Silvia Hallensleben

Nachtrag zu Mahmoud Sabbbagh »Barakah yoqabil Barakah« im Forum, den man vielleicht eher im Panorama vermutet hätte. Je mehr Zeit vorbei ist, desto mehr bedauere ich es, so wenig über die Produktionsbedingungen zu wissen. Denn die Pressevorführungen im Forum sind ja leider ganz ohne Pressegespräch und die regulären Vorführungen sind schon alle vorbei, weil dieses Jahr die Premieren im Delphi anderswo oft schon vor den Pressevorführungen stattfinden.

Film des Monats März »Mustang«

Französisches Flair trifft auf türkische Verhältnisse: In ebenso betörenden wie kraftvollen Bildern fängt Denize Gamze Ergüven in ihrem Debütfilm den Geist von Freiheit und Rebellion ein, der in einer Generation junger Frauen nistet, die sich gegen das System der Zwangsehe auflehnen
Christian Hein

Berliner Schnauze, selbstbewusster Gang, provozierende Mimik – Lotte gehört die Stadt. Die junge Krankenschwester treibt, unterstützt von Alkohol und gelegentlichem Drogenkonsum, sorglos durch die Straßen Berlins. Eines Abends begegnet ihr bei einem ambulanten Hilfsdienst für einen befreundeten Kneipier Marcel: ein Stück ihrer Vergangenheit, dem sie sich bis dato entzogen hat. Nachdem sich Lotte schnell wieder von Störfaktor Marcel erholt hat lebt sie ihr Leben weiter als wenn nichts gewesen wäre. Bis sie im Krankenhaus auf ihn und die gemeinsame Tochter stößt.

Michael Güthlein

Mit seinem Dogma-Film »Das Fest« ist er in die obere Riege der europäischen Regisseure aufgestiegen. Übermorgen läuft sein neuester Film »Kollektivet«, übersetzt »Die Kommune«, im Wettbewerb. Thomas Vinterberg startete als radikaler Regisseur.

Ulrich Sonnenschein

Es ist mindestens die vierte Verfilmung des Stoffes und mit Sicherheit die überflüssigste. »Alone in Berlin« von dem Schweizer Schauspieler und Regisseur Vincent Perez, nach dem Roman von Hans Fallada »Jeder stirbt für sich allein«, dem wiederum die wahre Geschichte des Ehepaars Hampel zugrunde liegt. Viel Ballast und vor allem viel Verpflichtung für einen neuen Film, der versucht Hildegard Knef und Carl Raddatz mit Emma Thompson und Brendan Gleeson zu schlagen. Selbst diese hochkarätigen Schauspieler können das Machwerk nicht retten.

Harald Mühlbeyer

Vor zehn Tagen ist Haro Senft verstorben. Er war einer der Unterzeichner des Oberhausener Manifests, ein Pionier des Neuen Deutschen Films. Aber kein großer Name, irgendwo hinter Kluge, Reitz, Schamoni. »Der sanfte Lauf« ist sein Spielfilmdebüt; der erste Film auch von Bruno Ganz. Der zur Berlinale-Aufführung eine kleine Gedenkrede hielt, die kaum gedenken konnte: Er hat den Film seit der Premiere nicht mehr gesehen. Und damals, in Bremen, saß er neben Peter Zadek, der den Film hasste. Ganz hat ihm nie wieder eine Chance gegeben...

Rudolf Worschech

Am Ende gab es einen tosenden Applaus. Auf der Bühne des altehrwürdigen "Zoo-Palast" im alten Westen hat eine sichtlich ergriffene Regisseurin Doris Dörrie das Team ihres Films »Grüße aus Fukushima« vorgestellt – und die Ovationen wollten nicht aufhören. Nicht jeder Wettbewerbsfilm, der bislang im Wettbewerb der 66. Filmfestspiele lief, hat eine so freundlich-enthusiastische Aufnahme gefunden.

Silvia Hallensleben

Gestern abend ging der erste Anruf wegen angeblicher Embargo-Verletzung bei mir ein. Zur Erklärung für Nicht-Journalisten: Die berichterstattende Presse muss bei den Vor-Ab-Pressevorführungen eine Erklärung unterschreiben, über Weltpremieren nicht vor der offiziellen Aufführung eines Films zu berichten. Nun fühle ich mich in diesem Punkt nicht wirklich zuständig, denn ich bestimme gar nicht über das Erscheinungsdatum meiner Texte.

Ulrich Sonnenschein

Der erste Sonntag der Berlinale war der Tag des Babys. Drei Filme liefen im Wettbewerb, die umsichtig auf eine feine Steigerung abzielten, was das Kinderkriegen angeht. In dem ersten, »Letters from War«, nach dem Roman »Leben, auf Papier beschrieben. Briefe aus dem Krieg« von dem portugiesischen Schriftsteller Antonio Lobo Antunes, befindet sich der Vater, ein Militärarzt, im Einsatz in Angola. Fast beschwörend wendet er sich an das zunächst noch ungeborene Kind und schreibt auch später dem Säugling und der Mutter fast flehende Liebes-Briefe.

Harald Mühlbeyer

»Karla« von Hermann Zschoche ist eine Besonderheit im Retrospektiven-Programm. Der Film, im Zuge des Kahlschlag-Plenums verboten, wird in der rekonstruierten Fassung, die 1990 von Kameramann Günter Ost erstellt wurde, gezeigt – und in einer Zensurfassung, die ungefähr den Stand der Dinge bei Abbruch der Arbeit an diesem Film aufzeigt. »Karla« war im November 1965 abgedreht, ganz kurz vor dem berüchtigten Plenum. Dass dieser Film betroffen sein würde, war schnell klar.

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