Sascha Westphal

Filmkritiken von Sascha Westphal

Auch Bruno Dumonts zweiter Film über Jeanne d'Arc bricht mit allen Erwartungen und Konventionen. Er dekonstruiert den Mythos von der Nationalheiligen und -heldin und feiert sie stattdessen als Seelenverwandte, deren Kompromisslosigkeit sich in seinem Schaffen widerspiegelt
Christian Alvart gelingt mit seinem Remake von Alberto Rodríguez' Thriller »La isla mínima – Mörderland« ein atmosphärisch ungeheuer intensives Porträt Ostdeutschlands nach der Wende. Die Geschichte von zwei Polizisten, die im Marschland Mecklenburg-Vorpommerns nach einem Serienmörder fanden, legt den Finger in deutsch-deutsche Wunden, die bis heute nicht wirklich verheilt sind
Ein Kommissar verhört einen Verdächtigen eine ganze Nacht lang und lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. In Quentin Dupieux' Händen bekommt diese klassische Krimisituation komödiantische Züge, wobei der französische Filmemacher auf eine kafkaeske Komik und damit auf ein Lachen setzt, das zur Waffe gegen die Absurdität des Lebens wird
Bruno Dumont schaffte ein wüstes, jegliche Form von Perfektion verweigerndes Pop-Musical, das einen zwingt, seine Vorstellungen über Jeanne d'Arc und ihre Darstellung im Kino radikal zu überdenken
Gabrielle Bradys Dokumentation über die Verhältnisse auf der Weihnachtsinsel verknüpft Privates und Politisches und legt dabei eklatante Widersprüche der Flüchtlingspolitik Australiens offen
Ein junger Mann mit Angststörung: Georg Schmidinger lässt in seinem intensiven Debüt »Nevrland« den Zuschauer die emotionalen Extremzustände seines Helden miterleben
Peter Evers erzählt in seinem Spielfilmdebüt die Geschichte einer Geschwisterliebe im Gewand eines Neo-Heimatfilms. Ihm gelingt ein subtiles Porträt der BRD-Gesellschaft, das die Kontinuitäten der Gewalt und der Ausgrenzung nach '45 aufzeigt
Wie schon in »Hereditary« vermischt Ari Aster in »Midsommar« erneut Horror und Melodrama, wobei die formale Brillanz seiner Inszenierung seine auffallend affirmative Haltung gegenüber heidnischen Opferbräuchen unterstreicht
Der französische Filmemacher Yann Gonzalez geht mit »Messer im Herz« seinen gänzlich eigenen Weg konsequent weiter. Seine Hommage an die Pariser Pornofilmszene der späten 70er Jahre ist zugleich eine wundervolle Verbeugung vor den Thrillern jener Jahre. So kann er dem Kino eine ganz besondere Magie zurückgeben
Im dritten Teil der Filmserie um den von Keanu Reeves gespielten Profikiller verwandelt sich John Wicks Welt in eine kafkaeske Version unserer globalisierten Wirklichkeit. Eine spannende Entwicklung, die aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die routiniert inszenierten Actionszenen nicht an die Kampfchoreographien der früheren Filme heranreichen

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Ein Nachruf und eine Ausstellung: Der Filmemacher Harun Farocki (9.1.1944–30.7.2014) verstarb überraschend kurz vor der Eröffnung der gemeinsam mit seiner Frau Antje Ehmann gestalteten Ausstellung »Eine Einstellung zur Arbeit« im Museum Folkwang in Essen
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John May, ein kleiner Londoner Beamter, kümmert sich um die Hinterlassenschaften all derer, die ohne Familie und Freunde sterben. Mit einer beeindruckenden Beharrlichkeit kämpfen er und sein Regisseur Uberto Pasolini in dieser elegischen, doch nie hoffnungslosen Tragikomödie für die Würde aller Menschen
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Die Welt unterhalb der riesigen Lettern des legendären Schriftzugs »Hollywoodland« ist ein einziges Katastrophengebiet. In den Straßen und Häusern von Los Angeles, in den Studios und Büros, den Bars und Bordellen, regieren Lügen und Illusionen, blanke Apathie und schließlich nur noch nackte Gewalt.
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