Harald Mühlbeyer

Das ist für Retro-Chef Rainer Rother wahrscheinlich auch ungewohnt: Dass ein Film der Berlinale-Retrospektive so abgefeiert wird. Mit lauten Jubelrufen, als die Regisseurin und ihre Darstellerinnen den Saal betreten, mit Klatschen, Mitsingen, ja: mit Mitsprechen – hinter mir saßen zwei, die jeden Dialogsatz von »Bandits« aufsagen konnten, ein merkwürdiges, aber der Atmosphäre durchaus zuträgliches Phänomen: Dass sozusagen vor den Worten auf der Leinwand schon ein Echo von weiter hinten im Saal zu hören war.

Harald Mühlbeyer

Claus Löser hat in seinem Text in der Berliner Zeitung einen der Schwachpunkte der diesjährigen Retro dargelegt – die ja in der Unschärfe des Themas »Selbstbestimmt« liegen: Gerade in der DDR kann von Selbstbestimmung nicht die Rede sein.

Frank Arnold

Mit seinen jovialen Fernsehauftritten stelle ich mir René Gardi (1909-2000) als Schweizer Variante von Bernhard Grzimek vor. Setzte sich der eine hierzulande für die bedrohte Tierwelt ein, so war dem anderen daran gelegen, seinen Landsleuten Afrika nahezubringen – nicht nur in Fernsehsendungen, sondern auch in Büchern und Filmen. »Mandara – Zauber der schwarzen Wildnis« lief 1960 im Wettbewerb der Berlinale und erhielt eine lobende Erwähnung und Gardi kann stolz vermelden, »wir haben dort immerhin Disneys »Jungle Cats« geschlagen«.

Gerhard Midding

In der zweiten Hälfte von „Die Unbestechlichen“ stellt sich in der Redaktion der „Washington Post“ zum ersten Mal Feierlaune ein. Ihre Geschichte über Watergate hat Fahrt aufgenommen. Das Weiße Haus ist in Bedrängnis geraten und der Pressesprecher äußert sich erstmals im Fernsehen zu den Enthüllungen. Übermütig fragt daraufhin einer der beiden Reporter, ich glaube, es ist Carl Bernstein (Dustin Hoffman), in die Runde: „Kamm mir eigentlich mal jemand erklären, was ein Dementi ist?“

Ulrich Sonnenschein

Am letzten Tag des Wettbewerbs – ja das ist schon heute, am Donnerstag, weil Zhang Yimous Film »One Second« aufgrund von Problemen bei der Postproduktion nicht laufen konnte – also 3 Tage vor Schluß des Festivals kommt ein Film, der noch einmal überrascht. Über 3 Stunden in vielfachen Rückblenden und Zeitsprüngen erzhält Regisseur Wang Xiaoshuai eine Familiengeschichte über mehrere Jahrzehnte. Bereits 2001 stellte er einem Film im Wettbewerb der Berlinale vor.

Ulrich Sonnenschein

Es gibt sicher noch mehr, aber zumindest drei Filme sind mir aufgefallen, die einen wie auch immer gearteten Islam als mögliches Heilsversprechen zum Thema haben. Zuerst mal »L'Adieu à la nuit – Abschied an die Nacht« von Altmeister André Techiné. Mit schöner Regelmäßigkeit dreht er Filme, die gesellschaftliche Themen behandeln und sich darüber definieren, diese in eine spannende nachvollziehbare Geschichte zu packen. Nicht selten steht ihm dabei ein weiblicher Star zur Seite, wie Juliette Binoche, Sandrine Kiberlain oder Catherine Deneuve. So auch hier.

Sabine Horst

Joseph Goebbels war hingerissen, nachdem er Fritz Langs »M – Eine Stadt sucht einen Mörder« gesehen hatte: »Fabelhaft! Gegen die Humanitätsduselei. Für Todesstrafe! Gut gemacht. Lang wird einmal unser Regisseur.« Eine krasse Fehleinschätzung. Der schwarzweiße Tonfilm aus dem Jahr 1931 wurde verboten, als die Nazis an der Macht waren; Lang verließ Deutschland. Heute gilt »M« als einer der besten und wichtigsten Filme überhaupt.

Harald Mühlbeyer

Wie in »Kennen Sie Urban?« von 1971 oder in »Das Mädchen aus dem Aufzug« aus dem Jahr 1990 greift auch Evelyn Schmidt 1982 in »Das Fahrrad« so etwas wie ein Tabuthema der DDR auf: Dass es im Arbeiter- und Bauernstaat eben doch innerhalb der hochbeschworenen Arbeiterklasse verschiedene Schichten gibt.

Silvia Hallensleben

Gestern wieder als Berichterstatterin für epd-medien in der Berlinale-Parallelwelt der »Top of the Docs« im Meistersaal in der Köthener Straße, wo die ARD die von ihr selbst so eingeschätzten dokumentarischen Programm-Highlights vorstellt. Dabei nimmt der Sender den Begriff des Dokumentarischen nicht so eng und gemeindet etwa ein angekündigtes drehbuchbasiertes Fernsehdrama von Sherry Hormann (Titel: »Nur eine Frau«) problemlos dort ein, weil es ja auf der realen Geschichte der von ihren Brüdern ermordeten Hatun Sürücü basiert.

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