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Gerhard Midding

Seine Vorliebe für den Vornamen Hélène erklärte Claude Chabrol einmal damit, es sei der einzige, zu dem es keine maskuline Variante gibt. Ihn faszinierte die nicht übertragbare, die exklusiv feminine Identität. Bereits mit der Namensgebung verlieh er seinen Heldinnen Souveränität.

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Eine der verführerischsten Torheiten, die je über das Kino verbreitet wurden, ist Francois Truffauts Behauptung, die Begriffe Kino und England seien eigentlich unvereinbar. Im Gespräch mit Alfred Hitchcock unterstellte er dem englischen Nationalcharakter eine gewisse Filmfeindlichkeit. Er sei zu reserviert und kleinbürgerlich; selbst Landschaft und Klima schienen dem Franzosen jedweder filmischen Inspiration im Wege zu stehen.

Gerhard Midding

In gewissen Pariser Kinos finde ich mich gern schon eine Weile vor Filmbeginn ein. Ich tue es aus gewissermaßen doppelter Schaulust. Das gilt nicht für diejenigen, in denen das aktuelle Programm läuft. Aber in den Sälen im Quartier Latin und in St. Germain, die fast ausschließlich Reprisen zeigen, studiere ich gern das Publikum.

Gerhard Midding

"Nun wissen wir mehr als vorher", sagte der ältere Herr, der neben mir saß. Ich nickte ihm zu, nicht zuletzt, weil mir gefiel, dass aus seinen Worten weder Ironie noch Ehrfurcht klangen. Sie waren ein Bekenntnis nüchterner Zufriedenheit. Wir hatten gerade im Saal Jean Epstein einen Vortrag über den eminent nostalgischen Zug gehört, den der Referent im US-Kino der Kriegs- und Nachkriegszeit ausgemacht hatte.

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Ihr Staunen über die Neue Welt ist groß. Ständig fragen sich die Reisenden aus der Schweiz, ob das alles nun reale Menschen sind oder nicht doch Schauspieler aus Hollywood. Diese Frage ist schon berechtigt, wenn man am Roulettetisch in Las Vegas lauter Männer in riesigen Cowboyhüten erblickt und vor den einarmigen Banditen lauter Damen unter der Trockenhaube.

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Der Titel dieses Festivals hat eine ansehnliche Herkunft. »Toute la mémoire du monde« (»Das Gedächtnis der Welt«) heißt einer der schönsten Kurzfilme von Alain Resnais, der poetisch die Bestände der Pariser Nationalbibliothek ausspäht. Ein solcher Titel hängt die Messlatte hoch – und in diesem Fall auch weit.

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Am Anfang stand ein Missverständnis, und kurz darauf folgte ein deutliches Nein. Dennoch wurde daraus eine Zusammenarbeit und Freundschaft, die vier Jahrzehnte andauerte. Und wäre Audrey Hepburn nicht schon 1993 gestorben, hätte Hubert de Givenchy gewiss noch viele weitere Roben für sie entworfen.

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Aus gegebenem Anlass möchte ich eine Äußerung in meinem Eintrag vom 24.2. (»Terror des Buchstäblichen«) relativieren. Dort bezeichne ich Quoten als eine »sehr deutsche, sehr bürokratische Strategie«. In diesem Punkt liege ich nicht ganz richtig. Sie sind ebenfalls ein sehr europäischer Impuls.  

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Momentan läuft es rund für Guillermo del Toro. In Venedig hat »The Shape of Water« den Goldenen Löwen gewonnen, mit 13 Nominierungen hat er glänzende Aussichten, am nächsten Sonntag viele Oscars zu gewinnen – und schlägt sich an den Kinokassen beachtlich.

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Der Essay, davon war zumindest dessen Erfinder Michel de Montaigne überzeugt, ist seinem Wesen nach offen. Wenn der Autor ihn beginnt, muss er noch nicht wissen, wohin es geht. Im Kino lässt sich dieses Prinzip aus praktischen und ökonomischen Gründen nur schwer umsetzen. Nur wenige haben diesen Versuch gewagt. Chris. Markers »Sans Soleil« (Unsichtbare Sonne) fällt einem da zunächst ein und auf dem Terrain des Erzählkinos Terrence Malick.