser Kombination einer der originellsten Horrorfilme des Jahres, zumal sich auch die beiden Hauptdarsteller Alison Brie und Dave Franco, im richtigen Leben lange schon ein Paar und hier zudem als MitproduzentInnen beteiligt, spielfreudig in ihre Rollen hineinstürzen.

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