Thomas Abeltshauser
Freier Journalist, Filmkritiker und Kurator in Berlin. Kritiken, Essays und Interviews zu aktuellen Kinostarts, Berichte von internationalen Filmfestivals u.a. Magister in Filmwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Mitglied im Verband der deutschen Filmkritik, bei Fipresci und Galeca.
Filmkritiken von Thomas Abeltshauser
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Mit bösem Witz und feiner Ironie übt Julian Radlmaier in seiner »marxistischen Vampirkomödie« zugleich Kritik an Kapitalismus und salonlinkem Besserwissertum. Ein eigenwillig-cinephiles Vergnügen.
François Ozon erzählt vom emotionalen und ethischen Zwiespalt einer Frau, deren alter Vater sterben will und ihre Mithilfe fordert. Klarsichtig-unsentimentales Drama, das durch leise Zwischentöne und genaue Beobachtungen berührt.
Die Suche von Wildlife-Fotograf Vincent Munier und Reiseschriftsteller Sylvain Tesson nach einer seltenen Großkatze im Himalaya wird in diesem visuell beeindruckenden Dokumentarfilm zum poetisch-philosophischen Geduldsspiel.
Pedro Almodóvar verbindet die Geschichte zweier ungleicher Mütter (gespielt von der oscarnominierten Penélope Cruz und Neuentdeckung Milena Smit) mit dem kollektiven Bürgerkriegstrauma Spaniens zu einem berührend-ernsthaften Familiendrama über unbewältigte Wahrheiten.
Ein schillernder Hybridfilm über junge Männer im ländlichen Argentinien zwischen Tradition und Moderne, der sich auch formal auf keinen Nenner bringen lässt und gerade dadurch fasziniert.
Jules Vernes Abenteuerroman als kindlich-überdrehter Animationsfilm um ein Seidenäffchen und einen Frosch, die gemeinsam in die Welt ziehen und dabei sich selbst finden. Ganz charmant, aber auch schnell wieder vergessen.
Die 24-jährige Christin (Saskia Rosendahl) versucht aus der bäuerlichen Einöde in Mecklenburg auszubrechen. Ein sperrig-spröder Anti-Heimatfilm mit präzisem Blick für zwischenmenschliche Spannungen und einer faszinierend widersprüchlichen Hauptfigur.
Pablo Larraín konzentriert sich in seinem Filmporträt über Prinzessin Diana auf die Weihnachtsfeiertage 1991 und wie sie zunehmend an der Kälte und Isolation innerhalb der Königsfamilie leidet. Durch die fabulierte, teils surreal überhöhte Perspektive entsteht so eine überzeugende Interpretation ihrer Verfassung.
Paolo Sorrentino erzählt seine Jugend im Neapel der 1980er als fellinesken Bildungsroman: opulent, warmherzig und mit groteskem Humor fabulierend
Dokumentarfilm über das weltberühmte Kunstmuseum in Florenz, der Einblicke in die Institution gewährt und zugleich einzelnen Kunstwerken im Detail näherkommt, als es bei einem Besuch möglich wäre
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Weitere Inhalte zu Thomas Abeltshauser
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Maggie Gyllenhaal adaptiert in ihrem Regiedebüt den Elena-Ferrante-Roman »Frau im Dunkeln«. Olivia Colman spielt die geschiedene Professorin, die sich im Urlaub mit ihren Fehlschlägen als Mutter konfrontiert sieht.
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Fast vierzig Jahre danach kann man die Geschichte noch weniger glauben: »Faking Hitler« fiktionalisiert den Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher im »Stern« 1983
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Rebecca Hall verfilmt mit »Passing« den gleichnamigen Nella Larsen-Roman, der vom afroamerikanischen Leben im New York der 1920er erzählt. Zwei Frauen, die mit ein wenig Verkleidung als »weiß« durchgehen, erfahren die Grenzen von Soziotop und Rollenspiel
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Taika Waititi und Sterlin Harjo haben mit »Reservation Dogs« eine Serie kreiert, die einerseits vom schwarzhumorigen, surrealen Witz des Neuseeländers Waititi geprägt ist, andererseits mit seltener Authentizität vom Aufwachsen in einem Reservat erzählt
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Mit 60 blickt Tim Roth auf eine recht exzentrische Karriere zurück: Kultauftritte bei Tarantino, würdige Indiefilme, zweifelhafte Blockbuster, viele Geschichten über Männer in Krisen. Jetzt ist er in Mia Hansen-Løves »Bergman Island« zu sehen
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Die zweite Staffel der »Morning Show« stellt fiktiv die letzten drei Monate vor der Pandemie nach
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Mit »Kevin Can F**k Himself« gibt es nach »WandaVision« bereits die zweite Serie, die das Genre Sitcom für einen Metadiskurs über Trauma und Emanzipation nutzt
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Für 14 Emmys nominiert: der erste große Erfolg für Apple TV+. »Ted Lasso« geht in die zweite Staffel
Meldung
Radu Judes Gesellschaftssatire »Bad Luck Banging or Loony Porn«, die jetzt ins Kino kommt, hat auf der Berlinale den Goldenen Bären gewonnen. Der wilde, vitale Stil des Films ist nicht untypisch für das Werk des rumänischen Regisseurs: Er trennt nicht zwischen Politik und Ästhetik, dreht gern schnell und am Puls der Zeit