Kritik zu Rifkin's Festival

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Der 49. Woody-Allen-Film kommt mit einiger Verzögerung in unsere Kinos. Erneut eine Hommage an eine europäische Stadt, diesmal San Sebastián, und auch sonst bewegt sich der Film in fast allzu vertrauten Bahnen

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Fast zwei Jahre lag er im Giftschrank, nun wagt sich doch ein deutscher Verleih daran, den bislang letzten Film von Woody Allen ins Kino zu bringen. »Rifkin's Festival« war im Sommer 2019 im baskischen San Sebastián entstanden, dessen jährlich stattfindendes Filmfest auch Handlungsort dieser Komödie ist, wo der Film dann, oh Meta-Wunder, im September 2020 zur Eröffnung Weltpremiere feierte. Da stand Allen schon seit geraumer Zeit mehr wegen nicht geklärter Vorwürfe um sexuellen Missbrauch in den Schlagzeilen denn als Filmemacher. 

Im Frühjahr zuvor war seine Autobiografie »Ganz nebenbei« erschienen, Monate nach der Filmpremiere dann die HBO-Doku »Allen vs. Farrow«, in der sich u. a. Allens Ex-Frau Mia Farrow und deren inzwischen erwachsene Tochter Dylan zu Wort meldeten und ihre Anklage gegen ihn bekräftigten. Ein Filmstart wäre in dieser Zeit wohl zum Scheitern verurteilt gewesen, der monatelange Lockdown tat sein Übriges. Doch auch jetzt bleibt die Frage, ob das Publikum bereit ist, über die verfahrene Situation hinwegzugehen und sich auf eine Allen-typische Romantikkomödie einzulassen. 

Wie ein Kommentar darauf flötet gleich zu Beginn von »Rifkin's Festival« ein Jazzstandard aus dem Jahr 1930 »Wrap your troubles in dreams and dream all your troubles away«, gerade so, als wolle er zumindest für die nächsten 88 Minuten alles Ungemach vergessen lassen und in seine Altherrenfantasie einlullen.

Nach »Vicky Cristina Barcelona« (2008), »Midnight in Paris« (2011) und »To Rome with Love« (2012) widmet Allen nun mit San Sebastián bereits der vierten europäischen Metropole eine cineastische Postkarte (ein weiterer Paris-Film soll in Planung sein). Der nordspanische Küstenort dient ihm als mondäne Kulisse für eine wortreiche und dabei erstaunlich pointenarme Komödie um Mort Rifkin (Wallace Shawn), einen gesetzten Filmprofessor zwischen Hypochondrie und Schreibblockade, der seine deutlich jüngere Ehefrau Sue (Gina Gershon) zum Filmfest begleitet, wo sie als PR-Agentin einen erfolgreichen französischen Jungregisseur (Louis Garrel) betreut. Den hält Mort nicht nur für prätentiös und untalentiert, sondern auch für einen Rivalen um die Gunst seiner Frau. 

Der daraus resultierende Herzschmerz treibt Mort bald in die Praxis einer jungen Ärztin (Elena Anaya), in der er eine Art Seelenverwandte erkennt. Seine unbeholfenen Annäherungsversuche mit leicht egomanischem Seniorencharme sollen komisch wirken, sind in ihrer Distanzlosigkeit aber vor allem unangenehm. Dazwischen hat Mort immer wieder Träume und Visionen, die sich um seine Neurosen und Ängste drehen, in ihren Schwarz-Weiß-Bildern an Fellini, Truffaut oder Buñuel erinnern und Allens Liebeserklärung ans europäische Autorenkino sind. Diese parodistischen Einschübe sind mal mehr, meist weniger amüsant und wirken wegen ihres ewiggleichen, selbstreferenziellen Stadtneurotiker-Humors angestaubt. Gerade so, als wolle Allen sich ins Wohlig-Altbekannte flüchten und mit der realen Welt da draußen nichts zu schaffen haben.

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