Der bunte Tod

Berlinale Classics: Fritz Langs »Der müde Tod« in Farbe
»Der muede Tod« (1921) © Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung

Seit einiger Zeit beschert die Berlinale Sektion Classics dem Publikum restaurierte Meilensteine der Filmgeschichte. Nachdem bereits »Metropolis« und »Die Nibelungen« von Fritz Lang in den vergangenen Jahren erneuert vorgeführt wurden, bekam nun sein Frühwerk »Der müde Tod« von 1921 eine Schönheits-OP spendiert. Als plastische Chirurgen fungierten die Experten der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden. Das Besondere: Der Schwarz-Weiss-Film wurde als viragierte Fassung, also in Farbe, vorgeführt.

»Der müde Tod« zeigt den Sensenmann als desillusionierten Grantler mit Burnout. Er hat es satt, als Gottes Handlanger die Menschen über den Jordan - oder in seinem Fall über eine Friedhofsmauer zu schicken. Als er einer jungen Frau (Lil Dagover) den Gatten (Walter Janssen) entreißt, lässt sie nicht nach bis er ihr eine Chance gibt, ihn wiederzubekommen. Sollte sie es schaffen, ein Leben zu retten, das auf der Kippe steht, will er ihn freigeben. Nun wechseln Farbe und Genre: In drei abenteuerlichen Episoden im Orient, Venedig und in China setzt sie alles daran, drei Menschen in Gestalt ihres Manns zu retten und scheitert ein ums andere Mal. Zuletzt trägt er ihr auf, innerhalb einer Stunde jemanden zu finden, der den Platz ihrer großen Liebe einnimmt. Aber selbst die Kranken, Armen und Alten hängen zu sehr am Leben. Das bittersüße Ende vereint die Liebenden, nachdem sie sich weigert, dem Tod ein Kind zu opfern.

Durch die Restaurierung wirkt »Der müde Tod« atmosphärisch facettenreicher: Tageszeiten sind klarer voneinander zu trennen, die Abenteuer an exotischen Schauplätz erhalten durch orange oder gelbe Färbung eine charakteristische Stimmung, dramatisches Rot leuchtet den feurigen Showdown aus. Lang hatte die Färbung damals sehr bewusst vorgenommen. Leider gilt die ursprüngliche Virage als verschollen. Daher mussten sich die Restauratoren an ähnlich viragierten Filmen der Epoche orientieren.

Zum visuellen Make-Over gesellt sich eine komplett neue Klangfarbe: Der Freiburger Komponist Cornelius Schwehr schuf die Filmmusik neu, die sich zurückhaltend, aber stimmungsvoll in das Setting einfügt. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin spielte die Partitur während der Uraufführung live unter Leitung des Dirigenten Frank Strobel. Das Publikum im Friedrichstadtpalast kam so, fast 100 Jahre nach Uraufführung, in den Genuss einer exzellent erneuerten Fassung von »Der müde Tod«  ein Erlebnis.

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