Mit dem Antifaschismus ist in der DDR nicht zu spaßen. Und antifaschistische Filme mussten, ganz klar, einen antifaschistischen Helden haben. Damit kann Heiner Carows »Die Russen kommen« von 1968 nicht dienen. Der Film wurde verboten; nicht im direkten Zuge des 11.
Dass Botschaften nicht in einen Film gehören, sondern von der Post gebracht werden, wurde in den ersten Berlinale-Tagen widerlegt. Im Wettbewerb überzeugte eine stille Dokumentation zur Not der Flüchtlinge im Mittelmeer. Künstlerisch wenig ergiebig: die Lebensmittel-Krisen des westlichen gehobenen Bürgertums
Als John Michael McDonagh vor fünf Jahren »The Guard - Ein Ire sieht schwarz« auf der Berlinale zeigte, müssen einige Zuschauer dehydriert gewesen sein, so viele Lachtränen sind geflossen. Auch bei »War on Everyone«, der im Panorama läuft, war das Gekicher im Publikum groß. Doch jetzt ist klar: McDonagh hat seine rabenschwarze Erfolgskomödie »The Guard« tatsächlich recyclt.
Selbe Prozedur wie jedes Jahr: Während am Potsdamer Platz die roten Teppiche ausgerollt werden, sitzt wir Autoren. zu Hause am Schreibtisch und versuchen, vielschichtige, mitreißende, bereichernde, und ja, manchmal auch langweilige und missglückte Filme in viel zu wenige dürre Zeilen der Einführungsüberblicksartikel zu quetschen.
Seit einiger Zeit beschert die Berlinale Sektion Classics dem Publikum restaurierte Meilensteine der Filmgeschichte. Nachdem bereits »Metropolis« und »Die Nibelungen« von Fritz Lang in den vergangenen Jahren erneuert vorgeführt wurden, bekam nun sein Frühwerk »Der müde Tod« von 1921 eine Schönheits-OP spendiert. Als plastische Chirurgen fungierten die Experten der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden.
Die Regisseurin ist die Gewinnerin des »Made in Germany – Förderpreis Perspektive« der Perspektive Deutsches Kino, gestiftet von Berlinale Co-Partner Glashütte Original
Nach dem »jungen Törless« ein weiterer Debütfilm des Jahres 1966, westdeutscher Beginn des Neuen Deutschen Films: »Mahlzeiten« von Edgar Reitz erzählt von einer Liebe, die nicht hat sollen sein. Und das auf eine sehr moderne, klare Art und Weise, geschult ebenso an Brecht wie an dokumentarischen Formen der Welterforschung. Schnelle Begegnung, schnelles Verliebtsein, die Hoffnung auf die eine große Romanze des Lebens. Schnelle Schwangerschaft, schnelle Hochzeit.
Der deutsche Kulturattaché verließ den Saal: Er demonstrierte offensiv gegen diesen Debütfilm eines gewissen Herrn Volker Schlöndorff, der bei den Cannes-Festspielen uraufgeführt wurde. Denn Bernhard von Tieschowitz hatte etwas begriffen, wovon der Film selbst gar nicht redet und wovon er doch im Eigentlichen redet: »Die Gefahr lag nahe, durch diesen Film unser aus der Vergangenheit so schwer belastetes und ind er Zwischenzeit so mühsam wieder angehobene Ansehen in der Welt erneut zu kompromittieren«, ließ er danach wissen – Bert Rebhandl schreibt darüber im Retro-Begleitband.
Ein Motiv, mehr nicht. Aber doch vielsagend und bedeutungsschwer. Drei Filme im heutigen Wettbewerb, »Hedi« von Mohamed Ben Attia, »Midnight Special« von Jeff Nichols und »Boris ohne Béatrice« von Denis Côté schicken ihre männlichen Helden in eine Situation unbestimmter Offenheit.
Mir selbst wäre es wahrscheinlich gar nicht in den Sinn gekommen, nach ihm zu suchen. Aber als die FAZ ihn nicht fand, wurde ich doch neugierig. In der Liste der fünf meistbesuchten Filmen der letzten Woche forschte sie nämlich überraschenderweise vergeblich nach ihm.