Frank Arnold

Filmkritiken von Frank Arnold

Ist der achtjährige Peter ein fantasiebegabtes Kind oder hört er wirklich in der Nacht aus der Wand seines Zimmers zunächst ein Klopfen und dann eine Mädchenstimme? Und stimmt das, was diese ihm über seine Eltern erzählt? Als Erklärung für deren autoritäres und befremdliches Verhalten macht das jedenfalls Sinn – und hat gravierende Konsequenzen. Horrorfilm über den Schrecken der Kindheit mit einigen ansprechenden Ideen, der jedoch daran scheitert, diese konsequent umzusetzen.
Wie konnte es soweit kommen, dass der damalige Revolutionsführer Daniel Ortega heute zu einem autokratischen Herrscher geworden ist? Der Film sucht eine Antwort auf seine Frage in der Entwicklung Nicaraguas in den 45 Jahren seit der sandinistischen Revolution. Zu Wort kommen damalige Freiwillige aus Deutschland und einstige Weggefährten der Revolution.
Die elfjährige Hedvig würde gerne die Nachfolge ihres Vaters antreten, der als maskierter Held »Superlöwe« den Einwohnern einer Kleinstadt immer wieder in Gefahren beisteht. Allerdings scheint sie kaum die notwendigen Qualifikationen dafür zu besitzen. Animationsfilm, der visuell zwar keine neuen Wege beschreitet, aber die Frage nach wahrem Heldentum aufwirft.
Update des gleichnamigen DDR-Kinderfilmklassikers: Nach dem Tod eines Rummelplatzbesitzers müssen sich dessen Töchter zusammenraufen und überlegen, ob sie das Geschäft des Vaters weiterführen wollen. Die eigentlichen Stars des Films sind drei zum Leben erweckte Geister, die lustvoll Chaos anrichten. Der erste Kinderfilm von Thomas Stuber funktioniert mit Slapstickeinlagen und dem Nachdenken über Verantwortung.
Bei der Reise ihres Schwarms ins südliche Winterquartier stellen sich einige junge Falter ihren Unzulänglichkeiten und akzeptieren diese schließlich, durch ihre Erfahrungen zu neuem Selbstbewusstsein gereift. Animationsfilm, der sich »selfempowerment« für Jüngere charakterisieren lässt, dabei aber zu sehr auf altvertraute Muster setzt.
In Echtzeit ablaufender Thriller um eine hochschwangere Frau im Landhaus ihrer Schwiegereltern. Dort wird sie mit unheimlichen Geschehnissen konfrontiert, die sich als Teil eines Familienfluches erweisen. Die etwas schematische Konstruktion lässt den Bezug zur deutschen Kolonialgeschichte eher beliebig erscheinen.
Im Land Rosas vertrauen die Einwohner ihre Wünsche ihrem König Magnifico an – doch mit deren Erfüllung sieht es schlecht aus. Dagegen rebelliert die junge Asha. Der 62. abendfüllende Animationsfilm aus dem Hause Disney markiert das hundertjährige Bestehen des Unternehmens und gefällt durch den Rückbezug auf Animationstechniken aus der Vor-Computerzeit.
Als eine Gruppe von Geflüchteten aus Syrien in einer nordostenglischen Kleinstadt einquartiert wird, kommt es zu Konflikten mit den Einwohnern, die Sündenböcke für jahrelang aufgestaute Wut finden. Ken Loachs vermutlich letzter Spielfilm.
Ein Schönheitswettbewerb für Frauen, die den Holocaust überlebt haben: was als abwegige Idee erscheint, gibt es in Israel wirklich, erdacht von einer Trauma-Therapeutin, die damit den Frauen helfen will, ihre Leidenserfahrungen für sich und andere zu bewahren. So eindrucksvoll die Schilderungen der drei Protagonistinnen sind, so vage bleibt doch die Darstellung der Veranstaltung.
Mischung aus Leidensgeschichte und Rachefantasie, die als Märchen einigermaßen funktioniert und in Caleb Landry Jones mit einem überzeugenden Hauptdarsteller aufwarten kann.

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