arte-Mediathek: »Faithless«
»Faithless« (Miniserie, 2025). © Johan Paulin/SVT
Bei Ingmar Bergman gab es die Frau nur noch in der Imagination des alten Mannes. In einem seiner letzten Drehbücher hatte der schwedische Regisseur eigene Erfahrungen verarbeitet, der Protagonist namens Bergman, ein alternder Drehbuchautor mit deutlichen Zügen seines Schöpfers, erinnert sich schmerzlich an eine Affäre, die er vor vielen Jahren mit der Frau seines besten Freundes hatte. Liv Ullmann, die in den 1960ern mit Bergman liiert war und in zahlreichen seiner Filme mitspielte, verfilmte das Drehbuch, »Die Treulosen« kam 2000 ins Kino. Ein Vierteljahrhundert später nehmen sich Autorin Sara Johnsen und Regisseur Tomas Alfredson in »Faithless« nicht nur deutlich mehr Zeit für den Stoff, sondern auch einige Freiheiten. Dazu gehört das reale Gegenüber und damit die vervielfachte Perspektive, das gemeinsame Erinnern und Bereuen.
1977 kehrt Drehbuchautor David (Gustav Lindh) nach einer bitteren Scheidung von London nach Stockholm zurück, um an einem neuen Filmprojekt zu arbeiten. Hier kommt es zum Wiedersehen mit seinem besten Freund Markus (August Wittgenstein), einem erfolgreichen Jazzmusiker, dessen Frau Marianne (Frida Gustavsson) und der inzwischen 13-jährigen Tochter Isabelle (Poppy Klintenberg Hardy). Marianne hilft David zunächst beim Schreiben seines Liebesdramas »Susanna«, schließlich besetzt er sie als Hauptdarstellerin. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Anziehung, die sie anfangs noch verdrängen, doch während Markus' Abwesenheit aufgrund seiner Konzerte und später bei den Dreharbeiten kommen sich David und Marianne doch näher. Das bleibt auch Isabelle und Davids Söhnen nicht verborgen.
Auch die zweite Zeitebene bekommt in der Serie mehr Gewicht: Jahrzehnte später befindet sich Marianne nach einem Suizidversuch in der Psychiatrie, es kommt zum Wiedersehen mit David (jetzt gespielt von Jesper Christensen), das bei beiden Erinnerungen an ihre lange zurückliegende Affäre wachruft, die Wunden hinterließ und das Leben aller nachhaltig veränderte.
Der 1965 geborene Alfredson, der mit dem Teenager-Vampirdrama So finster die Nacht (2008) international bekannt wurde, arbeitet nach Ausflügen in den englischsprachigen Raum nun erneut in seiner schwedischen Heimat. Bereits in den Nullerjahren hatte er den Wunsch zu einem Remake und arbeitete mit Bergman sogar an Ideen, doch nach ein paar Treffen sei klar gewesen, dass der Altmeister kaum eine Entscheidung dem jüngeren Kollegen überlassen wollte, das Projekt wurde abgebrochen.
Mit dem Abstand von 25 Jahren und Johnsen als Autorin ist nun ein frischer Zugang entstanden, der durch die multiplen Blickwinkel nicht nur für mehr Nuancen sorgt, sondern auch das Schonungslose der Vorlage etwas abschwächt. Am Ende ist die Serienversion wohlwollender und ausgewogener, weniger destruktiv. Zugleich lassen die Längen innerhalb der Geschichte immer wieder erkennen, dass diese eine nahezu doppelt so lange Laufzeit nicht trägt.
Eine Verbindung gibt es zur früheren Adaption. Lena Endre, die in Ullmanns Version Marianne verkörpert hat, spielt nun die älter gewordene Frau in der Gegenwart. Und erweitert so nicht nur die Reflexion von der Gegenwart des Vergangenen um eine weitere Dimension, sondern macht auch Lust, den früheren Spielfilm wiederzuentdecken.
OmeU-Trailer
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