Jens Balkenborg

Filmkritiken von Jens Balkenborg

Die sechsjährige Frida zieht nach dem Tod ihrer Mutter zu dem Onkel und seiner Familie aufs Land. Carla Simón erzählt in ihrem Langfilmdebüt »Fridas Sommer« ohne falsche Sentimentalitäten von einem zaghaften Neuanfang und porträtiert einfühlsam eine Familie im emotionalen Ausnahmezustand
Stephen Nomura Schible porträtiert den Komponisten Ryuichi Sakamoto, der mit seinen Soundtracks zu »Der letzte Kaiser«, »Himmel über der Wüste« und »The Revenant« Filmgeschichte geschrieben hat. Sein Film »Ryuichi Sakamoto: Coda« ist allerdings keine klassische Künstlerdokumentation, sondern ein kontemplatives Essay voller Poesie
In ihrem Neo-Western erzählt Regisseurin Chloé Zhao einfühlsam von einem gefeierten Rodeo-Star, der nach einem Unfall nie wieder reiten darf. Es geht um den Verlust des Lebenszentrums; zugleich ist »The Rider« ein leiser Abgesang auf den Wilden Westen
Raymond Depardon zeigt zehn richterliche Anhörungen von zwangseingewiesenen Psychiatriepatienten. »12 Tage« ist filmischer Humanismus, der den gesellschaftlich stigmatisierten Kranken ihre Menschlichkeit zurückgibt
In seinem märchenhaften Regiedebüt erzählt Fabrice Benchaouche die Geschichte einer algerischen Jungenfußballmannschaft. Die Tragik des Bürgerkriegs und seiner Folgen wehen mit und werden von »Timgad« in einen liebevollen Eskapismus übersetzt
Zum 100. Jubiläum des Bauhaus verbindet die Dokumentation »Vom Bauen der Zukunft« die Geschichte der legendären Kunstschule und ihre utopischen Ideen mit aktuellen Projekten
In neorealistischer Tradition erzählt Boris Khlebnikov von der zerrütteten Ehe eines Sanitäters und einer Ärztin. »Arrhythmia« besticht als Paar- und Sozialstudie
Mark Noonans ruhig erzählter Dokumentarfilm setzt dem renommierten Architekten Kevin Roche ein sympathisches kleines Denkmal. Mit Roches Idealen von Demokratie und Gemeinschaft ist der Film auch ein Plädoyer gegen Nationalismus und Abschottung
In seinem vierten Spielfilm vermengt Joachim Trier Coming-of-Age und übernatürlichen Thriller. »Thelma« entfaltet einen inszenatorisch dichten, spannenden Sog der besonderen Art und funktioniert zugleich als Allegorie aufs Erwachsenwerden
Der Film-Grenzgänger RP Kahl verbindet in einem assoziativen Rausch Kunstfilm, männliche Masturbationsfantasie, Roadmovie und Noir-Thriller. »A Thought of Ecstasy« ist ein überambitionierter, aber dennoch faszinierender Trip