Playgirl

»Playgirl« (1966). © moviemax

Die Männer arbeiten vor allem zum Vergnügen. Sind ja auch viele hübsche Fräuleins für die gelegentliche Entspannung zu haben. »Ich erwarte, dass du modern genug bist, dir auf einmal miteinander Schlafen nichts einzubinden«, sagt Siegbert Laner zur Sekretärin, nackt im Bett. Eigentlich aber reizt ihn Alexandra. Die nämlich ist nicht zu fassen: ein wahres »Playgirl«.

»Mir fliegen die Freunde zu wie einem Straßenköter die Flöhe«, weiß sie, und sie nutzt das aus. Bezirzt die Männer, um sie wieder kokett fallen zu lassen, wenn sich was Besseres findet. Laner ist interessant, interessanter als der Typ, der sie von Frankfurt mitgenommen hat nach Berlin. Aber nicht ganz so interessant wie Steigenwald, Laners Chef, reicher Bauunternehmer. Mit dem hatte sie schon 'n Flirt, damals in Rom. Jetzt gerät sie zwischen die Männer und will beide zu ihrem Nutzen einspannen. Ganz unschuldig natürlich, nicht berechnend, sondern als das Spiel, das auch die Männer gerne spielen. Lustig, dass der kleine Peter van Eyck-Typ, der ihr immer wieder selbstlos hilft, sich »007« nennt – er ist am wenigsten Playboy.

»Playgirl« von Will Tremper ist unbedingt modern. Er zeigt Berlin in seiner zeitgenössischsten Form, von der Architektur her, von der Kultur her – das New Yorker »Living Theatre« ist ebenso dabei wie Paulchen Kuhn –; von der realexistierenden Mauer her wie auch von der Vergangenheit. 20 Jahre danach: Da schleift sich einiges ab. Da war doch mal dieser Hitler und hat hier gegen die Russen gekämpft – Alexandra ist in diesen Dingen naiv, Steigenberger kanns nicht fassen: Ist Berlin jetzt zum Museum geworden? Sowas wie das Niederwald-Denkmal, sinniert Alexandra, da geht's doch auch um irgendeinen Krieg. Und wer hat sich nochmal erschossen da unten, bei dem grünen Hügel, wo mal die Reichskanzlei war?

Heute ist Berlin höchst weltoffen. Modeschöpfer Heinz Oestergaard ist bei einem Shooting dabei, Alexandra ist Fotomodell, natürlich in Paris ausgebildet. Und Neger stören nicht weiter, »wenn sie nicht unsere Frauen wegnehmen«, das ist Laner wichtig.

Formal geht Tremper einen eher konventionellen Weg. »Der sanfte Lauf« beispielsweise ist auch ein Film über einen, der sich treiben lässt, wenn auch eher aus Gründen einer ennuihaften Antriebslosigkeit als aus Vertrauen auf den Zufall und das eigene Geschick, zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem richtigen Mann zu sein. Formal ohne Experimente inszeniert, und ohne satirische Spitzen gegen die Kultur der Bonzen und der Macher, schaffte es Tremper sogar, der FSK einige Einstellungen weiblicher Nacktheit abzutrotzen – sein Brief nach Wiesbaden ist im Begleitband zur Retro dokumentiert.

Am Ende steckt Alexandra, das Playgirl, in der Klemme zwischen den Männern. Einer von ihnen rettet sie heraus, trägt sie auf Händen. Ist sie damit gezähmt? Es ist zu befürchten, dass der Film nun doch den Standpunkt der männlichen Ordnung einnimmt… Immerhin haben sich die beiden am Ende gegenseitig verdient.

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