Thomas Abeltshauser
Freier Journalist, Filmkritiker und Kurator in Berlin. Kritiken, Essays und Interviews zu aktuellen Kinostarts, Berichte von internationalen Filmfestivals u.a. Magister in Filmwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Mitglied im Verband der deutschen Filmkritik, bei Fipresci und Galeca.
Filmkritiken von Thomas Abeltshauser
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Die spektakuläre Entführung des Millionenerben Jan-Philipp Reemtsa erzählt Hans-Christian Schmid konsequent aus der Sicht von dessen Frau und Sohn. Eine präzis-nüchterne Studie über die angespannten Dynamiken zwischen Familie und Polizei im Ausnahmezustand.
Vielschichtiger Dokumentarfilm über die in Deutschland im Lauf der letzten sechzig Jahre hinweg entstandene Musik türkischer Einwanderer. Cem Kaya inszeniert gefundenes und neu gedrehtes Material ungeheuer mitreißend und erweitert es zu einer Reflexion über Identität und Teilhabe.
Der neue Film von Ana Lily Amirpour (»A Girl Walks Home Alone at Night«) ist ein subversiv-grelles Außenseitermärchen über eine junge Frau mit seltsamen übersinnlichen Fähigkeiten, die sich in New Orleans durchschlägt. Bei aller Drastik erstaunlich warmherzig.
Erschütterndes Augenzeugendokument der ersten Wochen des russischen Angriffskriegs aus der ukrainischen Hafenstadt Mariupol, das statt Kampfszenen das zermürbende Ausharren der Bewohner zeigt.
Brett Morgens Dokumentarfilm über David Bowie ist ein assoziativer Bilderrausch, der weniger biographische Eckdaten abarbeitet als das komplexe Wesen seiner sich ständig wandelnden Kunst und seiner Lebensphilosophie zu umkreisen.
François Ozon huldigt seinem Vorbild Fassbinder mit einer schwulen Neuinterpretation des Kammerspielmelodrams »Die bitteren Tränen der Petra von Kant«. Zu glatt und kalkuliert, um wirklich zu berühren.
Der Dokumentarfilm über zwei Neueinstudierungen früher Pina Bausch Inszenierungen ist die faszinierende Studie eines künstlerischen Prozesses, dessen Tanzpassagen und Reflektionen ebenso erhellend wie bewegend sind.
Für seinen 49. Film wechselt Woody Allen die Postkartenkulisse ins baskische San Sebastián, kann seinem neurotisch-romantischen Altherrenhumor aber nichts Neues hinzufügen.
Funkensprühende Dialoge, perfektes Timing, Penélope Cruz und Antonio Banderas in selbstironischer Höchstform – in dieser herrlich überdrehten Metakomödie über das Filmemachen stimmt einfach alles.
Mit bösem Witz und feiner Ironie übt Julian Radlmaier in seiner »marxistischen Vampirkomödie« zugleich Kritik an Kapitalismus und salonlinkem Besserwissertum. Ein eigenwillig-cinephiles Vergnügen.
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Große Verschwörung: »Yosi, the Regretful Spy« zeigt eine verborgene Seite der Geschichte Argentiniens.
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Amy Schumer erzählt in »Beth und das Leben« von der Transformation einer 40-Jährigen in der Krise.
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Bilal Baig erzählt in der Miniserie »Sort Of« so kurzweilig wie melancholisch vom genderfluiden Alltag mit migrantischem Hintergrund.
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Seit dem Erscheinen der dritten Staffel von »The Marvelous Mrs. Maisel« im Dezember 2019 ist viel passiert. Obwohl sie zeitlich an die Handlung von damals unmittelbar anschließt, wird nun auch in der neuen Staffel alles anders.
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Emily St. John Mandels Roman »Station 11« handelt von einer Grippepandemie, der 90 Prozent der Menschheit zum Opfer fällt – und davon, wie die Überlebenden 20 Jahre danach Shakespeare spielen.
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Ricky Gervais bringt mit der dritten Staffel seine Serie »After Life« zu einem überraschend würdigen Ende.
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In der zweiten Staffel von »The Great« erfindet Elle Fannings Catherine ganz nebenbei den Molotowcocktail.
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Maggie Gyllenhaal adaptiert in ihrem Regiedebüt den Elena-Ferrante-Roman »Frau im Dunkeln«. Olivia Colman spielt die geschiedene Professorin, die sich im Urlaub mit ihren Fehlschlägen als Mutter konfrontiert sieht.
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Fast vierzig Jahre danach kann man die Geschichte noch weniger glauben: »Faking Hitler« fiktionalisiert den Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher im »Stern« 1983
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Rebecca Hall verfilmt mit »Passing« den gleichnamigen Nella Larsen-Roman, der vom afroamerikanischen Leben im New York der 1920er erzählt. Zwei Frauen, die mit ein wenig Verkleidung als »weiß« durchgehen, erfahren die Grenzen von Soziotop und Rollenspiel