Am Samstagabend gingen die 76. Internationalen Filmfestspiele von Venedig mit der Verleihung des Goldenen Löwen an den US-amerikanischen »Joker« zu Ende. Das Superhelden-Genre hat damit die Arthouse-Domäne der Filmfestivals erobert
Wann beginnt eine Filmemacherin, es zu sein? Natürlich gibt es einen offiziellen Anfang, das erste verfilmte Drehbuch oder das erste Mal, dass sie hinter/neben/vor einer Kamera steht. Der gefühlte Anfang ist schwerer zu bestimmen. Er fällt in eine Zeit der Latenz, der schwebenden Bereitschaft, des Mit-, Nach- und Vorausdenkens. Je nach Temperament und Wesen wird er näher am Ausbruch der Sehnsucht oder am Termin ihrer Erfüllung liegen.
Ich habe meine Zweifel, ob sein Romantizismus den Studios immer ganz geheuer war. Obwohl seine Liebesszenen in aller Regel keusch sind, eignet ihnen eine Intimität, die zu radikal ist, um ganz gedeckt zu sein durch die Konventionen des Melodrams. Ihre Sinnlichkeit schürft tiefer. Die Liebesergriffenheit ist weltstürzend bei Frank Borzage, sie bricht brüsk herein. Kaum je hat sie Zeit zu reifen; Vergangenheit und Zukunft müssen im Jetzt verschmelzen.
Kirchenkritische Filme gibt es schon lange. Missbrauch aber stand selten im Fokus. Gerhard Midding stellt neuere Filme vor, die sich dem Thema mit Umsicht nähern.
Steven Soderbergh präsentiert mit »The Laundromat« eine Komödie zum Thema der »Panama Papers«. Und Paolo Sorrentino zeigt in »The New Pope«, der Fortsetzung seiner Serie über einen fiktiven Papst, den Vatikan als sehr beweglichen Machtapparat
Triumph der »schlechten Männer«? Das 76. Filmfestival von Venedig bejubelt den »Joker«, lobt Roman Polanskis neuen Film, »J'accuse«, und folgt mit Filmen über Mikhail Khodorkovsky und Yanis Varoufakis zwei nicht ganz zuverlässigen Erzählern