Kritik zu Klasse Deutsch

© W-film

2018
Original-Titel: 
Klasse Deutsch
Filmstart in Deutschland: 
16.05.2019
V: 
L: 
89 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Der erste Schritt zur Integration ist die Sprache: Florian Heinzen-Ziob filmt den Unterricht in einer Deutschklasse, in der Jugendliche aus verschiedenen Ländern auf den Einstieg ins Schulsystem vorbereitet werden

Bewertung: 3
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Eine Frau Vecchio hätte sich wohl jeder in seiner Schulzeit gewünscht: eine in sich ruhende, resolute sowie gerechte Lehrerin, die immer ein offenes Ohr für ihre Schüler hat und auch die ein oder andere Träne zu trocknen weiß. Frau Vecchio hat keine leichte Aufgabe, denn sie ist die Lehrerin der Klasse Deutsch in einer Kölner Realschule. Hier kommen Schüler im Jugend­alter zusammen, die neu in Deutschland sind und erst die Sprache lernen müssen, bevor sie ins Schulsystem integriert werden.

Regisseur Florian Heinzen-Ziob hat eine zunächst schlicht anmutende Filmästhetik dafür gefunden, sein Thema zu visualisieren, denn er drehte den Film ausschließlich in Schwarz-Weiß, um sich von den täglichen plakativen Medienberichten über Integration abzusetzen, und schafft damit sehr eingängige Bilder. Mit einer statischen Kameraführung, die konsequent bei den Personen bleibt, ohne sich in überflüssigen Schwenks zu verlieren, fokussiert er sich auf die ­Schüler. Ganz ohne Off-Kommentar oder Interviews sind wir dazu angehalten, zu ­beobachten und zuzuhören, denn man erfährt nur das, was im Schulzimmer gesprochen wird.

So konzentrieren wir uns innerhalb der Klasse vor allem auf die fünf Protagonisten, denen der Regisseur besondere Beachtung schenkt. Wir hören den Diskussionen mit ihrer Lehrerin zu, sehen, wie diese mit unendlicher Geduld Grammatikregeln erklärt, und vor allem erleben wir die Schüler in ihrem Ringen um Begreifen. Manche hatten bisher eine schwierige Schullaufbahn, haben nie erfahren, wie sie sinnvoll lernen können. Frau Vecchios Deutschklasse ist für die Jugendlichen die erste wichtige Station in Deutschland, denn sie vermittelt ihnen nicht nur die Sprache, sondern auch die Regeln und Freiheiten dieses Landes. Spätestens nach dem Film ist uns bewusst, dass es Verständigung zwischen den Kulturen ­geben muss, beginnend bei den Jüngsten und Schwächsten, um ihnen jede Chance in unserem Land einzuräumen, die sie verdienen.

Meinung zum Thema

Kommentare

Ich war gestern zum Termin mit der anschließenden Diskussion mit Regisseur, Herrn Heinzen-Ziob, im Kino. der Film ist beeindruckend, die Diskussion war spannend. Die Arbeit von Herrn Heinzen-Ziob als Regisseur, Cutter und Mitproduzent ist absolut gelungen und hochinteressant. Gerade dieses Drehen ohne Drehbuch, die Spontanität dadurch ist beeindruckend. Auch die Schwarzweiß Verfilmung, so lenken keine knalligen Farben ab. Wir brauchen solche jungen Regisseure, die neues ausprobieren. So wird Kino interessant. Die oft reißerischen sonstigen Blockbusterfilme, bringen eine so tiefe Emotion und Filmkunst selten. Frank Heitkamp

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