Frank Arnold

Filmkritiken von Frank Arnold

Der britische Dokumentarist Nick Broomfield rekonstruiert aus Archivmaterial und Interviews das kurze Leben und die Karriere der Sängerin Whitney Houston, die 2012, erst 48jährig, starb. Offenbar wegen einer parallelen offiziellen Filmbio kommen zentrale Figuren nur in Archivaufnahmen zu Wort, das nimmt dem Film vieles von der Eindringlichkeit, die sonst Broomfields Arbeiten auszeichnet. Informativ und solide ist das Werk aber allemal
Die 80 Mitarbeiter eines Unternehmens sehen sich eines Tages in ihrem Bürogebäude eingeschlossen und mit der Aufforderung konfrontiert, sich gegenseitig umzubringen. Während der unsichtbar bleibende Drahtzieher seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen weiß und einige der Angestellten zur Besonnenheit und Zusammenarbeit aufrufen, nehmen andere schon das Gesetz in die eigene Hand. Das blutige Geschehen lässt den Zuschauer am Ende abstumpfen, aber zwischendurch weiß »Das Belko Experiment« in einzelnen Momenten durchaus heilsam zu verunsichern
Eindrucksvoller Dokumentarfilm über den Drohneneinsatz als Mittel der Kriegsführung. »National Bird« folgt drei ehemaligen Militärangehörigen, die im Drohnenprogramm tätig waren und sich nach ihrem Ausscheiden daraus entschlossen, mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu gehen, weil sie die Auffassung vom »sauberen Drohnenkrieg« nicht länger stützen können
Kindgerechter Animationsfilm, in dem einmal mehr ein Außenseiter zeigen kann, wozu er fähig ist. Dass die Wortwitze in »Überflieger« eher kalauernd sind, schmälert allerdings das Vergnügen des erwachsenen Zuschauers
Ein Mann findet Gold im indonesischen Dschungel, was jede Menge intriganter Geschäftsleute und Banker auf den Plan ruft. Matthew McConaughey verkörpert wuchtig die Hauptrolle, »Gold« schwankt in seinem Tonfall zwischen Drama und satirischen Momenten
Ein Waffendeal in einer verlassenen Lagerhalle eskaliert zu einem blutigen Schusswechsel. »Free Fire« ist ein Kammerspiel, das die Einheit von Ort und Zeit neben der Ballerei vor allem für Einzeiler nutzt, aber wenig Entwicklung zeigt
Dokumentarfilm über das Kino »Alfred Talkies« im indischen Mumbai, wo Filme noch auf 35 mm vorgeführt werden und wo die Besitzerin, der Manager und der Plakatmaler trotz aller ökonomischen Zwänge immer weitermachen. »Original Copy« ist eine Hommage an das Kino als (Über-)Lebensmittel
Ein auf einer einsamen Insel gestrandeter Schiffbrüchiger sieht sich mit einer großen roten Schildkröte konfrontiert. »Die rote Schildkröte« ist ein außergewöhnlicher, minimalistischer und parabelhafter Animationsfilm, der ganz ohne Dialoge auskommt und den Zuschauer auf eine meditative Reise mitnimmt
In einem England der nicht so fernen Zukunft sind die Untoten in der Überzahl, die noch nicht infizierten Menschen haben sich auf Militärbasen verschanzt. Ein zehnjähriges Mädchen, infiziert, aber mit einem Bewusstsein seiner selbst, wird zum letzten Hoffnungsträger. »The Girl with all the Gifts« zeigt eine Zombie-Apokalypse der anderen Art, mit ausgefeilten Charakteren, zumal der Titelfigur
Anfang der sechziger Jahre profitiert die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA im Wettrennen mit der UdSSR um die bemannte Raumfahrt von den mathematischen Fähigkeiten dreier Afroamerikanerinnen, die sich gegen Widerstände ihrer (weißen und männlichen) Kollegen und Vorgesetzten erst durchsetzen müssen. Basierend auf realen Figuren, zeigt »Hidden Figures« ein Stück verdrängter Emanzipationsgeschichte, manchmal mit dokumentarischer Nüchternheit, meist aber emotionalisierend

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Selbstironisch: Zwei Filme von Nanni Moretti als Blu-ray-Premieren: »Aprile« (1998) und »La Stanza del figlio« (2001).
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Klassiker & Geheimtipps: Christian Keßler über den Film noir.
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Joe Dantes »The Howling« setzte 1981 einen Trend in Sachen bepelzter Mondanheuler, es folgte, unter anderem, »The Howling 2« im Jahr 1985. Jetzt kommt als DVD-Premiere »Werewolves Within«.
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Endlich zu sehen: Zhang Yimous »One Second« erlebte beim Berliner Festival »Around the World in 14 Films« seine Deutschlandpremiere.
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Eindringlinge: »Boom« (1968) und »The Servant« (1963) von Joseph Losey erstmals auf Blu-ray.
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Ziemlich viel »Magick«: Liam Gavins Thriller »A Dark Song«.
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So viele interessante Filmbücher – so wenig Platz. Zur Jahreswende eine kleine Inventur – übersehene Titel im Schnelldurchlauf.
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Archiveröffnung Roger Willemsen in der Berliner Akademie der Künste – auch für Filmforscher von Bedeutung
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Lernen wie man es (besser) macht. Die Veranstaltung »FilmStoffEntwicklung« fand in diesem Jahr zum ersten Mal online statt