Frank Arnold

Beinahe hätte mich der Titel abgeschreckt, die Kombination von Familiärem (»Mum«) und Wissenschaftssprache (»De-Colonised«). Aber dann war die Neugier doch stärker auf eine (die?) Maori-Filmemacherin, die Erinnerung an neuseeländische Spielfilme zum Thema, wie »Utu«, »Once were warriors« oder vor nicht allzu langer Zeit, »Das Talent des Genesis Potini« spielte ebenfalls eine Rolle.

Harald Mühlbeyer

Gegenüber den eher wilderen Varianten des »Erzählkinos« eher klassischer Dramaturgie – wie die mörderische Komödie »Im Kreise der Lieben« oder das Musikmächen »Bandits« – wirkt Jeanine Meerapfels »Malou« von 1981 äußerst gediegen.

Barbara Schweizerhof

Es war sicher nicht die glanzvolle Berlinale, die sich Festival-Chef Dieter Kosslick zum Abschied wohl gewünscht hätte. Stars vom Kaliber eines Christian Bale oder einer Catherine Deneuve wurden nur selten gesichtet und das fast ausschließlich zu Filmen, die gar nicht im Wettbewerb konkurrierten. Einer der wichtigsten und mit großer Spannung erwarteten Beiträge, Zhang Yimous »One Second«, wurde in letzter Sekunde aus dem Wettbewerb gestrichen, vorgeblich wegen Produktionsschwierigkeiten, vielleicht aber auch aus Zensurgründen.

Silvia Hallensleben

Frühlingswetter und Sonne machen die Berlinale-Stimmung perfekt, lassen die Widerstände gegen Kinobesuche aber wachsen. Gestern der donnerstags-übliche Forums-Empfang an neuer Location: dem Kunstquartier silent green im Wedding, einem ehemaligen Krematorium. Die Räume wirken noch sehr aseptisch und sind in einem unangenehmen Grau gestrichen: Zwei lange (gestern überhitzte und überschallte) schlauchartige Gänge und eine etwas luftigere Halle, auf die man von einer Freitreppe hinunter sehen und Überblick gewinnen kann.

Harald Mühlbeyer

Das ist für Retro-Chef Rainer Rother wahrscheinlich auch ungewohnt: Dass ein Film der Berlinale-Retrospektive so abgefeiert wird. Mit lauten Jubelrufen, als die Regisseurin und ihre Darstellerinnen den Saal betreten, mit Klatschen, Mitsingen, ja: mit Mitsprechen – hinter mir saßen zwei, die jeden Dialogsatz von »Bandits« aufsagen konnten, ein merkwürdiges, aber der Atmosphäre durchaus zuträgliches Phänomen: Dass sozusagen vor den Worten auf der Leinwand schon ein Echo von weiter hinten im Saal zu hören war.

Harald Mühlbeyer

Claus Löser hat in seinem Text in der Berliner Zeitung einen der Schwachpunkte der diesjährigen Retro dargelegt – die ja in der Unschärfe des Themas »Selbstbestimmt« liegen: Gerade in der DDR kann von Selbstbestimmung nicht die Rede sein.

Frank Arnold

Mit seinen jovialen Fernsehauftritten stelle ich mir René Gardi (1909-2000) als Schweizer Variante von Bernhard Grzimek vor. Setzte sich der eine hierzulande für die bedrohte Tierwelt ein, so war dem anderen daran gelegen, seinen Landsleuten Afrika nahezubringen – nicht nur in Fernsehsendungen, sondern auch in Büchern und Filmen. »Mandara – Zauber der schwarzen Wildnis« lief 1960 im Wettbewerb der Berlinale und erhielt eine lobende Erwähnung und Gardi kann stolz vermelden, »wir haben dort immerhin Disneys »Jungle Cats« geschlagen«.

Gerhard Midding

In der zweiten Hälfte von „Die Unbestechlichen“ stellt sich in der Redaktion der „Washington Post“ zum ersten Mal Feierlaune ein. Ihre Geschichte über Watergate hat Fahrt aufgenommen. Das Weiße Haus ist in Bedrängnis geraten und der Pressesprecher äußert sich erstmals im Fernsehen zu den Enthüllungen. Übermütig fragt daraufhin einer der beiden Reporter, ich glaube, es ist Carl Bernstein (Dustin Hoffman), in die Runde: „Kamm mir eigentlich mal jemand erklären, was ein Dementi ist?“

Ulrich Sonnenschein

Am letzten Tag des Wettbewerbs – ja das ist schon heute, am Donnerstag, weil Zhang Yimous Film »One Second« aufgrund von Problemen bei der Postproduktion nicht laufen konnte – also 3 Tage vor Schluß des Festivals kommt ein Film, der noch einmal überrascht. Über 3 Stunden in vielfachen Rückblenden und Zeitsprüngen erzhält Regisseur Wang Xiaoshuai eine Familiengeschichte über mehrere Jahrzehnte. Bereits 2001 stellte er einem Film im Wettbewerb der Berlinale vor.

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