Netflix: »Death by Lightning«

»Death by Lightning« (Miniserie, 2025). © Larry Horricks/Netflix

© Larry Horricks/Netflix

Ein Netflix-Vierteiler erinnert an den vergessenen und ermordeten US-Präsidenten James A. Garfield

Erstaunlich viele US-Präsidenten fielen einem Attentat zum Opfer. Neben Abraham Lincoln und William McKinley ist John F. Kennedy das berühmteste Mordopfer. Weniger bekannt ist die Geschichte des 20. amerikanischen Staatsoberhaupts, James A. Garfield, der 1881 von einem geistig umnachteten Postenjäger erschossen wurde. Die Netflix-Miniserie »Death by Lightning« nach dem Sachbuch Destiny of the Republic (2011) von Candice Millard erinnert an einen Präsidenten, der in seiner kurzen Amtszeit Beachtliches leistete.

In seiner Buchadaption verknüpft Mike Makowsky Garfields Geschichte mit der seines Mörders zu einer Doppelbiografie. So hat Garfield (beachtlich: Michael Shannon) auf dem Kongress der Republikaner nur ein Ziel. Um die Nominierung des korrupten Roscoe Conkling zum Präsidentschaftskandidaten zu verhindern, hält er eine flammende Rede für den aussichtslosen Gegenkandidaten John Sherman. Seine rhetorisch brillante Mahnung an die Ideale der US-Verfassung verfängt dabei so sehr, dass der Redner selbst nominiert – und kurz darauf gewählt wird.

Galt Garfield bislang als »vergessener Präsident«, so erinnert die Miniserie daran, dass er sowohl erfolgreich gegen die korrupte Elite innerhalb der republikanischen Partei vorging als auch entschieden für die Gleichberechtigung jener Afroamerikaner eintrat, an deren Seite er im Bürgerkrieg kämpfte. Bei der Darstellung dieses Engagements schießt der Vierteiler über das Ziel hinaus. Das zeigt sich angesichts jenes Kernmotivs der Buchvorlage, das der Vierteiler übernimmt. So starb der niedergeschossene Garfield nicht durch die Kugel des Attentäters, sondern durch die unhygienischen Behandlungsmethoden seines Arztes Dr. Bliss. Mit den gerade aufkommenden Methoden steriler Behandlung war der Chirurg nicht vertraut. Ein afroamerikanischer Kollege weist Bliss am Tatort auf die Möglichkeit einer Infektion hin. Worauf Bliss diesen Rat zurückweist. Die bittere Pointe lautet: Garfield, der sich für eine diskriminierte Minderheit einsetzte, musste sterben, weil der fachkundige Hinweis eines schwarzen Arztes ignoriert wurde.

Solche gut gemeinten, aber holprig umgesetzten Beobachtungen fügen sich zu einem Historiengemälde, dem man die beschränkte Ästhetik einer TV-Inszenierung ansieht. Nicht zu überzeugen vermag insbesondere der Kontrast zwischen dem gebildeten, auf Versöhnung bedachten Garfield und dem eitlen, mehrfach gescheiterten Charles J. Guiteau, der mit allen möglichen Tricks einen Job in der Regierung zu ergattern versucht. In der Rolle dieses größenwahnsinnigen Kleingeistes tritt Matthew Macfadyen zu grell in Erscheinung. Das politische Historiendrama erscheint daher trotz seines ambitionierten Anliegens langatmig. Garfields früher Tod war eine Tragödie für die Nation. Aber dieses Gefühl vermittelt sich in dieser uninspiriert inszenierten Serie nur vage.

OV-Trailer

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