Die Spils/Enke-Kurzfilme

»Manöver« (1967). Quelle: Deutsches Filminstitut, Frankfurt, © M. Spils

May Spils ist eine Frau zum Verlieben. Sieht gut aus, ist lustig, weiß, was sie will. Aber dazu müsste man schon Werner Enke sein: Sieht lustig aus, ist lustig, weiß nicht, was er will. »Manöver«: Morgens schellen die Wecker, einer nach dem anderen. Vertrag ist Vertrag: Punkt acht Uhr stehen sie und er an der Wohnungstür, frisch gebadet, angezogen, fertig für die Arbeit. Das fällt ihm schwer, wie jeden Montag. Wie jeden Montag muss der Postbote nachhelfen: »Aber sorgen Sie dafür, dass er diesmal nicht zurückschlägt«, und dann ein satter Puff mit den Boxhandschuhen. Bis nächsten Montag!

In ihren Kurzfilmen geht May Spils – jeweils zusammen mit Partner Enke – die Welt auf dieselbe Art an wie in ihrem Debüthit »Zur Sache, Schätzchen«: Mit größtem Ironismus, mit größter Lockerheit, mit größtem antiautoritärem Impetus. Und natürlich mit unglaublichen Dialogen, Enke spezial.

Für den ist es die letzte berufliche Chance, dreimal rausgeschmissen im letzten halben Jahr. Macht ihm natürlich nichts aus, wichtiger scheint ihm, warum sich May Kaffeetassen vor die Brust gebunden hat in der Badewanne. Sie wollte wenigstens montags glauben, Busen zu haben; »du bist ja nur eine halbe Frau«, entgegnet er. Macht dann eine kleine Fratzenschneid-Weltmeisterschaft und alberne Schwimmübungen. Telefoniert mittels Duschkopf. Immer diese Hektik! »Es lässt sich einfach nicht leugnen, dass ihr Weiber doof seid. Doof!« Überhaupt: »25 Jahre und noch nichts für die Unsterblichkeit getan.« Kurz: »Sei ruhig, trink 'n Glas Molke.«

»Das Porträt« (1966). Quelle: Deutsche Kinemathek, © M. Spils

»Das Porträt«: Ein Farbfilm – selten in der Retro – mit May Spils in fast der einzigen Rolle (aber Enke beim Drehbuch mit dabei). Mit dem Eifer des Möchtegerns geht sie ihre Aufgabe an: Ein Selbstporträt soll es sein. Von der Schallplatte kommen die Anweisungen, Lehrgang für den Künstler. »Schöpfen heißt, das ausdrücken, was man im Inneren trägt.« Zunächst trägt sie die Leinwand und die Farbdosen. Die Vision ist wichtig, man muss sich üben. Sportlich hüpft sie auf und ab. Neben dem Kunstband »Manierismus« liegt ein Micky Maus-Heft. Ihre Ausdrucksmöglichkeiten testet sie aus in diversen Posen – Spils war im richtigen Leben auch Fotomodell. Und beweist sich hier als höchst selbstironische Spielerin mit den filmischen Formen und den künstlerischen Ambitionen. Schnittgags und Spielereien mit dem Lauftempo ergeben Slapstickeffekte, der Augenaufschlag ist mit sendungmitdermaushaftem Ploppen belegt.

Das ganze Unterfangen natürlich fruchtlos, man muss ja auch Spaß haben im Leben: Der Timetable hält Dates mit verschiedenen Männern fest. Und inmitten des Chaos auf dem Boden von großer Kunst, Starporträts und Werbeanzeigen gibt es dann doch den Ausweg, einfach eine Fotographie anzupinnen.

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