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Gerhard Midding

Regisseure lassen sich auf Fotos von Dreharbeiten in zwei Kategorien unterteilen. Die Gelassenen geben ihren Mitarbeitern nur einen Fingerzeig, weisen ihnen die Richtung. Die anderen, die Ergriffenen, führen mit vollem Körpereinsatz Regie. Sie spielen ihren Darstellern beschwörend die Szene vor, demonstrieren eindringlich, mit welchen Gesten ihre Figuren zu filmischem Leben erwachen sollen.

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Es gibt Behauptungen, an denen hat man so viel Vergnügen, dass man ihren Wahrheitsgehalt gar nicht überprüfen mag. Gehen wir also getrost davon aus, dass fünf von zehn Ungarn »Die Zeit steht still« als ihren Lieblingsfilm nennen. Esther Kinsky war immerhin fest davon überzeugt, als sie ihre wunderbar kinosüchtiges Buch »Weiter Sehen« schrieb.

Gerhard Midding

»The Room Next Door«, der mich im letzten Herbst so tief enttäuschte, war doch für etwas gut. Der dankenswerte Moment kommt früh in Almodóvars Film, als Tilda Swinton in einer Buchhandlung ein Titel ins Auge fällt: »Erotic Vagrancy«. Den Ausdruck habe sie immer gemocht, erklärt sie Julianne Moore und nimmt ein Exemplar vom Stapel. Die Anziehungskraft des Titels begreift man augenblicklich, aber wie erklärt sich das »immer«?

Gerhard Midding

In dieser Woche ist bei uns »The Change« angelaufen, der einerseits der erste englischsprachige Film von Jan Komasa ist und andererseits die Gelegenheit bietet, Kyle Chandler endlich einmal wieder in einer Hauptrolle zu sehen. Ansonsten erzählt seine Karriere vom Glück, in der zweiten Reihe zu stehen.

Gerhard Midding

Am Morgen des 1. November 1925 erwartete die französischen Zeitungsleserinnen und -leser eine traurige Nachricht, die sich in Windeseile auch weltweit verbreitete: Der berühmte Filmkomiker Max Linder und seine junge Frau hatten Selbstmord begangen. Vor 100 Jahren war es für das Publikum noch eine ziemliche Überraschung, dass ein Spaßmacher privat ein verzweifelter, todtrauriger Mensch sein konnte. Auch in dieser Hinsicht war Linder ein Pionier.

Gerhard Midding

Manchmal verwandeln sich Gerüchte in Tatsachen – und gelegentlich sind diese auch erfreulich. Im Netz wurde schon gemunkelt, dass »Blood & Sinners« zu Halloween in die IMAX-Kinos zurückkehren könnte. In den USA stand das schon eine Weile fest, aber für einen Einsatz hierzulande gab es bis vor wenigen zwei Tagen nur unzuverlässige Quellen.

Gerhard Midding

Bis ich »The Man Who Laughs« (Der Mann, der lacht) sah, hatte ich noch nie von den Comprachicos gehört. Aber allein die Erwähnung ihres Namens löst Angst und Schrecken aus. Das Ausrufezeichen, das ihm im Zwischentitel hintangestellt wird, lässt keinen Zweifel daran: Wehe, wenn die Kinderkäufer kommen!

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Alle fünf, sechs Jahre fällt der Welttag des audiovisuellen Erbes auf einen denkbar ungünstigen Wochentag. Das ist auch heute so: Montags haben (Film-) Museen in der Regel geschlossen. Der UNESCO, die ihn vor 20 Jahren ins Leben rief, kann man daraus natürlich keinen Vorwurf machen – das würde bei jedem anderen Datum ebenfalls passieren.

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Einmal ist nicht genug, wie schon Jacqueline Susann wusste. Yorgos Lanthimos hätte gern einen Avatar, der ihn auf dem roten Teppich vertritt und zudem die immer gleichen Journalistenfragen beantwortet. Der Witwer der Fernsehkomödiantin Suzanne Somers hat gerade den Klon seiner Gattin vorgestellt und ist begeistert, dass er keinen Unterschied bemerkt. Auch unser Staatsminister für Kultur hat mittlerweile einen digitalen Zwilling präsentiert, der offenbar mehr Sprachen beherrscht als das Original.

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Die Toten wollen nicht verstummen in Hill House. »Es ist ein böses altes Haus«, berichtet zu Beginn die Erzählstimme aus dem Off, während die Schreckensgeschichte des Landsitzes in New England auf der Leinwand rekapituliert wird, »ein Haus, das traurig geboren wurde.« Die Chronik der heimgesuchten Immobilie ist mit atonaler Musik unterlegt; die Partitur wird im Verlauf des Films nicht wohliger werden.