Jens Balkenborg

Filmkritiken von Jens Balkenborg

Barbara Ott erzählt in ihrem schmerzhaft konsequentem Spielfilmdebüt von einem Amateurboxer am existenziellen Abgrund, der in großer Notlage und Verzweiflung sich und seine drei Kinder durchzubringen versucht. Ein einnehmendes, manchmal an der Karikatur kratzendes Sozialdrama mit einem preiswürdig aufspielenden Jannis Niewöhner
Nebojsa Slijepcevics Dokumentarfilm erzählt von der Entstehung eines Theaterstücks über die Tötung eines serbischen Mädchens während des Kroatienkriegs. Dem kroatischen Regisseur gelingt ein leise-heftiger Film über Identität und die Wunden der Vergangenheit
Eine Frau wird von einer Brücke ins Wasser geschubst und überlebt leicht verletzt. Von wem? Warum? Michael Fetter Nathansky erzählt einen Krimifall in drei Episoden aus drei Perspektiven. Ein kluges kleines Lehrstück unzuverlässigen Erzählens, zugleich eine Reflexion über Familie, Freundschaft und Identität
Der wegen der Alkoholsucht der Mutter am Pränatalen Alkoholsyndrom leidende Bernd Thiele macht sich mit einem ebenfalls geistig behinderten Kumpel auf die Suche nach seiner Familie. Eine intime, unterhaltsame Reise in die Vergangenheit und ein Beweis, wie gut das Kino als Inklusionsvehikel taugt
In ihrem Debüt folgt Melanie Waelde einer Clique kurz vor dem Abitur. Liebe, Abschiedsschmerz, Selbstfindung: Coming-of-Age als animalische Implosion in einem Film, der mehr Gefühl ist als Geschichte
Vor Jahren wurde Vitalina Varela verlassen. Nach vierzigjährigem Warten auf das Flugticket kommt sie nach Portugal, wo der Mann drei zuvor Tagen begraben wurde. Pedro Costa widmet der kapverdischen Frau Vitalina Varela eine filmästhetische Reflexion ihres eigenen Lebens
Ein in Deutschland lebender Syrer macht sich auf die Suche nach seinem im Bürgerkrieg verschwundenen Bruder. Randa Chahouds Kinodebüt hat gute Absichten, gerinnt aber zu einer überfrachteten, wilde Haken schlagenden Geschichte, die etwas plump auf dramatische Effekte abzielt
24 Stunden aus dem Leben von sechs Berliner:innen: Wunderbar unverbraucht und unpädagogisch fängt Simona Kostova das Lebensgefühl der Anfangdreißiger ein
In Episoden erzählt Christian Klandt aus dem Mikrokosmos einer Kneipe. Sympathischer Film voller kautziger Typen, dem man seine gelegentliche Fahrigkeit gerne verzeiht: »Leif in Concert Vol. 2«
Ein pädosexueller Architekt verliebt sich in den achtjährigen Sohn der neu eingezogenen Nachbarin. Zwischen Einfühlung und Problematisierung ergründet Savaş Ceviz die psychische Störung. Ein starkes Debüt!