Silvia Hallensleben

Gestern zum Abschluss nochmal ein wirklich ertragreicher Tag, wieder im Bereich der Forums-Archiv-Filme, der räumlich komplett (bis auf einen Sonnenspaziergang in den Tiergarten) im Arsenal stattfand und inhaltlich recht feministisch ausfiel.

Rudolf Worschech

Zwei chinesische Filme bestimmten die Diskussion im letzten Drittel des Berlinale-Wettbewerbs: Zhang Yimous »One Second« und Wang Xiaoshuais »So long, My Son«. Den Film von Zhang Yimou, der seine Karriere 1988 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären für »Das rote Kornfeld« startete, bekam niemand zu sehen. Er wurde von den chinesischen Behörden zurückgezogen, angeblich wegen »technischer Probleme in der Postproduktion«.

Frank Arnold

Beinahe hätte mich der Titel abgeschreckt, die Kombination von Familiärem (»Mum«) und Wissenschaftssprache (»De-Colonised«). Aber dann war die Neugier doch stärker auf eine (die?) Maori-Filmemacherin, die Erinnerung an neuseeländische Spielfilme zum Thema, wie »Utu«, »Once were warriors« oder vor nicht allzu langer Zeit, »Das Talent des Genesis Potini« spielte ebenfalls eine Rolle.

Harald Mühlbeyer

Gegenüber den eher wilderen Varianten des »Erzählkinos« eher klassischer Dramaturgie – wie die mörderische Komödie »Im Kreise der Lieben« oder das Musikmächen »Bandits« – wirkt Jeanine Meerapfels »Malou« von 1981 äußerst gediegen.

Barbara Schweizerhof

Es war sicher nicht die glanzvolle Berlinale, die sich Festival-Chef Dieter Kosslick zum Abschied wohl gewünscht hätte. Stars vom Kaliber eines Christian Bale oder einer Catherine Deneuve wurden nur selten gesichtet und das fast ausschließlich zu Filmen, die gar nicht im Wettbewerb konkurrierten. Einer der wichtigsten und mit großer Spannung erwarteten Beiträge, Zhang Yimous »One Second«, wurde in letzter Sekunde aus dem Wettbewerb gestrichen, vorgeblich wegen Produktionsschwierigkeiten, vielleicht aber auch aus Zensurgründen.

Silvia Hallensleben

Frühlingswetter und Sonne machen die Berlinale-Stimmung perfekt, lassen die Widerstände gegen Kinobesuche aber wachsen. Gestern der donnerstags-übliche Forums-Empfang an neuer Location: dem Kunstquartier silent green im Wedding, einem ehemaligen Krematorium. Die Räume wirken noch sehr aseptisch und sind in einem unangenehmen Grau gestrichen: Zwei lange (gestern überhitzte und überschallte) schlauchartige Gänge und eine etwas luftigere Halle, auf die man von einer Freitreppe hinunter sehen und Überblick gewinnen kann.

Harald Mühlbeyer

Das ist für Retro-Chef Rainer Rother wahrscheinlich auch ungewohnt: Dass ein Film der Berlinale-Retrospektive so abgefeiert wird. Mit lauten Jubelrufen, als die Regisseurin und ihre Darstellerinnen den Saal betreten, mit Klatschen, Mitsingen, ja: mit Mitsprechen – hinter mir saßen zwei, die jeden Dialogsatz von »Bandits« aufsagen konnten, ein merkwürdiges, aber der Atmosphäre durchaus zuträgliches Phänomen: Dass sozusagen vor den Worten auf der Leinwand schon ein Echo von weiter hinten im Saal zu hören war.

Harald Mühlbeyer

Claus Löser hat in seinem Text in der Berliner Zeitung einen der Schwachpunkte der diesjährigen Retro dargelegt – die ja in der Unschärfe des Themas »Selbstbestimmt« liegen: Gerade in der DDR kann von Selbstbestimmung nicht die Rede sein.

Frank Arnold

Mit seinen jovialen Fernsehauftritten stelle ich mir René Gardi (1909-2000) als Schweizer Variante von Bernhard Grzimek vor. Setzte sich der eine hierzulande für die bedrohte Tierwelt ein, so war dem anderen daran gelegen, seinen Landsleuten Afrika nahezubringen – nicht nur in Fernsehsendungen, sondern auch in Büchern und Filmen. »Mandara – Zauber der schwarzen Wildnis« lief 1960 im Wettbewerb der Berlinale und erhielt eine lobende Erwähnung und Gardi kann stolz vermelden, »wir haben dort immerhin Disneys »Jungle Cats« geschlagen«.

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