Thomas Abeltshauser

Freier Journalist, Filmkritiker und Kurator in Berlin. Kritiken, Essays und Interviews zu aktuellen Kinostarts, Berichte von internationalen Filmfestivals u.a. Magister in Filmwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Mitglied im Verband der deutschen Filmkritik, bei Fipresci und Galeca.

Filmkritiken von Thomas Abeltshauser

Eine Dreiecksgeschichte in der Hitze Brasiliens, die kriminelle und sexuelle Energien zum tropischen Neo-Noir kurzschließt. Mit knalliger Ästhetik zelebriert Karim Aïnouz ein verschwitztes, dabei erfrischend amoralisches Kino der Körper.
Pedro Almodóvars Venedig-Gewinner und erster englischsprachiger Langfilm ist ein intimes, nüchtern inszeniertes Zwei-Frauen-Kammerspiel, das seine Auseinandersetzung mit dem Alter und Sterben nahtlos fortsetzt.
Todd Phillips dekonstruiert im Sequel zu »Joker« den Comicmythos konsequent und inszeniert Arthur Fleck als öden Loser. Gewagt? – vielleicht; langweilig? – allemal.
Ein 18-jähriger Soldat desertiert und hofft auf eine längst verlorene Normalität, doch als junger Israeli gibt es im Nahostkonflikt kein Entkommen. Gedreht vor dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023, wirkt der Film dringlicher denn je.
Basierend auf einem wahren Fall zeichnet Regisseurin Stéphanie Di Giusto das Porträt einer Frau mit starker Körperbehaarung, die der Gesellschaft ihrer Zeit die Stirn bietet. Unkonventionelles, aber am Ende dann doch eher zahmes Historiendrama.
Blutige Body-Horror-Satire über den Sexismus und Jugendwahn der ­Unterhaltungsbranche, die mit Starbesetzung, grellen Schockeffekten und lautem Getöse aufwartet, in ihrer Kritik aber merkwürdig substanzlos bleibt.
Der erste Spielfilm, bei dem ein Israeli und eine Iranerin gemeinsam Regie führen, ist zugleich ein packendes Sportdrama mit rasant inszenierten Judokämpfen und ein politischer Thriller um strukturelle Unterdrückung, individuelle Freiheit und persönliche Verantwortung.
Fünf Unbekannte teilen sich in dieser Dramödie eine Mitfahrgelegenheit von Berlin nach Paris und erweisen sich dabei mit all ihren Befindlichkeiten und handfesten Problemen als Mikrokosmos Europas. Etwas konstruiert wirkendes Roadmovie, das an Fahrt gewinnt.
Eine pensionierte Lehrerin aus Georgien taucht in die queere Subkultur Istanbuls ein, um ihre trans Nichte wiederzufinden. Levin Akins Spielfilm verwebt Fragen um Identität zu einem berührenden Plädoyer für Solidarität und die Kraft der Veränderung.
Uninspiriertes und steifes Doku-Drama über den umstrittenen Bildhauer, Architekten und Maler Bernhard Hoetger, das in seiner konventionellen Form der widersprüchlichen Bandbreite seines Gegenstands nicht gerecht wird.

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Morgan Neville, 1967 geboren, konnte der Produzent, Regisseur und Autor für seinen Dokumentarfilm über Background-Singer, »20 Feet from Stardom«, 2014 einen Oscar gewinnen. Auch sein »Best of Enemies« über die Debatten von Gore Vidal und William F. Buckley schaffte es 2016 auf die Shortlist.
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Alice Rohrwacher ist eine wahrhaft unabhängige Filmemacherin. Schönheit im konventionellen Sinn interessiert sie nicht und schon gar nicht will sie cool sein. Sie sucht und forscht, auch in der Geschichte des Kinos. Thomas Abeltshauser hat sie zu »La chimera« befragt, dem Abschluss einer Trilogie über das ländliche Leben in Italien.
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