Jens Balkenborg

Filmkritiken von Jens Balkenborg

Die Party einer Tanztruppe eskaliert völlig, weil jemand LSD in die Sangria-Bowle gemischt hat. Gaspar Noé findet in »Climax« den passenden Stoff für seinen stilistischen Anarchismus und übersetzt das verstörende Geschehen in ein sich bis zum Bersten steigerndes Crescendo aus Musik und Bewegung
Die Außenseiterballade von Lucia Chiarla lebt vom nuancierten Spiel der Hauptdarstellerin Eva Löbach, ist aber oft zu plakativ: »Reise nach Jerusalem«
Kirill Serebrennikovs Musikfilm »Leto« über die sowjetische Underground-Rockszene ist ein bild- und musikgewaltiges Plädoyer für künstlerische Freiheit
Eine rumänische Frau ist auf eine Green Card angewiesen, um gemeinsam mit ihrem Sohn in Amerika Fuß zu fassen. Doch der Beamte der Einwanderungsbehörde verfolgt eigene perfide Interessen. loana Uricarus Langfilmdebüt »Lemonade« ist ein leises, eindrückliches Statement gegen Xenophobie und Machtmissbrauch
Ein Streit zwischen einem libanesischen Christen und einem palästinensischen Flüchtling in Beirut wird zu einem Fall nationaler Tragweite: Ziad Doueiris packender Film »Der Affront« ist die tiefenpsychologische Auseinandersetzung mit der Geschichte
In ihrem Langfilmdebüt »Messi and Maud« erzählt Marleen Jonkman von einer schicksalhaften Begegnung: Eine junge Frau, die auf einem Road­trip durch Chile damit zurechtzukommen versucht, dass sie keine Kinder kriegen kann, trifft auf einen kleinen Jungen
In ihrer Dokumentation porträtiert Alison Chernick den jüdischen Geigenvirtuosen ­Itzhak Perlman. Sie setzt dabei nicht auf biografische Vollständigkeit, sondern überlässt oft dem Musiker die Bühne. Ein sympathisches Porträt zwischen Natürlichkeit und Selbstinszenierung
Jodie Foster als Krankenschwester, die verletzte Verbrecher zusammenflickt; eine Nacht, in der die Lage in dem Untergrundkrankenhaus unter den zwielichtigen Gästen eskaliert: Drew Pearces dystopisches Debüt »Hotel Artemis« ist gewollt cooler B-Movie-Trash
Stephen Nomura Schible porträtiert den Komponisten Ryuichi Sakamoto, der mit seinen Soundtracks zu »Der letzte Kaiser«, »Himmel über der Wüste« und »The Revenant« Filmgeschichte geschrieben hat. Sein Film »Ryuichi Sakamoto: Coda« ist allerdings keine klassische Künstlerdokumentation, sondern ein kontemplatives Essay voller Poesie
Die sechsjährige Frida zieht nach dem Tod ihrer Mutter zu dem Onkel und seiner Familie aufs Land. Carla Simón erzählt in ihrem Langfilmdebüt »Fridas Sommer« ohne falsche Sentimentalitäten von einem zaghaften Neuanfang und porträtiert einfühlsam eine Familie im emotionalen Ausnahmezustand