Thomas Abeltshauser

Freier Journalist, Filmkritiker und Kurator in Berlin. Kritiken, Essays und Interviews zu aktuellen Kinostarts, Berichte von internationalen Filmfestivals u.a. Magister in Filmwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Mitglied im Verband der deutschen Filmkritik, bei Fipresci und Galeca.

Filmkritiken von Thomas Abeltshauser

Hannes Hirsch erzählt in seinem Regiedebüt authentisch und zeitgemäß von queeren Körpernormen und Wahlfamilien und findet für seine Entwicklungsreise eines jungen Mannes einen ganz eigenen fließenden Rhythmus.
Das französische Liebesdrama über die Erinnerungen eines Schriftstellers an seine Jugendliebe lotet berührend das Verhältnis von Wahrheit und Lüge in der Fiktion aus und wie sublimierter Schmerz zum Trost für andere wird.
Wie wird man filmisch einem Künstler wie Anselm Kiefer gerecht, der sich Konventionen entzieht? Wim Wenders würdigt den 78-Jährigen in brillantem 3D, das nicht überwältigt, sondern immersiv vermittelt.
Ein Hausboot auf der Seine in Paris dient als Tagesstätte für Menschen mit psychischen Problemen, denen dort ein geschützter Raum und Teilhabe auf Augenhöhe geboten werden. Der Goldener Bär-prämierte Dokumentarfilm beobachtet den dortigen Alltag zugewandt und wertschätzend.
Der Queertheoretiker Paul B. Preciado setzt sich in seinem Regiedebüt anhand von Virginia Woolfs Roman »Orlando« mit Fragen um Gender und Transition und dem Selbstverständnis nonbinärer Menschen auseinander: poetisch, verspielt und dissident.
Ein 22-jähriger Bauer in der polnischen Provinz verliebt sich in einen jungen Musiker und muss sich schließlich entscheiden, welches Leben er führen will. Das Liebesdrama erzählt in naturalistischen Bildern unaufgeregt von Selbstbehauptung in einem homophoben Umfeld.
Das baskischen Regiedebüt über ein achtjähriges Kind, das sich im falschen Körper fühlt und den Reaktionen der Familie, erzählt auf mehreren Ebenen und sehr berührend von Herkunft, Transformation und der Suche nach Identität.
Die Pixar-Romantikomödie über ein Feuermädchen und einen Wasserjungen gegen alle Widerstände ist mitreißend in seiner fantastisch animierten Welt und liebevoll entwickelter Charaktere, erzählt aber trotz überbordender Ideen eine recht formelhafte Geschichte.
Beim Wettbewerb für exaltierte Friseuren wird ein Teilnehmer skalpiert aufgefunden. Thomas Hardimans rasante, scheinbar schnittfreie Krimikomödie interessiert sich dabei weniger für die Aufklärung des Falls, als eine Subkultur und ihre spektakulären Styles zu feiern. Ein irrer Spaß.
Die aus Tel Aviv stammende und in Berlin lebende Künstlerin Ann Oren inszeniert in ihrem Langfilmdebüt über eine junge Frau, die sich in ein Pferdewesen verwandelt, als schwirrendes Vexierspiel um queere Selbstbestimmung, das irritiert und fasziniert.

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Pablo Larraín imaginiert Pinochet als blutsaugenden Vampir mit einer langen Vergangenheit auf der falschen Seite der Geschichte.
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