Harald Mühlbeyer

Von Herrmann Zschoche kenne ich »Karla«, der lief 2016 in der Berlinale-Retro; über »Karla« redete Dieter Kosslick bei seiner Laudatio an Zschoche, der die Berlinale-Kamera erhielt, ausführlich. Und Zschoche selbst nannte seinen Film »Das Mädchen aus dem Fahrstuhl«, seine letzte DEFA-Produktion von 1990, eine Fortsetzung von »Karla«.

Jens Balkenborg

»Öndög« gehört zu den schönsten Filmen in diesem Jahr. Und zu den ruhigsten. Wang Quan'ans 100 Minuten totale Entschleunigung inmitten der mongolischen Steppe sind ein angenehmes Kontrastprogramm zu dem teils eng getakteten Binge-Watch-Marathon des Festivals. Erstmal herunterkommen, herrlich! Mit »Öndög« kehrt der chinesische Drehbuchautor und Regisseur zurück in die Welt von »Tuyas Hochzeit«, mit dem er 2007 den Goldenen Bären gewann.

Ulrich Sonnenschein

Schon im Vorfeld war Fatih Akin der Star der deutschen Wettbewerbsbeiträge. Er ist der einzige Preisträger in diesem Jahrhundert, sein Film »Gegen die Wand« gewann 2004 den goldenen Bären. Mit Spannung wartete man also auf den Einlass zu Akins neuem Film »Der goldene Handschuh«. Zumal der zugrundeliegende Roman von Heinz Strunk schon vielfach gelobt worden war. Und dann das.

Ulrich Sonnenschein

Manchmal übersieht man sie, die kleinen Perlen der Berlinale, wie zum Beispiel Seamus Murphys Dokumentarfilm »A Dog Called Money« im Panorama. Hier zeigt der irische Fotograf und Filmemacher wie ein experimentelles Pop-Album entsteht. Und die Fans von PJ Harvey werden sich den Film ohnehin nicht entgehen lassen. Aber man muss gar kein Fan der britischen Sängerin sein, um diesen außergewöhnlichen Film genießen zu können. Zwischen Kabul, Afghanistan, dem Kosovo und Washington D.C.

Ulrich Sonnenschein

Vorweg, es ist sicher kein Meisterwerk, aber es haben schon weitaus schlechtere Filme die Berlinale eröffnet als Lone Scherfigs »The Kindness of Strangers«. Nicht so, wenn man das Presseecho betrachtet. Von Kitsch und Klischees ist da die Rede, von einer Schmonzette, in deren leeren Räumen die Figuren umher stolpern und von einem politisch irrelevanten Gefühlskino. Warum werden die Urteile so hart, wenn es um »kindness« geht, um Güte und Gefälligkeit, darum, sich für eine sehr begrenzte Zeit einmal märchenhaft wohl zu fühlen?

Harald Mühlbeyer

»Nie wieder schlafen, nie mehr zurück« heißt der Film von Pia Frankenberg laut Vorspann; offiziell angekündigt ist er als »Nie wieder schlafen«: Drei Freundinnen auf Berlin-Besuch, eigentlich als Gäste einer Hochzeit, von der verabschieden sie sich bald und lassen sich durch die Stadt treiben. Es ist, laut Einblendung, Spätsommer 1991, die Stadt ist im Aufbruch, muss sie auch sein, weil vieles gerade im Abbruch befindet.

Rudolf Worschech

Fatih Akin hat die Berlinale noch sehr angenehm in Erinnerung, das hat er immer betont. 2004 hat er für seinen »Gegen die Wand« den Goldenen Bären erhalten. Das war zwar nicht sein Karrieredurchbruch, aber als ihm die Jurypräsidentin, die Schauspielerin Frances McDormand, die Staue mit den Worten übergab: »Dein Film ist Rock'n'Roll!« – das war schon was. 

Jens Balkenborg

Mottos konnte der scheidende Berlinale-Direktor Dieter Kosslick schon immer gut. In diesem Jahr steht mit »Das Private ist politisch« ein Spruch aus der 1968er Frauenbewegung über dem Wettbewerb und irgendwie auch über allem, schließlich ist die gesellschaftspolitische Verantwortung des Kinos ein Herzensthema Kosslicks. 

Harald Mühlbeyer

Hermine Huntgeburth ist mit neun Geschwistern aufgewachsen. In einer sehr katholischen Familie – »das erklärt die zehn Kinder«, meinte Huntgeburth im Vorgespräch vor ihrem Debütfilm »Im Kreise der Lieben« von 1991. Familie sei »gnadenlose Liebe«, man könne dem anderen alles antun, am Ende würde es verziehen.

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