Kritik zu Body Cam

© Paramount Pictures

2020
Original-Titel: 
Body Cam
Filmstart in Deutschland: 
06.08.2020
L: 
92 Min
FSK: 
16

Ein Horrorthriller über eine Mordserie an Streifenpolizisten kommt durch die aktuellen Ereignisse zu brisanter gesellschaftlicher Bedeutung

Bewertung: 3
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Die Ereignisse der vergangenen Wochen verändern die Sicht auf Malik Vitthals Horrorthriller »Body Cam«. Natürlich hat Polizeigewalt gegen Schwarze eine lange Geschichte in den Vereinigten Staaten. Immer wieder gab es weltweit Schlagzeilen über unbewaffnete Afroamerikaner, die von Polizisten getötet wurden. Aber der auf Video dokumentierte Mord an George Floyd im Mai dieses Jahres und die anhaltende Welle der Proteste, die ihm folgte, verleiht Vitthals B-Movie eine Brisanz, die es zuvor einfach nicht hatte.

Wieder einmal wurden Polizisten, die einen Schwarzen getötet haben, von einem Gericht freigesprochen. Entsprechend aufgeheizt ist die Stimmung in Swinton. Überall finden Proteste statt. In einigen Vierteln der von Armut und Verfall gezeichneten Industriestadt könnte der kleinste Funke das Feuer eines Aufstands auslösen. Ein denkbar schlechter Tag für Renee (Mary J. Blige), um ihren Dienst wieder aufzunehmen. Denn die Streifenpolizistin war aufgrund eines Übergriffs gegen einen Zivilisten für einige Monate vom Dienst suspendiert worden. Und in dieser Nacht birgt selbst der Versuch, ein auf der Straße spielendes Kind zurück zu seinen Eltern zu bringen, ein ungeheures Konfliktpotenzial.

Gerade in den von Schwarzen bewohnten Stadtteilen sind Polizisten Zielscheiben für die Wut der Menschen über ein offensichtlich rassistisches System. Eine Wut, die sich allem Anschein nach entlädt, als ein Polizist bei einer Routinekontrolle auf brutale Weise ermordet wird. Renee ist als Erste vor Ort und entdeckt Hinweise, die auf übernatürliche Zusammenhänge deuten. Davon wollen ihre Kollegen allerdings nichts wissen. So gerät sie, die vor einiger Zeit ihren Sohn durch einen tragischen Unfall verloren hat, schon bald ins Visier derer, die sie für ihre Freunde hielt.

Die Nacht scheint kaum zu enden in Malik Vitthals Porträt eines Amerikas, das nicht nur von den rachsüchtigen Geistern seiner gewalttätigen Vergangenheit heimgesucht wird. Selbst die Tage überzieht ein nahezu undurchdringlicher Grauschleier, der alles und jeden in ein ewiges Zwielicht taucht. Zunächst mag es noch überraschen, dass ausgerechnet Cops die Opfer sind. Aber letztlich fügen sich die von Vitthal äußerst drastisch in Szene gesetzten Morde in die gegenwärtigen Diskussionen ein. Man könnte sie durchaus als Kommentar zu den Forderungen nach der Abschaffung der Polizei, wie sie gegenwärtig organisiert ist, verstehen.

Gewalt ruft Gegengewalt hervor. So entsteht eine außer Kontrolle geratende Abwärtsspirale, aus der es für den Einzelnen ebenso wie für die Gesellschaft kaum noch ein Entkommen gibt. Insofern trifft Vitthal mit seinem düsteren Tonfall den Geist unserer von »Black Lives Matter«-Protesten geprägten Zeit. In gewisser Weise haben die Entwicklungen seit dem Tod von George Floyd »Body Cam« sogar erst in einen bedeutenden Film verwandelt. Denn sie lenken den Blick direkt auf seine gesellschaftlichen Implikationen und überdecken die eine oder andere erzählerische Unsauberkeit.

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