Gerhard Midding

In der zweiten Hälfte von „Die Unbestechlichen“ stellt sich in der Redaktion der „Washington Post“ zum ersten Mal Feierlaune ein. Ihre Geschichte über Watergate hat Fahrt aufgenommen. Das Weiße Haus ist in Bedrängnis geraten und der Pressesprecher äußert sich erstmals im Fernsehen zu den Enthüllungen. Übermütig fragt daraufhin einer der beiden Reporter, ich glaube, es ist Carl Bernstein (Dustin Hoffman), in die Runde: „Kamm mir eigentlich mal jemand erklären, was ein Dementi ist?“

Ulrich Sonnenschein

Am letzten Tag des Wettbewerbs – ja das ist schon heute, am Donnerstag, weil Zhang Yimous Film »One Second« aufgrund von Problemen bei der Postproduktion nicht laufen konnte – also 3 Tage vor Schluß des Festivals kommt ein Film, der noch einmal überrascht. Über 3 Stunden in vielfachen Rückblenden und Zeitsprüngen erzhält Regisseur Wang Xiaoshuai eine Familiengeschichte über mehrere Jahrzehnte. Bereits 2001 stellte er einem Film im Wettbewerb der Berlinale vor.

Ulrich Sonnenschein

Es gibt sicher noch mehr, aber zumindest drei Filme sind mir aufgefallen, die einen wie auch immer gearteten Islam als mögliches Heilsversprechen zum Thema haben. Zuerst mal »L'Adieu à la nuit – Abschied an die Nacht« von Altmeister André Techiné. Mit schöner Regelmäßigkeit dreht er Filme, die gesellschaftliche Themen behandeln und sich darüber definieren, diese in eine spannende nachvollziehbare Geschichte zu packen. Nicht selten steht ihm dabei ein weiblicher Star zur Seite, wie Juliette Binoche, Sandrine Kiberlain oder Catherine Deneuve. So auch hier.

Sabine Horst

Joseph Goebbels war hingerissen, nachdem er Fritz Langs »M – Eine Stadt sucht einen Mörder« gesehen hatte: »Fabelhaft! Gegen die Humanitätsduselei. Für Todesstrafe! Gut gemacht. Lang wird einmal unser Regisseur.« Eine krasse Fehleinschätzung. Der schwarzweiße Tonfilm aus dem Jahr 1931 wurde verboten, als die Nazis an der Macht waren; Lang verließ Deutschland. Heute gilt »M« als einer der besten und wichtigsten Filme überhaupt.

Harald Mühlbeyer

Wie in »Kennen Sie Urban?« von 1971 oder in »Das Mädchen aus dem Aufzug« aus dem Jahr 1990 greift auch Evelyn Schmidt 1982 in »Das Fahrrad« so etwas wie ein Tabuthema der DDR auf: Dass es im Arbeiter- und Bauernstaat eben doch innerhalb der hochbeschworenen Arbeiterklasse verschiedene Schichten gibt.

Silvia Hallensleben

Gestern wieder als Berichterstatterin für epd-medien in der Berlinale-Parallelwelt der »Top of the Docs« im Meistersaal in der Köthener Straße, wo die ARD die von ihr selbst so eingeschätzten dokumentarischen Programm-Highlights vorstellt. Dabei nimmt der Sender den Begriff des Dokumentarischen nicht so eng und gemeindet etwa ein angekündigtes drehbuchbasiertes Fernsehdrama von Sherry Hormann (Titel: »Nur eine Frau«) problemlos dort ein, weil es ja auf der realen Geschichte der von ihren Brüdern ermordeten Hatun Sürücü basiert.

Frank Arnold

Die Anfänge erinnert man noch, wenn man 1972 ein bestimmtes Alter hatte: den Einbruch in das Hauptquartier der Demokratischen Partei in Washington, die Ermittlungen einiger Zeitungsreporter, die mehr und mehr Verbindungen zwischen den Einbrechern und höchsten Stellen im Weißen Haus aufdeckten. Und man erinnert sich an das Ende: den Rücktritt des kompromittierten US-Präsidenten Richard Nixon.

Harald Mühlbeyer

Frauen erzählen: Zum Ende des Jahrhunderts befragten Crescentia Dünßer und Martina Döcker sechs alte Frauen über ihren Lebensweg: »Mit Haut und Haar« heißt ihr Dokumentarfilm von 1999, es ist chronologisch der letzte Film der diesjährigen Retrospektive. Sechs Frauen, Jahrgänge zwischen 1907 bis 1925, reden über sich.

Harald Mühlbeyer

Ich bin nicht mit DEFA-Filmen aufgewachsen, sondern in der westdeutschen Provinz. Bis heute kenne ich viel zu wenige, das merke ich jedesmal, wenn ich einen in einer Berlinale-Retro oder -Hommage sehe.

Jens Balkenborg

Im Forum gibt es immer Spannendes zu entdecken. Auf der Suche nach neuen Formen, Strömungen, überhaupt nach innovativen Formaten, versammeln sich dort Filme, die ziemlich weit entfernt sind von dem, was der Volksmund »Mainstream« nennt (oder schimpft, je nachdem...). Da geht es gerne auch mal formal sehr streng zu. Was, grundsätzlich, überhaupt nichts Schlechtes heißen muss. Im Gegenteil: Ein Michael Haneke hat die Austerität genauso zu wahrer Meisterschaft gebracht wie ein Yorgos Lanthimos, wie überhaupt viele Autorenfilmer.

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