Estnische Filmtage

Berlin, 28. – 30.11. – Mit dem Familiendrama »Aurora« eröffnet im Sputnik-Kino das 3-Tage-Festival mit Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen.

Verlorene Illusionen (2021)

Die Balzac-Verfilmung über einen jungen Dichter und Emporkömmling, der in Paris als geistreich-bissiger Journalist seine fünf Minuten Ruhm erfährt, erweist sich dank der eleganten Inszenierung und dezenter zeitgenössischer Analogien als unerwartet aufregendes Drama und eine Feier von Esprit und Wortkunst.

Das Meer ist der Himmel (2024)

Der um Innerlichkeit bemühte Roadtrip eines widerspenstigen Deutschen durch seine albanische Heimat mit dem Ziel, die Asche des Großvaters zu verstreuen. Anrührend und heiter, ohne den touristischen Blick, wird der Kitsch dennoch sehenden Auges hingenommen.

Baldiga – Entsichertes Herz (2024)

Kunst und Leben des Chronisten der schwulen Subkultur West-Berlins zur Hochphase der Aids-Krise macht dieser Dokumentarfilm anhand von Jürgen Baldigas Tagebüchern und Fotografien eindrücklich nachvollziehbar.

Ein Festtag (2021)

Britische Contenance und Etikette treffen in betörender Weise auf französisches Flair in dieser Verfilmung eines Romans von Graham Swift durch die französische Schauspielerin und Regisseurin Eva Husson.

Martin liest den Koran (2024)

Zwischen exponiertem Paranoia-Modus und gewollter Theaterhaftigkeit schaukelt sich Jurijs Saules Film zu einem stilistisch subversiven und inhaltlich kontroversen Zwei-Personen-Kammerspiel hoch.

The Last Duel (2021)

Ein wahrer Fall aus dem 14. Jahrhundert, #Metoo im Kettenhemd: Dank fantastischer Besetzung und eines goßartigen Drehbuchs – von Matt Damon, Ben Affleck und Nicole Holofcener – gelingt Ridley Scott ein erstaunlich erwachsenes und zugleich packendes Ritterdrama.

Vena (2024)

In Narration und Bildsprache empathisches Spielfilmdebüt über eine süchtige Schwangere, das nah an seiner Protagonistin bleibt, ohne sie zu verurteilen oder stereotype Erklärungsmuster zu bemühen. Stattdessen wird das Strafvollzugssystem infrage gestellt.

Anemone

Für das Regiedebüt seines Sohnes Ronan kehrt Daniel Day-Lewis entgegen allen Erwartungen vor die Kamera zurück. Als traumatisierter Ex-Soldat, der vor Jahren mit seiner Familie gebrochen und sich aus der Zivilisation zurückgezogen hat, läuft der Oscargewinner zu verlässlich großer Form auf. Dies kann allerdings nicht gänzlich darüber hinwegtäuschen, dass dem jungen Regisseur die Umsetzung der Geschichte auf visueller Ebene überzeugender gelingt als auf der dramaturgischen.

Netflix: »Train Dreams«

Die Adaption des gleichnamigen Romans von Denis Johnson zeichnet anhand des Lebens eines einfachen Arbeiters den rasanten Wandel Amerikas zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach.

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