Ulrich Sonnenschein

Ganz stark startete der deutsche Film in den Wettbewerb der diesjährigen Berlinale mit  »Systemsprenger«, dem Kinodebüt von Nora Fingscheidt. Systemsprenger sind Kinder, die sich keinen Strukturen unterwerfen und sich nicht in vorgegebene Ordnungen einfügen können. Oftmals reagieren sie unbändig aggressiv und sind dann kaum noch zu bremsen. Ein solches Kind ist die 9jährige Benni, die eigentlich Bernadette heißt, und nichts lieber tun würde, als zu ihrer Mutter zurückzukehren.

Harald Mühlbeyer

Halbstarke in der DDR, Wohnungsnot, kinderreiche, verwahrloste Familien, verlorene, ziellose junge Männer. Und Aufbau, Arbeit für alle, soziale Absicherungen, engagierte, herzensgute, hilfreiche Menschen, die die verlorenen Söhne des Sozialismus wieder auf den rechten Pfad zurückbringen.

Sweethearts

Statt Thelma und Louise sind es dieses Mal Mel und Franny auf einem vergnüglich rasanten Road Trip. Mit Witz und Verve beweisen sie unter der Regie von Karoline Herfurth, die dass sich auch Frauen auf vergnüglich freche Weise zu einem Buddy Movie zusammenraufen können: »Sweethearts«

Alita: Battle Angel

Die Verfilmung eines beliebten Mangas über ein Cyborg-Mädchen mit Kulleraugen und Killerinstinkt, lange Zeit Wunschprojekt James Camerons, hat nun Robert Rodriguez »Alita: Battle Angel« inszeniert – so aufwändig wie trashig und leider auch recht langweilig. Am interessantesten ist da noch die moralisch fragwürdige Vermischung von Süßlichkeit und drastischer Gewalt

Berlinale: Zwei Bücher zur Retrospektive

Keine Frage: Frauen stehen im Bereich der Filmkunst hintan. Filmarbeit war ein wichtiger Teil der Frauenbewegung der 1970er; Jutta Brückner blickt im aktuellen epd Film-Heft auf diese Zeit zurück, auf die Fragen, die sich die Filmemacherinnen damals gestellt haben, auf die Probleme, auf die sie gestoßen sind, auf die Probleme, die bis heute weiter bestehen
Gerhard Midding

Bis vor einem Jahr konnte ich mir noch nicht vorstellen, dass François Ozon je durch eine Zeitungsmeldung zu einem Film inspiriert werden könnte oder dass er einmal von realen Ereignissen erzählen würde. Sein Kino verschrieb sich unbedingt und entschieden der Fiktion. Seine Filme verorteten sich in einer gewissermaßen unbestimmten Gegenwart oder spielten in einem bunten Nimmerland der Kinoerinnerungen. Sie blieben weitgehend unberührt von aktuellen politischen und sozialen Problemen.

Silvia Hallensleben

Erste Texte abgegeben. Habe mit mir gehadert, ob ich den französischen Film »Nos défaites« von Jean-Gabriel Périot wirklich so schlecht wegkommen lassen soll, wie ich ihn fand. Verrisse machen mir keinen Spass. Aber der Film scheint mir ein ärgerlicher Fall von »Gelegenheit macht Filme«, wo ein ambitionierter Filmemacher ein vielleicht gar nicht so doofes Schulprojekt mit der Nachinszenierung historischer Filmauschnitte macht, dann aber als Zugabe auch noch unbedingt als Zweitverwertung einen Film darüber in den Festivalzirkus einspeisen muss.

Gerhard Midding

Romain Gary und das Kino, das war eine lange, heftige Romanze. Nein, eigentlich eine Kaskade stürmischer Affären, von denen keine gut ausging. Ein Spiel der Verführung, die von beiden Seiten ausging, aus der nie etwas Definitives wurde, oder zumindest wenig, das bleibt. Da eröffnet sich ein ganzer Kontinent prächtiger Missverständnisse.

Sabine Horst

Es ist schon merkwürdig. Dieter Kosslick hat für den »Riesentanker« Berlinale Reihen wie »Kulinarisches Kino« oder »Berlinale Goes Kiez« erfunden und die Serien ins Festivalbusiness eingeführt – das hört sich deftig und erdig an. Aber in seinem Wettbewerb herrschte meist eine gewisse Sprödheit: strenge Bilder, politische Haltung, ein Hauch von Arte Povera, wenn man so will.

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