Kritik zu #SchwarzeSchafe

© Port au Prince Pictures

Oliver Rihs drehte eine Fortsetzung seines – fast – gleichnamigen Episodenfilms aus dem Jahr 2006 über Menschen in Berlin und ihre Probleme mit Geld, Arbeit, Leben und Liebe

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Derb, derber, »Schwarze Schafe«: Mit jeder Menge grobem, überdrehtem, schwarzem Humor und ohne Furcht vor Körperflüssigkeiten nahm Oliver Rihs 2006 in seinem Episodenfilm die Berliner Underground-Szene mit ihren schrägen Typen und hoffnungslosen Verlierern aufs Korn. »#SchwarzeSchafe« ist nun gewissermaßen das moderne Update. Zu sehen sind dieses Mal unter anderen Frederick Lau und Jella Haase als Sozialhilfeempfänger-Geschwisterpaar. Während er sich mit seinen auf Speed geratenen Balkonbienen herumschlägt und verzweifelt versucht, für den anstehenden Drogentest abstinent zu bleiben, gerät sie an die Kreditkarte eines Clanchefs und mischt daraufhin mit diebischer Freude die gehobene Protzwelt im Hotel Grunewald auf, abenteuerlicher männlicher Escortservice inklusive. Ein Wiedersehen gibt es mit Milan Peschel und Jule Böwe, die wie bereits im ersten Film als geldknappes Pärchen vom sozialen Aufstieg träumen. Peschels Alkoholikerfigur versucht sich dabei an einem Foodtruck mit Krabbensandwiches, deren Inhalt frisch aus der Spree gefischt wurde und die den schicken Namen »My Berlin Krebsschnitte« tragen sollen.

»#SchwarzeSchafe« ist erneut ein klassischer »dreckiger« Independent-Film, der sich nicht um filmische Benimmregeln schert und von der Erzählweise her teilweise genauso auf Speed zu sein scheint wie das Bienenvolk. Im Vergleich zum Vorgänger wirkt die anarchische Überzeichnung von Szenen und Figuren allerdings manchmal etwas bemüht. Wie so oft erweist es sich als schwierig, den Charme eines früheren Films auf neue Gegebenheiten zu übertragen. Denn die Berliner Kultur hat sich natürlich gewandelt, und wo der Vorgängerfilm einfach die Hohlheit schräger Typen feierte und vollkommen unangestrengt charmante Tabubrüche inszenierte, nimmt sich der neue Film Themen wie Gender, Rassismus und Klimawandel vor, bei denen es vielleicht zwangsläufig schwieriger ist, locker und originell zu sein. Erfrischend unkonventionell ist der Film dennoch, und der Spaß, den die Truppe mitbringt, unverkennbar.

Treffsicher gestaltet sich vor allem die Figur von Yasin El Harrouk, die beschließt, die Clanwelt und den Drogenhandel klimaneutral zu machen. Es ist ein großer Spaß zu sehen, wie Harrouk mit Gangster-Araber-Klischees spielt und seine Kriminellentruppe auf einmal einen Unverpackt-Laden unsicher macht. Zudem zeigt sich das Potenzial des Films, gesellschaftliche Ungleichgewichte satirisch überspitzt auf den Punkt zu bringen, wenn er die Phrasen reicher Unternehmer bloßstellt, die mit einer Art Ökofestival-Dorf auf hip machen: »Eigentlich nur geil, dass Berlin dir die Location sponsert, wo du Standmiete zocken kannst« und: »Wenn ich den illegalen Handel klimaneutral mache, hat das nen größeren Impact als eure Kackscheiße hier.« Ein Highlight sind zudem die Panoramaaufnahmen von Berlin, die immer wieder in den Film eingestreut sind und die sommerliche Stadt in ihren unterschiedlichen Facetten einfangen.

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