Kritik zu In die Sonne schauen

© Neue Visionen Filmverleih

Mascha Schilinskis preisgekrönter Cannes-Erfolg erzählt von vier Mädchen, die im Laufe eines Jahrhunderts auf demselben Bauernhof leben. Ein epischer Ansatz – verbunden mit einer malerischen Bildsprache

Bewertung: 5
Leserbewertung
3.666665
3.7 (Stimmen: 3)

Welches Geräusch machen Holzschuhe auf einem Fliesenboden? Was sieht man, wenn man an einem sonnigen Ferientag in einem trägen kleinen Fluss untertaucht? Wie fühlt sich Schweiß an, der sich im Bauchnabel eines Schlafenden gesammelt hat, oder ein glitschiger Fisch in einem Bottich? In Mascha Schilinskis Film spielen solche sinnlichen Impressionen eine große Rolle. Hier können die Geräusche und Bilder – manchmal unscharf oder flusig wie das Licht in einer Scheune, in der Heu- und Staubpartikel durch die Luft treiben – beim Publikum einen ähnlichen Effekt auslösen, wie der Geschmack der Madeleine bei dem Erzähler in Prousts »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit«: Sie triggern Erinnerungen. Und zwar quer durch die Jahrzehnte – auch solche an Zeiten, die wir nicht selbst erlebt haben. Eine verrückte Vorstellung.

Die Idee zu »In die Sonne schauen« ist Schilinski und ihrer Co-Autorin Louise Peter gekommen, als sie ein paar Monate auf einem Bauernhof in der Altmark verbrachten. Wie hat man hier wohl gelebt, genauer: Wie ist es den Frauen ergangen? Die Erzählung spannt sich über ein Jahrhundert; sie entfaltet sich in assoziativen Schüben, mit Rücksprüngen, Vorgriffen, auf Umwegen vom Kaiserreich über den Zweiten Weltkrieg und die DDR der achtziger Jahre in die Gegenwart – mit dem labyrinthischen, düsteren Gebäude als Labor der Gefühle.

Saisonale Arbeit, Familienfeiern, Badeausflüge, Mahlzeiten strukturieren vage den an Einfällen reichen, in alle Richtungen mäandernden Film; die großen politischen Zusammenhänge erscheinen gefiltert, man muss sie sich erschließen. Auffallend ist die Nähe der Protagonistinnen – vier Mädchen oder junge Frauen, die jüngste sieben Jahre alt, die älteste (Lena Urzendowsky) bereits im Clinch mit ihrer Sexualität – zum Tod: Selten hat man einen Frauenfilm gesehen, der so neugierig, wenn nicht fasziniert auf versehrte Körper, Leichen und Beerdigungsrituale blickt, der seinen Heldinnen mitten im Leben so harsch den Boden unter den Füßen wegzieht – »Sound of Falling«, der internationale Titel, ist tatsächlich der passendere.

Die kleine Alma (Hanna Heckt) muss sich in einer religiösen, streng organisierten Bauernfamilie damit auseinandersetzen, dass sie nach einer früh verstorbenen Schwester benannt wurde; sie fürchtet, ihr stehe das gleiche Schicksal bevor. Erika (Lea Drinda) fühlt sich auf morbide Weise zu ihrem Onkel hingezogen, den die Familie brutal, durch Verstümmelung, dem Krieg entzogen hat. Und selbst Nelly (Laeni Geiseler), die mit ihrer unbeschwerten Berliner Macchiato-Familie auf den Hof gezogen ist, steckt in einer Krise: Ihre jüngere Schwester hat Suizidfantasien, sie selbst misst sich an einer neuen Freundin, die den Krebstod ihrer Mutter mit heroischem Gleichmut hinzunehmen scheint.

Die strukturelle Gewalt, der sie alle ausgesetzt sind und die sie auf unheimliche Art verbindet, verändert sich im Lauf des Jahrhunderts, von Generation zu Generation. Anfangs sind es regelrechte Zwangsverhältnisse – eine ältere Schwester von Alma wird als Magd an einen anderen Bauern verschachert – und Handgreiflichkeiten, später unhinterfragte Rollenmuster, toxische Männer, Gefühle der Vereinzelung inmitten einer betriebsamen Gesellschaft. Triste Aussichten? Den unglücklichen Erfahrungen seiner Protagonistinnen begegnet der Film, indem er vorbehaltlos ihre Wahrnehmung feiert: einen sensiblen, genauen, dabei milden Blick und ein Gehör für subkutane Töne, Knistern, Pochen und ein rätselhaftes Brummen, den Drone des Lebens, wenn man so will.

Da kann es schon mal vorkommen, dass die Kamera in einer ununterbrochenen Kreisfahrt durch Diele, Küche, Stuben plötzlich in einer anderen Ära landet. Dass Vergangenes oder Künftiges in das klassische 4:3-Format der Bilder einblutet. Und überhaupt könnte die Bildgestaltung (Fabian Gamper) mit den malerisch-soften Farben und dem auffallenden Korn ein Einspruch sein gegen den grotesken Hyperrealismus, der in unserer Zeit der hochauflösenden Streams und gigantischen Fernsehbildschirme herrscht, gegen ein Regime der Klarheit und Eindeutigkeit, das der Arbeit des menschlichen Auges eigentlich fremd ist. Mit der gezielten Verschiebung der Wahrnehmung etabliert »In die Sonne schauen« einen Raum, in dem auch Immaterielles erscheinen kann: Gefühltes, Geahntes, Geträumtes. Ist das jetzt eine feministische Ästhetik? Kann man so sehen.

Meinung zum Thema

Kommentare

Auch ich hatte meine Schwierigkeiten mit dem Aufbau des Films. Ich finde , dass das Thema Tod eine zu grosse Rolle einnimmt. Ob der Fantasie der Regisseurin entsprungen oder nicht, sind einige Sequenzen sehr weit hergeholt. Ich möchte empfehlen, wie vor einem Opernbesuch, alles im Internet über diesen Film zu lesen und beim sehen dann, nicht viel zu erwarten. Eigentlich ist es ein Experimentalfilm!

Noch unter dem Eindruck des Filmes stehend habe ich nach Kritiken geschaut, ob ich allein mit meiner Meinung dastehe. Es mag sich ja um Kunst handeln, aber für emotionale Menschen ist dieser Film Folter- die ich bis zum Schluss ertragen habe.In zweieinhalb Stunden ein positiver Moment, der sofort wieder depressiv gefärbt wurde( Trabi zwischen Bäumen) Die Darstellung der brutalen Szenen ist kaum zu überbieten und geht extrem an die Nieren- auch wenn kurz vor der Vollendung des Grauens manchmal innegehalten wird- der Zuschauer wird bis dahin geführt und kann sich gegen das Weiterspinnen der Szene nicht wehren. Auch ich hatte mich auf einen Film über das Leben von 4 Generationen auf einem altmärkischen Bauernhof gefreut. Erwartung und Realität gingen leider weit auseinander. Nun habe ich zu tun, die Bilder wieder loszuwerden. Ein düsterer Film ohne Handlung, der vielleicht Kunst sein mag aber ein dickes Fell und gute Nerven verlangt. Positive Erinnerungen an ein Filmerlebnis sind definitiv Fehlanzeige.

Sehr beeindruckender, hypnotischer und wunderschön gespielter und gedrehter Film. Auch die zentrale Rolle, die Anna von Hausswolffs Song „… Stranger“ bekommt. Rausgegangen sind auch bei uns einige. Aber das spricht für den Film!

Ich habe den Film gestern gesehen und mich auf einen Film gefreut, der sich fern ab von Blockbustern an Handlung, Familie, künstlerischer Gestaltung erfreut. Bekommen haben wir einen Film mit wenig Handlung, dafür voll mit "Schockern", welche man dann als Kunst verkauft. Die einzelnen Szenen, Filmmusik, Kameraeinstelllungen,... waren mal etwas anderes und ich persönlich konnte dem Film gut folgen. Dies ging meiner Begleitung anders. Aber generell fanden wir den Film einfach nur schrecklich. Kinder die über Selbstmord und den Tod nachdenken. Ständig wird versucht über gewisse Handlungen den Zuschauer zu schocken (Fliege im Mund, Penis im Gesicht, Schweiß aus dem Nabel trinken). Wozu? Um davon abzulenken das der Film sonst nichts zu bieten hat, um überhaupt etwas "Handlung" in den Film zu bringen? Vielleicht erkenne ich die Kunst leider nicht, aber die 2,5 Stunden hätte man besser verbringen können.

Schon der Titel ist eine Irreführung: treffender wäre "In den Sumpf schauen". Wo findet man hier eine Stück Wärme und Sonnenschein?
Habe mich von einigen "Kritikern" in den Film locken lassen. Ich hätte besser die Urteile dieser Seite lesen sollen, dann hätte ich Geld und Zeit gespart.
Weitere Begründungen spare ich mir - es ist alles zu diesem dumpfen Machwerk gesagt!

Bin mit hohen Erwartungen in den Film gegangen und einfach nur enttäuscht.Unübersichtliche Handlungsstränge, wann weiß nicht wer mit wem in Verbindung steht. Von mir keine Empfehlung

Der Film mag künstlerisch durchaus anspruchsvoll sein, ich fand ihn trotzdem schrecklich und kann ihn nicht weiterempfehlen. Der Erzählweise kann ich sogar etwas abgewinnen, der Handlung nicht. Es ist schwer, die deprimierenden Bilder aus dem Kopf zu kriegen. Außerdem ist er zu lang.

Ich hatte vorher keine Filmkritik gelesen und mich dann noch über die Altersfreigabe ab 16 gewundert bzw. mich gesorgt, da ich brutale Filme nicht gut aushalte…
Der Film hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen, mit den Bildern und Assoziationen konnte ich viel anfangen, tatsächlich sicher auch aus einer weiblichen Perspektive (z.B. das Erschrecken vor dem männlichen Blick und die darauf folgende plötzliche Scham).
Ich fand den Film großartig, endlich mal ungewohnt - und ja, auch in meinem Kino haben einige Leute den Saal verlassen.

Schade ums Geld. Nach einer Stunde haben wir das Kino verlassen. Der Sinn hat sich mir nicht erschlossen.

Schwere Kost. Den roten Faden lange gesucht. Wer, wie einige Kinobesicher, das Kino schon nach einer Stunde verlassen hatte, konnte den Faden tatsächlich nicht finden. Daher wirkte der Film über lange Strecken wie zusammengewürfelt.
Sehr gute Kameraführung und Schauspieler.
Insgesamt sehr düster und wenig lebensbejahend.
Sicher haben viele Frauen solche Erfahrungen machen müssen und das ist schrecklich.
Aber es ist eben nur eine Sicht aus dieser einen Perspektive, gruselig, ekelig und verstörend.
Wers mag...
Mal was anderes....
Für mich? Lässt mich als etwas ratlos zurück.
Nochmal? NÖ!
Empfehlung? Eher nicht.

Der Film entzieht sich üblichen Kategorien. Man muss sich darauf einlassen können - ein bisschen wie ein Sprung ins kalte Wasser- nach einer Weile wird es wärmer, wenn man innerlich aktiv bleibt. Es geht eigentlich weniger um „Verstehen“, als um „Erfühlen“. Für mich ein außergewöhnlicher und besonderer Film, der sicherlich noch lange nachwirken wird. Volle Empfehlung!!!

Ich hab mir den Film zwei mal angeschaut, und bin sehr beeindruckt, auch weil mir beim zweiten Mal die Zeit blieb, auf vermeintlich nebensächliche Details zu achten. Ich habe selbst einige Jahre auf solch einem Vierseithof gelebt und mich damals oft gefragt, welche Schicksale dort wohl in den Balken stecken. Ich finde, der Film ist ein Meisterwerk, und die negativen Kommentare hier zeigen mir, wie sehr sich die Sehgewohnheiten vieler Menschen durch die vielen seichtsinnigen Produktionen geändert haben.
Das passt leider in die Zeit und die Art und Weise, wie so manche Kritik formuliert wird, leider auch.

Es wurde eigentlich alles schon gesagt, nur wundert mich, dass noch niemand das epd-film-Gespräch mit Louise Peter (eine der Drehbuchautorinnen) erwähnt hat. Das sagt eigentlich mehr über den Film, als die Kritik oben. Sie beschreibt darin, wie sie über Jahre einzelne Ideen und Recherche-Schnipsel zusammengetragen und am Ende dann montierten haben. Scheinbar haben sie auch selbst das Problem erkannt: "Wir haben lange versucht, eine Logik reinzubekommen." Und so sieht der Film dann eben auch aus: Eine Aneinanderreihung von handwerklich guten Szenen, die durchaus ihre starken Momente haben (mir haben die Phantasie-Exkurse gefallen, z.B. das Reh im Kornfeld). Aber diese Szenen ergeben leider wenig in der Summe. Das man dann noch versucht, Arthaus-Publikum zu ködern, indem man sich besonders abgründig a lá Haneke oder L. v. Trier gibt (aber eben ohne deren Erzählkraft) und das ganze dann düster-musikalisch unterlegt ist ein nerviger Manierismus und des Kaisers neue Kleider. Als ich aus dem Kino kam, dachte ich: "In die Sonne schauen" – Eigentlich der perfekte Titel für einen Film, der durch seine Form blendet, während der Inhalt nur schwach glimmt.

Ich bin kein Filmhistoriker, ich bin Konsument. Sogar ein betagter, der gerne ins Kino geht!

Ein trüber Film. Ja, die Zwänge ländlichen Lebens, nicht nur um die Jahrhundertwende, wurden schon x mal beschrieben. Patriarchat,schwarze Pädagogik,verdruckste Sexualität, das Leiden der Frauen. Als auf dem Lande aufgewachsen sind mir diese Dinge vertraut.

Was soll aber diese Ansammlung unlogischer Horrorgeschichten, die die Protagonisten/innen (oder die Gesellschaft?) nur als ausgeliefert und psychisch krank darstellen?
Unsere soziale Realität ist doch etwas mehr als diese trübbildrige Verzweiflungswelt.
Oder wollte der Film zeigen, dass unsere Lebenskultur für Frauen suizidgefährdend ist?

Ja, es gibt heute 330 Femizide pro Jahr, furchtbare Faktizität. Sicher auch Symthom. Wäre das aber die ganze Wahrheit unserer Lebensrealität?

Ich hoffe, der Film ist nicht das repräsentative Selbstbild der Frau in den neuen Bundesländern.

Oder wurden nur neue Stilmittel für alte Themen bemüht - dann hat er mich nicht überzeugt.

Das Böse ist in der Welt, ja. Ist die Gesellschaft deshalb durchgehend und mehrheitlich eine ohne jeden Lichtblick?

Dr. Johannes Rauter

Schade, dass so viele Kritiker/innen den Kontakt zu der Mühsal und den gefährlichen Zeiten für Männer und Frauen verloren haben ... und den Film darüber abwerten.
Das Gefangensein in den bäuerlichen Strukturen, die im Regionalen verwurzelte Sprache in den Untertiteln, die Armut, das bäuerliche Arbeitsleben - alles das ist gezeigt worden in einer Sowohl-als-Auch Perspektive. Glück in Begegnungen stehen struktureller Gewalt gegenüber, bleierne
Mitgefühl und Empathielosigkeit, Verwurzeltsein in Tradition und "Abheben" im Sturm der Geschichte, der plötzlich und übergangslos in diese alte Welt hereinbricht - alles ist sehr einfühlsam aufgezeigt.
Ich habe auch die Mithilfe der Menschen in den Dörfern, die berührende Musik, das Spiel mit den verschiedenen Zeiten und vor allen Dingen das Andeuten wichtiger Prozesse und die Sprachlosigkeit über Generationen hinweg sehr nachempfinden können. Der Film hat mich berührt.

Ich war mit einer Freundin im Kino und es war gut so,denn anschließend haben wir uns noch darüber austauschen können. Ich habe einiges auch nicht gleich verstanden, erst im Austausch und beim lesen des Inhaltes einer Internetseite erschließt sich die Handlung. Aber die Bilder und Ereignisse waren fantastisch gefilmt und haben die Zeit etwas entschleunigt.Etwas zu lange,aber alle Eindrücke müssen ja erst mal vom Kopf in die Sinne. Und ich kann sagen, da sind sie noch

Was hat sich Mascha Schilinsky eigentlich bei dem Film gedacht? Eine morbide Inszenierung, die von Langeweile geprägt ist. Viele Leute haben das Kino frühzeitig verlassen.

Auch wir haben vorzeitig das Kino verlassen. Auch nach einer Stunde war noch nicht erfassbar um was es eigentlich in diesem Fim geht. Düster und depressiv! Absolut nicht empfehlenswert!

Für mich ist es wichtig, dass ein Film mich berührt, bzw. Gefühle auslöst und das war in aussergewöhnlicher Weise der Fall. Mir ist dabei auch nicht wichtig, ob eine Handlung logisch ist oder ob der Film eine eindeutige Message hat. Ist natürlich Geschmackssache, ich kann gut verstehen, dass der Film bei vielen - auch bei meiner Begleitung - nicht so gut ankommt. (Allerdings hat bei uns keiner das Kino vorzeitig verlassen)

Ich fand ihn im Großen und Ganzen gut. Bissl ecklig und auch anstrengend war er schon. Ich bin ja vor allem ins Kino, weil er in meiner Heimat spielt, 13 km von dem Dorf entfernt, wo ich in einem Pfarrhaus aufgewachsen bin und bis 1982 gelebt habe. Vieles hat der Film für mich gut eingefangen. Der große Vierseithof mit dem Fachwerk, der Fluss, die Landschaft, die Mutti mit der Kittelschürze wie sie in den 80er Jahren an der Spüle mit dem Boiler steht, das junge Mädchen mir ihrer erwachenden Sexualität und die ganze Familie dazu. Auch das Plattdeutsch war mir sehr vertraut. Die ganze Altmark war immer schon Bauernland. Die Großbauernhöfe wie in dem Film (und auch die kleineren Hofstellen) sind dort überall noch mehr oder weniger gut intakt. Dazu in jedem Dorf eine wunderschöne schlichte romanische Feldsteinkirche. Das hat mir im Film gefehlt. Nach der Wende ist auch dort die Landwirtschaft niedergegangen und viele Dörfer sind ziemlich entvölkert. Jetzt hat es sich aber halbwegs stabilisiert. Ähnliche Geschichten vor allem aus der Zeit vom 1. Weltkrieg waren mir auch bekannt...
In den letzten Jahren haben alternative Berliner die Altmark entdeckt. Deshalb wohl auch der Film.
Ich finde ihn im Nachhinein großartig, weil er Stimmungen und Gefühle einfängt, wie man sie selten im Kino sieht, für mich natürlich im Besonderen die Einzigartigkeit dieser Höfe darstellt, aus denen die Geschichte spricht. Für mich fehlen nur die wunderschönen romanischen Feldsteinkirchen, die dort in fast jedem Dorf stehen.

Vor 2 Tagen habe ich den Film gesehen. Ich bin auch bis zum Ende geblieben . Leider ist mir der Zusammenhang verschlossen geblieben. Nachhaltig wirkten die brutalen und grausamen Szenen, die bis ins Detail gezeigt wurden. Ich denke es wäre zu empfehlen den Zuschauer im Vorspann zu warnen.

Der Film zeigt soviel Starre und Hoffnungslosigkeit der dargestellten Frauen und Männer, selbst der Fluss, die Häuser, die Zimmer, die Bäume wirken gruselig.
In unserer Gegenwart haben wir viel Schönheit, Glanz, Weite.
Und doch wieder Kriegsgeklirr, Gemeinheit und Interesselosigkeit. Der Film macht Angst.

Nelly hat keine jüngere Schwester, Nelly ist die jüngere Schwester. Laeni Geiseler spielt Lenka, die ältere Schwester.

Dieser Film ist definitiv nichts für psychisch labile Menschen. Ich habe ihn komplett angeschaut, kann jeden verstehen, der es nicht geschafft hat. Insgesamt ist der Film zu negativ behaftet. Die Handlung ist schwierig nachzuvollziehen und entsprechend unverständlich über zwei Stunden.
Künstlerisch betrachtet ist der Film außergewöhnlich. Das alleine reicht nicht aus für eine Weiterempfehlung.

Teilweise sehr brutal! Die eisige Stimmung in den Familien, das Leid, das die Frauen ertragen mussten, wie mit den Kindern umgegangen wurde - das war schon schwer zu ertragen. Aber das bedrohliche Brummen, das immer lauter wurde erinnert z.B. an einen Horrorfilm. Dann die Gewaltscenen incl. lautem Wehklagen etc. Ich hab mir stellenweise die Ohren zugehalten und hab die Augen zugemacht, weil es nicht auszuhalten war.

Hab ich mich gefragt. Sind wir Frauen tatsächlich immerzu in Anspannnung? Niemals gelöst?
Ich habe den Film heute Abend gesehen. Während der einstündigen Heimfahrt versuchte ich zu formulieren was ich gesehen hatte:
Mütter die keine Verbindung zu ihren Töchtern halten können.
Töchter die ohne Erklärung und Unterstützung gesellschaftliche und familiäre Situationen mit dem Fokus Sexualität aushalten müssen.
Mädchen die mit Todessehnsucht darauf reagieren.
In allen dargestellten Zeiten.
Ich wiederhole meine Frage: Ist unser Frauenleben wirklich nur so?

Keine Handlung zu haben, mit experimentellem Schnitt, wunderbarer Detailverliebtheit und ungewöhnlichem Soundtrack konfrontiert zu sein gefällt mir übrigens gut.

sehr interessant zu sehen, wieviele Leute hier unbedingt ihren Unmut über den Film verkünden müssen. es scheint so als ob der film gewissen unterdrückte Gefühle getriggert hat, die man nicht fühlen will und lieber unter Verschluss halten will. Und die Wut darüber dass sie nun freigelegt wurden, muss wohl dann auf den Film und das Filmteam umgelenkt/projiziert werden. Oder wieso sonst sind hier so viele aus dem Kino geflohen anstatt den Film zu Ende zu schauen?

Ich finde es schade, denn der Film ist wirklich ein Meisterwerk. Der Teil der Kritik ist besonders zutreffend: "Und überhaupt könnte die Bildgestaltung (Fabian Gamper) mit den malerisch-soften Farben und dem auffallenden Korn ein Einspruch sein gegen den grotesken Hyperrealismus, der in unserer Zeit der hochauflösenden Streams und gigantischen Fernsehbildschirme herrscht, gegen ein Regime der Klarheit und Eindeutigkeit, das der Arbeit des menschlichen Auges eigentlich fremd ist. Mit der gezielten Verschiebung der Wahrnehmung etabliert »In die Sonne schauen« einen Raum, in dem auch Immaterielles erscheinen kann: Gefühltes, Geahntes, Geträumtes. Ist das jetzt eine feministische Ästhetik? Kann man so sehen."

Es ist interessant wie viel Meinungsunmut den Allseitslobeshymnen aus Kultur und Medien hier entgegenstehen. Der Film fordert dem Zuschauer einiges ab, solche Filme haben aber eine Kraft, über Grundlegendes zu sinnieren, sei es aus der Vergangenheit oder der Gegenwart. Da sind Szenen, die man manchmal nicht sehen will, und dennoch sind es Wahrheiten, die nicht erfunden sind, und die einem irgendwie bekannt vorkommen, und möglicherweise entfalten sie deswegen diesen Schrecken. Vielleicht wollen wir alle gerne davor davonlaufen.

Eigentlich kein Film zum Popcornfressen. Es hat dennoch 1 Stunde gedauert, bis Ruhe war im Kinosaal.
Es ging der Regisseurin wohl nicht um Unterhaltung. Schon dass ist lobenswert.
Nach meiner beruflichen Erfahrung ist die Realität der menschlichen Abgründe leider brutaler als jeder Film. Wer will schon darauf gestossen werden, geschweige denn, sich damit auseinandersetzen.
Der Film ist eifach krass.

Ich hege keinerlei Erwartungen, wenn ich in einen Film gehe, der einen Preis in Cannes gewonnen hat. Ich bin neugierig, was die Jury bewogen hat, diesen Preis zu verleihen. Ich habe häufig die Erfahrung gemacht, dass dies "unbequeme" Filme sind. Sie geben Raum, eigene Empfindungen schärfer wahrzunehmen und ihnen nachzuspüren. Diese - für mich nachhaltigen - Filme haben mich gedanklich lange begleitet.
In die Sonne schauen hat mich eingesogen, Zeit und Raum spielten keine Rolle. Der Film spiegelte detailliert und realitätsnah das Leben in den aufeinanderfolgenden vier Generationen. Ich war sehr dankbar für Szenen, die traditionelle und kulturelle Inhalte darstellten. Und ja, es benötigte deutliche Aufmerksamkeit, die Puzzleteile einzelner Szenen zu entwirren, um das große Ganze zu begreifen. Dass die Perspektive sich kaum mit den lebensfrohen und glücklichen Momenten der einzelnen Generationen auseinandersetzte, ist sicherlich verstörend für diejenigen, welche die rosa Brille mit ins Kino nehmen. Der Film zeichnet das Leben in seiner Schwere und in einer Realitätsnähe, welcher wir uns nur zu gern entziehen. Eine Schwere, die dennoch allgegenwärtig ist und in der Filmkunst aktuell des Öfteren in den Fokus genommen wird.

Ich habe meine Heimat, die Altmark, direkt nach dem ABI verlassen. Mein Elternhaus bereits mit 14 Jahren. Zwei Suizidversuche lagen hinter mir und es folgten später Therapien, um mit der toxischen Struktur im Elternhaus umgehen zu können. Sicher lag nicht in jeder Familie der Altmark ein Familientrauma vor, aber ich wollte da irgendwann nur noch weg. Sensibilität, tiefe Gefühle und Andersartigkeit wurden mit Ausgrenzen, Mobbing und Gewalt quittiert.
Einziger Halt waren für mich die wunderschöne Natur und einige wenige Menschen wie meine Oma und beste Freundin im Nachbardorf.
Ich weiß nicht, ob es gut für mich ist, mir die Stimmung noch einmal mit diesem Film reinzuziehen…. Mein heutiges Leben ist leichter, bunter und ich bin gut zu mir. Offensichtlich scheint der Film nicht weit weg von der damaligen Realität zu sein. Der Sinn des Filmes liegt also eher in der Bewusstwerdung von Familientraumata und Dokumentation dieser schwieriger Zeiten aus Frauenperspektive. Keine leichte Unterhaltungskost, sondern ein Zeitdokument.

Ich bin kein Mensch, der im Kino viel Tiefgang haben möchte. Ich sehe mir auch Milly Vanilli gern an. "In die Sonne schauen" hielt mich volle 2,5h in seinem Bann. Wo soll ich anfangen? Die Bilder -Großartig - man denke an die Szene mit dem Mähdrescher. Die Frauengeschichten einzigartig in ihrer Verbindung. Die Gewalt ist nicht weg, sie äußert sich nur anders. Die tausend verbindenen Elemente, die sich durch den ganzen Film ziehen. Sei es das Stroh, das Wasser, die Fliegen, die Krücken, Onkel Fritz,.... Ich verstehe gar nicht, wieso so viele meinen es wäre alles zusammenhangslos. Ich empfand es ganz anders! Selbst die Aale zogen sich durch die Zeitlinien. Der Umgang mit dem Tod in Almas Zeitliene bis hin zur Frage:Hast du deine Mutter sterben sehen in der aktuellen Linie. Ich könnte noch ewig weiter schwärmen. Absolute Empfehlung von meiner Seite.

Der Film hat mich tief bewegt und über die gesamten 2,5 Stunden gefesselt. Einer der ersten Filme seit langem. Ich habe mir aber auch vorher die Kritiken durchgelesen, über die Handlung belesen und wusste also ein wenig was mich erwartet.

Die Schaffenskraft der Regisseurin ist gewaltig. Es wurden so viele denkwürdige (im wahren Sinne des Wortes) Szenen dort verarbeitet und verdichtet - dieses hätte in mindestens zwei - oder vier? - einzelnen Filmen verfilmt werden müssen. Damm wäre der Film auch für die Klientel der heute üblichen seichten Schmonzetten verdaulicher gewesen!

Großer Respekt für die Regisseurin!

Auch ich hatte mich auf den Film gefreut. Wir wohnen auf einem Vierseitenhof und ich fand die Idee toll über einen solchen aus Sicht 4 verschiedener Generationen zu erzählen. Aber die Enttäuschung war groß. Immer auf eine Wendung hoffend, der Film muss doch was erzählen wollen, haben wir durchgehalten bis zum Ende. Es gab keine Handlung, die Aneinanderreihung der Szenen nicht nachzuvollziehen. Dunkel und düster, aber keine Sonne am Horizont zusehen. Schon der deutsche Filmtitel vollkommend unpassend. Wirklich schade !!!!

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