Kritik zu Drachenzähmen leicht gemacht
Live-Action-Remake des erfolgreichen Animationsfilms, in dem das turbulente Märchen vom Wikingerbuben Hicks erzählt wird, der sich mit dem Drachen Ohnezahn anfreundet
Die Sache mit dem Drachenzähmen hat sich mittlerweile auch schon ins Unübersichtliche ausgewachsen. Begonnen hat alles mit der zwölfbändigen Kinderbuchreihe der britischen Autorin Cressida Cowell, die 2003 bis 2015 erschien. 2010 stieg DreamWorks mit dem Computeranimationsfilm »Drachenzähmen leicht gemacht« von Dean DeBlois und Chris Sanders ins Geschehen ein. Es folgten zwei Fortsetzungen, 2014 und 2019, mehrere Kurzfilme sowie ein umfangreiches Fernsehserien-Konglomerat. Glücklicherweise muss man nichts davon gesehen haben, um beim aktuellen Beitrag mitzukommen, da es sich um ein sogenanntes Live-Action-Remake handelt. Also alles wieder zurück auf Anfang.
Nur werden diesmal die Wikinger, die bereits seit ewigen Zeiten im Clinch mit den Drachen liegen, von richtigen Schauspielern dargestellt. Während die Drachen, ob der permanenten Belästigungen schwer verärgert, feuerspeiend aus dem Computer schießen. Das Remake entstand, wie bereits die animierten Langfilme, unter der Regie von Dean DeBlois, der dieses Franchise ganz offenbar ins Herz geschlossen hat.
Auch Gerard Butler ist wieder mit an Bord, der dem quaderförmigen Wikingerhäuptling mit dem sprechenden Namen Haudrauf – Vater des jungen Drachenzähmers Hicks – in den Animationsfilmen seine Stimme leiht. Hier ist er im Ganzkörpereinsatz, den man angesichts seines riesigen Kostüms und mächtigen Bartes nicht unterschätzen darf. Doch es gelingt ihm auch, die Seelennöte eines alleinerziehenden Witwers zu verdeutlichen, dessen Sprössling bei weitem nicht seinen Hoffnungen entspricht. Den atypischen Wikingerjungen wiederum spielt Mason Thames, der als Ethan Hawkes schlauer Gegenspieler in »The Black Phone« (Scott Derrickson, 2021) in bester Erinnerung ist. Nun nimmt er es mit Butler auf und gemeinsam gelingt es den beiden tatsächlich, dem Generationenkonflikt, der sich nicht zuletzt um unterschiedliche Konzepte von Männlichkeit und Heldenmut dreht, Glaubwürdigkeit zu verleihen. Thames lässt sich auch von der Green-Screen, auf der sein Drachenfreund Ohnezahn sein imaginäres Leben führt, nicht ins Bockshorn jagen und wirkt sogar noch in den so aufsehenerregenden wie ausgewalzten Flug- und Actionszenen überzeugend. Der Drache bleibt sich im Übrigen treu und stiehlt kurzerhand allen die Show.
Die kleinen und großen Freunde und Freundinnen des Stoffes werden mit dem vorliegenden Spektakel bestimmt zufrieden sein. Andere mögen miesepetrig an der abrupten Montage herummäkeln, der es lange nicht gelingt, Ortswechsel und Zeitverlauf dramaturgisch zu motivieren. Um einiges schlimmer hingegen ist die von John Powell verantwortete, im Unwerfungsgestus einhertrampelnde, geisttötende Bombast-Musik. Aber viel Hirn ist bei der ganzen Chose eh nicht vonnöten. Und schlussendlich ist so ein mit Glück und Getöse erreichtes Drachen-Wikinger-Utopia ja doch eine echt nette Abwechslung zum Superhelden-Universum.
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