Anke Sterneborg

Filmkritiken von Anke Sterneborg

Die Rekapitulation des legendären Geschlechterwettkampfs auf dem Tennisplatz lebt von der Mischung aus schrägem Humor, liebevoller Milieuzeichnung und feinem Gespür für die Absurdität zwischenmenschlicher Beziehungen: »Battle of the Sexes«
Nach »Philomena« arbeitet Judi Dench in »Victoria & Abdul« zum zweiten Mal mit Stephen Frears zusammen und glänzt nach John Maddens »Ihre Majestät Mrs. Brown« erneut als Queen Victoria, die durch einen Bediensteten zu rebellischer Lebenslust findet. Allein es fehlt der Biss, der diese liebenswerte Geschichte zu mehr als einer nebensächlich amüsanten Episode machten könnte
Zum dritten Mal nach »Requiem for a Dream« und »Black Swan« versetzt sich Darren Aronofsky in die verstörend subjektive Perspektive einer Frau. Doch was auf hypnotische Weise mit subtilen Irritationen beginnt, mündet am Ende in ein überspanntes Orgien-und Mysterientheater: »Mother!«
Das Glück und die Freiheit, aber auch den Schmerz und die Scham einer wild anarchischen Aussteigerkindheit fängt Destin Daniel Cretton mit grandiosen Schauspielern in allen Widersprüchen ebenso wahrhaftig wie unsentimental ein: »Schloss aus Glas«
Philippe de Chauveron konfrontiert nach »Monsieur Claude und seine Töchter« in »Hereinspaziert!« erneut Franzosen mit ihrem alltäglichen Rassismus und setzt dabei vor allem auf den gemeinsamen Nenner lauwarmer Klischees
Ein entfremdeter Vater und sein Sohn fahren zur Beerdigung des Großvaters in den fernen Norden. Im Rahmen eines Road- und Buddymovies klammert Thomas Arslan alles aus, was komische und emotionale Entlastung bieten könnte, und kommt damit der Wahrheit der Entfremdung zwischen den Generationen schmerzlich nah: »Helle Nächte«
In strengem Schwarz-Weiß und mit schillernder Besetzung zündet Sally Potter in »The Party« die vergnüglich-bösen Funken einer Gesellschaftskomödie, die im Schnelldurchlauf Reizthemen wie die Krise des Gesundheitswesens, der Demokratie und der Banken, den Stand des Feminismus und hippe New-Age-Ablenkungen durchdekliniert
Für welchen von zwei Männern würde sich Kati (Jessica Schwarz) entscheiden, wenn die Zeit fünf Jahre zurückgedreht wird? Aus dem Zeitreise-Szenario von Kerstin Gier kann Pepe Danquart in »Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner« nur laue Romcom-Funken schlagen
Das Regiedebüt der Schauspielerin Jule Ronstedt ist ein Mix aus Bayernkrimi und Kulturclash-Komödie, den Lisa Maria Potthoff mit erdigem Charme und wohldosierter Wahrhaftigkeit vor dem Absturz in die Klischeehölle bewahrt: »Maria Mafiosi«
Nach schmerzlicher Trennung samt Sorgerechtsstreit wird die Enddreißigerin Jeanne (Audrey Dana auch als Autorin und Regisseurin) einer heilsamen Körpertausch-Schocktherapie unterzogen. Das Gemächt zwischen den Beinen eröffnet ihr die männliche Perspektive, was vor allem plakativ und gelegentlich auch ganz charmant wirkt: »Mein neues bestes Stück«

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