Lass sie erzählen!

Berlinale Talents: The investigative Documentary
Alex Gibney bei Berlinale Talents

Die Ausgangssituation zur Stuxnet-Doku »Zero Days« war für Regisseur Alex Gibney ein Alptraum. »Ich hatte nichts zu zeigen und keiner wollte mit mir reden«, sagte Regisseur Alex Gibney während der Veranstaltung im Hebbel am Ufer. »Es war bizzar. Obwohl die Geschichte öffentlich bekannt war, weigerten sich Menschen, die sehr viel wussten, auszupacken.«

Gibney, der für seine Dokumentation »Taxi to the dark side« über die Folter der US-Armee in afghanischen Gefängnissen einen Oscar gewonnen hat, hat sich einen empathischen Stil zu eigen gemacht. »Ich konfrontiere Menschen nicht, ich lasse sie mir erzählen, was sie mir auf ihre Art erzählen wollen.« Im Schnittraum sei es dann seine Aufgabe, die Geschichte dahinter korrekt darzustellen und seine Gesprächspartner notfalls auch als Lügner zu entlarven. »Mein Job ist es, dass die Leute sich im Gespräch wohl fühlen, nicht sie zum Sprechen zu bringen, wenn sie noch nicht bereit sind«, führte Gibney aus. »Vertrauen ist wichtig!« Trotz seiner offenen Herangehensweise sei es bedeutsam, unangenehme Wahrheiten zu zeigen, selbst wenn sie Personen in seinen Filmen schaden könnten. »Letztlich bin ich immer dem Publikum verpflichtet.«

»Zero Days« (2016) von Alex Gibney

Sein übergeordnetes Thema sind mächtige Menschen, die dazu tendieren korrupt zu sein. »Das geht häufig mit einem gewissen Narzissmus einher«, erzählte Gibney. »Ich mache ihnen klar, dass es auch mir wichtig ist, wie sie im Film zu sehen sind. Dann reden sie gerne mit mir.« Doch nicht alle Gesprächspartner sind so offen. Um Menschen zu überzeugen, mit ihm zu reden, hat ihm vor allem eines immer geholfen: »Ich überlege mir immer einen exakten Grund, warum die Person mit mir reden sollte, warum es auch in ihrem Interesse liegt.« Einem verurteilten Verbrecher habe er beispielsweise mit folgenden Worten überzeugt an einem Interview teilzunehmen: »Wir sind das exakte Gegenteil voneinander, aber ich glaube, dass du nur ein größeres Problem repräsentierst. Ist das nicht die Message, die du der Welt senden willst?«

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