Silvia Hallensleben

Es kommt die Zeit, die Sache hier zu einem möglichst runden Ende zu bringen. Für die Zeitung gehört es dabei zur Tradition, zum Ende der Berlinale die sogenannten Topps und Flopps liefern: Eine Pflicht, die ich jedes Jahr mit größerem Unwillen erfülle. Schließlich ist die Auswahl gesehener Filme viel zu dürftig, um dem Programm – noch dazu mit schlichtem Daumen hoch, Daumen runter – gerecht zu werden. Einen Lieblingsfilm zu küren macht trotzdem noch irgendwie Spaß. Das Bashing aber macht mir mittlerweile tagelang körperliches Unbehagen.

Rudolf Worschech

Die Reihe Perspektive deutsches Kino ist ja bekannt dafür, dass sie eher dem Spröden und Verstiegenen , sagen wir mal dem überbreiten Tryptichon-Dokumentarfilm genüber offen ist als dem Gewöhnlichen. Umso schöner, dass in dieser Reihe auch ein so kraftvoller und emotionaler Film wie »Lotte« seinen Platz fand. Es ist der Debütfilm von Julius Schultheiß, der in Kassel studiert hat, ohne irgendeine Förderung entstanden, unter Einsatz einiger Bausparverträge und mit Crowdfunding.

Sabine Horst

Für einen großen Wettbewerb hat es an ein, zwei Meisterwerken gefehlt. Aber langweilig war es nie. Der Hang zum visuell sparsamen, herben, realistischen Kino, der sich unter der Leitung von Dieter Kosslick als Berlinale-Stil ausgeprägt hat, ist endgültig gebrochen. In diesem Jahr wirkte die Mischung in der Gesamtschau wild, fast experimentell – als ob jemand die schwergängigen Türen im Berlinale-Palast aufgerissen und den Laden durchgelüftet hätte.

Silvia Hallensleben

Endlich ein bisschen echtes Kino. Und auch jede Menge Leute, aber alle kurz vor der Abreise. Liest das hier überhaupt noch jemand? Bei den Preisen heute abend Freude über den Bären für Lav Diaz, auch wenn ich den neuen Film leider nicht sehen konnte. Dafür kenne ich alle bisherigen – und hatte auch einen verlässlichen Gewährsmann zur Berichterstattung im Kino. Selber zum sicher dritten Mal Böttchers »Jahrgang 45« gesehen, und dabei zum ersten Mal die volle Wucht der stereotypisierten Frauendarstellung wahrgenommen.

Harald Mühlbeyer

Der Jahrgang 1945 war den Funktionären der Partei offenbar unheimlich. Diese Menschen wurden nun, Mitte der 1960er, erwachsen – und sie waren ganz offensichtlich eine neue Generation, nämlich die, die in der DDR, im real existierenden Sozialismus aufgewachsen ist. Die nichts anderes kannte. Anders als die alten Kämpen, die in ihrem kommunistischen Kampf unter der NS-Herrschaft litten und den antifaschistischen Gründungsmythos der DDR mit Leben füllten. Anders als die mittlere Generation, aufgewachsen in der Nazizeit, aber umgeschult zum Aufbau der DDR.

Harald Mühlbeyer

»Es scheint verständlich, daß der Zensur dieser gewagte Film der jungen deutschen Welle einiges Kopfzerbrechen bereitet hat«, warb die »Illustrierte Film-Bühne« für Christian Rischerts »Kopfstand, Madam!«, und weiter: »In der Berufung hielt der Rechtsausschuß diese Entscheidung für unhaltbar und gab drei der wichtigsten Szenen [von vier Beanstandungen] für die Aufführung frei.« Was wiederum den Jugendschutzsachverständigen von NRW auf den Plan rief, wird hier doch einerseits die FSK als »Zensur« bezeichnet – was schließlich verfassungswidrig wäre!

Michael Güthlein

Die Ausgangssituation zur Stuxnet-Doku »Zero Days« war für Regisseur Alex Gibney ein Alptraum. »Ich hatte nichts zu zeigen und keiner wollte mit mir reden«, sagte Regisseur Alex Gibney während der Veranstaltung im Hebbel am Ufer. »Es war bizzar. Obwohl die Geschichte öffentlich bekannt war, weigerten sich Menschen, die sehr viel wussten, auszupacken.«

Harald Mühlbeyer

Die Männer arbeiten vor allem zum Vergnügen. Sind ja auch viele hübsche Fräuleins für die gelegentliche Entspannung zu haben. »Ich erwarte, dass du modern genug bist, dir auf einmal miteinander Schlafen nichts einzubinden«, sagt Siegbert Laner zur Sekretärin, nackt im Bett. Eigentlich aber reizt ihn Alexandra. Die nämlich ist nicht zu fassen: ein wahres »Playgirl«.

Barbara Schweizerhof

Um Zahlenrekorde geht es auf Filmfestivals eher selten, doch gen Ende der 66. Internationalen Berliner Filmfestspiele drehte sich alles um die Acht und um einen Superlativ: Acht Stunden dauerte der Wettbewerbsbeitrag »A Lullaby to the Sorrowful Mystery« vom philippinischen Regisseur Lav Diaz, der Film geht damit als der längste Film ein, der je im Wettbewerbsprogramm gezeigt wurde.

Harald Mühlbeyer

May Spils ist eine Frau zum Verlieben. Sieht gut aus, ist lustig, weiß, was sie will. Aber dazu müsste man schon Werner Enke sein: Sieht lustig aus, ist lustig, weiß nicht, was er will. »Manöver«: Morgens schellen die Wecker, einer nach dem anderen. Vertrag ist Vertrag: Punkt acht Uhr stehen sie und er an der Wohnungstür, frisch gebadet, angezogen, fertig für die Arbeit. Das fällt ihm schwer, wie jeden Montag.

Seiten

epd Film RSS abonnieren