Filmkritiken
Woche vom 16.01.2019
Zwischen Horrorthriller, Superheldenepos und Charakterdrama spinnt M. Night Shyamalan in »Glass« das Schicksal der übernatürlich begabten Charaktere aus zwei Vorgängerfilmen weiter – so düster und reizvoll überspannt wie gewohnt
Jennifer Lopez hält allein mit ihrem Charisma zusammen, was sonst unzusammenhängend in ein Rührstück und eine Arbeitsplatzkomödie zerfallen würde. Seicht, aber sehenswert
In dem düsteren Familiendrama erzählt Felix Hassenfratz von inzestuösem Missbrauch und was er nicht nur mit den unmittelbaren Opfern macht. »Verlorene« überzeugt mit einem starken Ensemble, allen voran Maria Dragus und Anna Bachmann, aber auch Clemens Schick und Enno Trebs. Aber der Regisseur und Drehbuchautor überlädt diese beklemmende Geschichte. Der durchweg badische Dialekt ist eine zusätzliche Herausforderung
In einer Mischung aus Erzählung und Tanz porträtiert die Regisseurin Icíar Bollaín in »Yuli« den weltbekannten kubanischen Balletttänzer Carlos Acosta. Ein originelles, angenehm geerdetes Biopic, dem gelegentlich allerdings seine innere erzählerische Spannung abhandenkommt
In ihrem Kinodebüt macht Josie Rourke zusammen mit Saoirse Ronan und Margot Robbie die höfischen Intrigen des 16. Jahrhunderts zu einem Politthriller, der bis in die Amtszeiten von Maggie Thatcher und Angela Merkel hineinstrahlt: »Maria Stuart, Königin von Schottland«
Jason Reitmans minutiöse Analyse des Sexskandals um den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Gary Hart im Wahlkampf 1988 verweigert sich konsequent der konventionellen Spannungsdramaturgie: »Der Spitzenkandidat«
Wieder mal ein besserer Michael Moore: Mit einem bissigen und streckenweise auch analytischen Rundumschlag beschreibt der Dokumentarfilmer das zerrissene Land, das Trump den roten Teppich ausrollte: »Fahrenheit 11/9«
Ein in der Form ärgerlich konventionelles Familienporträt über den ehemaligen CSU-Granden Leo Wagner, das nichtsdestotrotz aufschlussreiche Einsichten in die Verhältnisse der mittleren Bonner Jahre bietet: »Die Geheimnisse des schönen Leo«
Spielfilmdebüt mit dokumentarischem Charakter über eine Theatergruppe, die zu Recherchezwecken nach Auschwitz fährt. Trotz einiger gelungener Momente bleibt die Handlung zu ungenau: »Hotel Auschwitz«
Christian Frei erzählt von der anstehenden biotechnologischen Revolution im Spannungsfeld zwischen archaisch anmutenden sibirischen Elfenbeinjägern und modernster Hightech-Wissenschaft: »Genesis 2.0«
Philipp Hirschs Debüt »Raus« ist eine moderne Aussteigerfabel, die durch ihre unerwartete Pointe überzeugt
Das Schicksal eines etwa 12-jährigen Jungen in den Elendsvierteln von Beirut, erzählt mit erstaunlicher Unmittelbarkeit und Authentizität, am Ende leider etwas didaktisch und emotional überbetont: »Capernaum«
Sensibler Dokumentarfilm über die Geschwister von Kindern, die an einer chronischen oder gar lebensbedrohenden Krankheit leiden. »Unzertrennlich« ist sehr gut beobachtet und unaufdringlich realisiert