Thomas Abeltshauser

Freier Journalist, Filmkritiker und Kurator in Berlin. Kritiken, Essays und Interviews zu aktuellen Kinostarts, Berichte von internationalen Filmfestivals u.a. Magister in Filmwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Mitglied im Verband der deutschen Filmkritik, bei Fipresci und Galeca.

Filmkritiken von Thomas Abeltshauser

Im dritten Teil der Zombiereihe erweitern Danny Boyle und Alex Garland das Genre um Familiendrama und Folkhorror, Gesellschaftsdystopie und existenzphilosophische Reflexionen. Effektvoll, aber thematisch und stilistisch mehr Stückelei als sich zum organischen Ganzen fügend.
32 Jahre nach Ang Lee gelingt Andrew Ahn ein zeitgemäßes Update, das die größere gesellschaftliche Akzeptanz für queere Menschen in den USA für ganz neue Komplikationen zu nutzen weiß.
Kevin McDonald verbindet in seinem Dokumentarfilm die 18 Monate, in denen John Lennon und Yoko Ono 1971–1972 im Greenwich Village wohnten, mit dem politisch-kulturellen Kontext dieser Zeit. Das nachgebaute Apartment, in dem sie endlos vor dem Fernseher saßen, erweist sich als gelungener Kunstgriff, die polarisierte Ära als Bilderflut erfahrbar zu machen.
Pia Marais' Postkolonialwestern über eine junge Wunderheilerin im brasilianischen Regenwald ist atmosphärisch faszinierend, aber thematisch überfrachtet.
Die griechische Regisseurin Athina Rachel Tsangari inszeniert in ihrer Versuchsanordnung eine selbstgenügsame Dorfgemeinschaft, die Opfer der Profitgier anderer wird, als zeitlose Gesellschaftsparabel über die Anfänge des modernen Kapitalismus.
Ein 21-Jähriger freundet sich mit einer Gruppe behinderter Jugendlicher an und gibt dabei vor, selbst ein Handicap zu haben. Federico Luis' preisgekröntes Langfilm­debüt stellt unbequeme Fragen um Identität, Stigmatisierung und Repräsentation.
Ein junger Mann kehrt nach Jahren in sein Heimatdorf zurück. Alain Guiraudies schwarzhumoriger Provinzthriller wird zur philosophisch verspielten Fantasie über unvorhersehbare Begierden und zum Plädoyer für barmherziges Miteinander.
Eine arme Holzfällerfrau rettet ein Baby, das aus dem Todeszug nach Auschwitz geworfen wurde. Oscarpreisträger Michel Hazanavicius erzählt in seinem märchenhaften Animationsfilm von den Gräueln des Holocaust und Momenten der Mitmenschlichkeit.
Vom innigen, zunehmend toxischen Verhältnis zweier Teenagerschwestern erzählt die Schauspielerin Ariane Labed in ihrem Regiedebüt als Mischung aus schwarzhumoriger Charakterstudie und klaustrophobischem Schauermärchen. Nicht ganz aus einem Guss, aber ein vielversprechender erster Wurf.
Die Geiselnahme der München-Olympiade 1972 aus Sicht des live berichtenden US-Fernsehteams ist packender Kammerspielthriller und kluge Reflektion über Medienverantwortung.

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Georgische Tiefen: Dea Kulumbegashvili lässt in ihrem radikalen zweiten Langfilm »April« Body-Horror-Kino auf Slow Cinema treffen.
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Ob als Herzensbrecher oder gebrochener Held – an Pedro Pascal führt derzeit kein Weg vorbei. Mit Charme, Nahbarkeit und Haltung hat er sich in Hollywoods erste Liga gespielt. Thomas Abeltshauser über den Mann der Stunde
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In der vierten Staffel von »The Bear« dürfen sich die Figuren trotz Stress und Druck weiterentwickeln, in kleinen Etappen und ohne dass die Konflikte gleich in Wohlgefallen aufgelöst werden.
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Mit »Grand Tour« war Miguel Gomes im vergangenen Jahr zum ersten Mal im Wettbewerb von Cannes vertreten und erhielt prompt den Regiepreis.
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Pamela Adlons Regiedebüt »Babes« mit Ilana Glazer in der Hauptrolle ist mit seiner temporeichen Unverfrorenheit ein großes Vergnügen.
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Es ist ihre erste Berlinale als Leiterin und dann gleich eine Jubiläumsausgabe. Tricia Tuttle über Herausforderungen und Perspektiven des krisengeschüttelten deutschen A-Festivals.
Meldung
Pablo Larraín, 1976 in Santiago, Chile geboren, wurde international 2008 bekannt, als sein Film »Tony Ramero« im Rahmen der Quinzaine des réalisateurs in Cannes gezeigt wurde. Mit »Post Mortem« (2010) und »No!« (2012) vervollständigte er eine Trilogie über Chile unter dem Pinochet-Regime, die er mit Filmen wie »Neruda« (2016) und »El Conde« (2023) ergänzte. Mit »Jackie« (2016), »Spencer« (2021) und jetzt »Maria« gibt es eine neue Trilogie.
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Nicht nur formal besitzt »Pepe«, der Film des dominikanischen Regisseurs Nelson Carlo de Los Santos Arias, einige Ähnlichkeit mit Mati Diops Goldenen-Bären-Gewinner »Dahomey«. Auch hier geht es um die Themen Kolonialismus, Trauma und Migration.
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In der Animationsserie »Traum Studios« wird die Innenwelt von Riley aus »Alles steht Kopf« weitergesponnen.
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Die spanische Serie »La Mesías – Die Auserwählte« erzählt von religiösem Wahn und einer schwierigen Kindheit. Ihre Macher gelten als die Erben Pedro Almodóvars.