Jens Balkenborg

Filmkritiken von Jens Balkenborg

Ein Regisseur stellt seinen Film in einem Wüstenkaff in der Arava vor und soll ein Dokument unterschreiben, das die erlaubten Gesprächsthemen definiert. Nadav Lapid treibt ein wildes, wütendes Spiel mit der Autofiktion, er reflektiert das Medium Film und macht es zum kämpferischen Vehikel für die Freiheit der Kunst.
Im Affekt bringt ein junger Soldat den Kommandanten um, weil der ihm den Urlaub für den Besuch der schwesterlichen Hochzeit verwehrt. In seinem Debüt verwebt Pouya Eshtehardis Vergangenheit, Gegenwart und Traum zu einer bildgewaltigen Coming-of-Age-Geschichte um Geschwisterliebe und Schuld.
In Soderberghs filmhistorischer Aktualisierung von Hitchcocks »Das Fenster zum Hof« meint eine agoraphobische Frau, die den Quellcode eines digitalen Sprachassistenten optimiert, ein Gewaltverbrechen zu hören. Ein genrefilmisch zugespitzter, ästhetisch starker Big-Data-Thriller mit dünnem Plot.
Der Film folgt Vater, Mutter und Sohn einen Tag lang durch die aserbaidschanische Hauptstadt Baku. In langen, ruhigen Einstellungen erzählt er von Entfremdung und zwischenmenschlicher Kälte. Ein konsequentes, jedoch an seiner Kargheit beinahe erstickendes Langfilmdebüt.
Am letzten Tag vor der Schließung feiert eine Kneipenfamilie aus Gestrandeten im »Roaring 20s« in Las Vegas feuchtfröhlich Abschied. Die Bar ist nicht in Vegas, die Trinker:innen wurden gecastet. Was daherkommt wie einfühlsames Direct Cinema ist ein eigensinniges filmisches Experiment über Wahrheiten im Dokumentarfilm
Inspiriert von einer wahren Begebenheit erzählt Peeter Rebane von der Liebe zwischen einem Soldaten und einem Oberst, die in Zeiten des Kalten Krieges auf einem Luftwaffenstützpunkt der UdSSR entbrennt. Ein vollmundiges, großspurig melodramatisches Debüt, das mit den großen Drama à la Shakespeare schwanger geht
Über Jahrzehnte hinweg entfaltet Sebastian Meise sein Gefängnisdrama um den wegen Paragraph 175 immer wieder einsitzenden Homosexuellen Hans und seinen Kumpel Viktor. Franz Rogowski und Georg Friedrich brillieren
Inspiriert vom gleichnamigen autobiografischen Buch, erzählt Pierre Monnard von einer Tochter und ihrer drogenabhängigen Mutter. Ein feinfühliges Coming-of-Age vor heftiger innerfamiliärer Drogenkulisse
Ein Paar im ökonomischen Hamsterrad: Der Film beginnt als konzentriertes Porträt eines Paares am Limit, driftet dann aber in einen überdramatischen Telenovela-Modus voller dramaturgischer Leere ab
Vor dem Hintergrund eines landesweiten Stromausfalls erzählt Azra Deniz Okyay von verschiedenen Protagonisten in Istanbul, deren Wege sich kreuzen. Ein energiegeladenes Porträt einer Generation zwischen Armut, staatlicher Willkür und Repressionen

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Meldung
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