Berlinale: Kunst und Kommunikation

Aki Kaurismäki meldet sich mit Nachdruck zurück, Joseph Beuys spricht aus dem Jenseits, und bei Thomas Arslan haben sich die Leute nichts zu sagen. Eindrücke aus dem Mittelteil des Berlinale-Wettbewerbs
Ulrich Sonnenschein

»Beuys« heißt schlicht der neue Dokumentarfilm von Andres Veiel, der wie kein anderer mit dieser Form umgehen und interessante Aspekt aus seinem Material herausarbeiten kann. Kaum Interviews hat Veiel geführt, wie zum Beispiel mit dem Künstlerkollegen Klaus Staeck, hier kommt Beuys im historischen O-Ton selbst zu Wort. So wird in diesem Film vor allem deutlich, dass Beuys aus einer Zeit der Aktion stammte, die irgendwann vom Diskurs abgelöst wurde.

Silvia Hallensleben

Gerade zurück von der Preisverleihung unseres Verbands der Filmkritik (mein dritter Berlinale-Außer-Haus-Termin bis jetzt überhaupt ), die im tube-Club in der Friedrichstraße wie immer komplett überfüllt und diesmal von Nina Sonnenberg ein bisschen angestrengt aber sympathisch moderiert war. Die Stimmung positiv, Presseschelte lag nicht in der Luft.

T2 Trainspotting

Danny Boyle meint es ernst mit seinem Sequel »T2 Trainspotting«. Nicht als kommerzielles Projekt, um an den Kassenerfolg von 1996 anzuknüpfen, sondern als Anlass, um voll Neugier und Mitgefühl nachzuschauen, wie seine Helden von damals mit dem Verlust von Jugend, Energie und Möglichkeiten fertigwerden
Ulrich Sonnenschein

Drei Filme im Wettbewerb und kaum könnte das Votum der Kollegen uneiniger sein als heute. Thomas Arslans sparsamer Film »Helle Nächte«, der vielen zu langsam, zu wortkarg und ästhetisch eine Sackgasse war, hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Er erfüllt seine selbstgestellte Aufgabe imgrunde perfekt. Das dargestellte Vater-Sohn-Verhältnis geht ungebrochen und in seiner ästhetischen Rücksichtslosigkeit radikal auf den Zuschauer über. Ein Sohn fährt zur Beerdigung seines Vaters, den er schon 5 Jahre nicht mehr gesehen hat, nach Norwegen.

Harald Mühlbeyer

Jetzt Apokalypse. Aber so richtig. Alles monochrom, vornehmlich gelb, manchmal blau viragiert, eine untergegangene Welt, das Ende der Menschheit. Nach einem Atomkrieg die letzten Überlebenden in einem Bunker unter einem Museum, dort haust der Professor und Nobelpreisträger Larsen mit ein paar Museumsangestellten. Außen Trümmer, Leichen und Strahlung, unten zusammengesammelten Zeug aus dem Museum, unter den Tischen Pedale, um Glühlampen anzutreiben. Und warten, warten auf den endgültigen Schluss. Und Nachdenken über das Vorher, wie hat es soweit kommen können.

Christian Hein

Schwarzer Sand und aufgeschäumtes Meer, glattgeschliffene Küstenwände, heller Sonnenschein: Die Trauminsel in der Ägäis zeigt sich der kleinen Familie um Vater Jimmy und Mutter Hannah von seiner besten Seite. Doch dieser Tag ist für die fünfjährige Luca ein dunkler. Hannah erklärt ihr, dass Jimmy nach dem Urlaub ausziehen wird – Mama und Papa haben sich nicht mehr lieb.

Harald Mühlbeyer

Der früheste Film, der in der Science Fiction-Retro läuft. Gedreht vor 100 Jahren, mitten im Weltkrieg, im beschaulichen Dänemark. Ein pazifistisches Manifest, eine Utopie vom Weltfrieden mit ewigem Sommer und schönen, weißgewandeten Damen: »Himmelskibet« / »Das Himmelsschiff«, dänischer Spielfilm von Holger-Madsen (der sich den Bindestrich aus künstlerischen Gründen zum Namen dazuerfunden hat...)

Schatz, nimm Du sie!

In dem Remake »Schatz, nimm Du sie!« geht mit grobmotorischen Charakteren und entschärften Episoden der satirische Witz des Originals – in dem scheidungswillige Eltern ihre Kinder aus Karrieregründen zu vergraulen versuchen – weitgehend verloren

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