Thomas Abeltshauser

Freier Journalist, Filmkritiker und Kurator in Berlin. Kritiken, Essays und Interviews zu aktuellen Kinostarts, Berichte von internationalen Filmfestivals u.a. Magister in Filmwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Mitglied im Verband der deutschen Filmkritik, bei Fipresci und Galeca.

Filmkritiken von Thomas Abeltshauser

Das Spielfilmdebüt von Payal Kapadia ist eine Ode an weibliche Solidarität und eine ambivalente Liebeserklärung an ihre Heimatstadt Mumbai, die in Bildern eher andeutet als auszubuchstabieren.
Aliens rüsten zum Endkrieg in einem verpennten Dorf an Frankreichs Nordküste. Bruno Dumont verbindet sozialen Realismus und Weltraumoperette zu einem irren Ritt in Richtung Apokalypse. Ein grenzwertiges Vergnügen.
Eine Dreiecksgeschichte in der Hitze Brasiliens, die kriminelle und sexuelle Energien zum tropischen Neo-Noir kurzschließt. Mit knalliger Ästhetik zelebriert Karim Aïnouz ein verschwitztes, dabei erfrischend amoralisches Kino der Körper.
Überbordend und mitreißend inszeniert Jacques Audiard (»Ein Prophet«) den Drogenbandenkrieg in Mexiko in einer Mischung aus Sozialdrama, Musical und Telenovela. Was irre klingt, funktioniert überraschend gut.
Pedro Almodóvars Venedig-Gewinner und erster englischsprachiger Langfilm ist ein intimes, nüchtern inszeniertes Zwei-Frauen-Kammerspiel, das seine Auseinandersetzung mit dem Alter und Sterben nahtlos fortsetzt.
Ein 18-jähriger Soldat desertiert und hofft auf eine längst verlorene Normalität, doch als junger Israeli gibt es im Nahostkonflikt kein Entkommen. Gedreht vor dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023, wirkt der Film dringlicher denn je.
Todd Phillips dekonstruiert im Sequel zu »Joker« den Comicmythos konsequent und inszeniert Arthur Fleck als öden Loser. Gewagt? – vielleicht; langweilig? – allemal.
Basierend auf einem wahren Fall zeichnet Regisseurin Stéphanie Di Giusto das Porträt einer Frau mit starker Körperbehaarung, die der Gesellschaft ihrer Zeit die Stirn bietet. Unkonventionelles, aber am Ende dann doch eher zahmes Historiendrama.
Blutige Body-Horror-Satire über den Sexismus und Jugendwahn der ­Unterhaltungsbranche, die mit Starbesetzung, grellen Schockeffekten und lautem Getöse aufwartet, in ihrer Kritik aber merkwürdig substanzlos bleibt.
Fünf Unbekannte teilen sich in dieser Dramödie eine Mitfahrgelegenheit von Berlin nach Paris und erweisen sich dabei mit all ihren Befindlichkeiten und handfesten Problemen als Mikrokosmos Europas. Etwas konstruiert wirkendes Roadmovie, das an Fahrt gewinnt.

Weitere Inhalte zu Thomas Abeltshauser

Tipp
In Staffel 3 von »The Bear« dreht sich wieder alles ums Zubereiten und Kochen, begleitet von schwelenden Konflikten und Wortgefechten, die so geschliffen sind wie die zum Einsatz kommenden Messer.
Tipp
In der »Jerrod Carmichael Reality Show« geht Stand-up-Comedian Carmichael eine gewagte Mischung aus Authentizität, Provokation und Einladung zum Voyeurismus ein.
Tipp
In »Fancy Dance« erzählt Erica Tremblay abseits von üblichen Stereotypen von einem Tante-Nichte-Gespann, das auf seine Weise den widrigen Lebensumständen der indigen-amerikanischen Community die Stirn bietet.
Tipp
David E. Kelley verfilmt den Thriller »Aus Mangel an Beweisen« neu, nun als achtteilige Serie und mit Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle.
Tipp
Mit Würde durch die Jahre: Ewan McGregor spielt in der Romanadaption »Ein Gentleman in Moskau« einen Aristokraten, der nach der Revolution im Hausarrest ausharrt.
Thema
Nuri Bilge Ceylan ist der bekannteste türkische Auteur und Stammgast in Cannes. Nicht, dass er es jemals darauf abgesehen hätte. Seine langsamen, oft langen Filme spüren das Universelle im sehr konkreten Alltag seines Landes auf. Und erzählen von Männern, die ziemlich verschlossen sind.
Meldung
Morgan Neville, 1967 geboren, konnte der Produzent, Regisseur und Autor für seinen Dokumentarfilm über Background-Singer, »20 Feet from Stardom«, 2014 einen Oscar gewinnen. Auch sein »Best of Enemies« über die Debatten von Gore Vidal und William F. Buckley schaffte es 2016 auf die Shortlist.
Thema
Alice Rohrwacher ist eine wahrhaft unabhängige Filmemacherin. Schönheit im konventionellen Sinn interessiert sie nicht und schon gar nicht will sie cool sein. Sie sucht und forscht, auch in der Geschichte des Kinos. Thomas Abeltshauser hat sie zu »La chimera« befragt, dem Abschluss einer Trilogie über das ländliche Leben in Italien.
Tipp
Doug Limans Remake des Patrick-Swayze-Vehikels »Road House« von 1989 trumpft mit Schauwerten auf und gerade genug Ironie, um die alten Fans nicht zu verschrecken.
Thema
Regisseurin Catherine Corsini spricht im Interview über traumatische Familiengeschichten, ihre korsischen Wurzeln und den langen Weg zu der teils autobiografischen Geschichte, die sie in ihrem neuen Film »Rückkehr nach Korsika« erzählt.